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Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 1): Die Bildhauer — Stuttgart, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.4968#0275

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IV. Die griechische Kunst in ihrem Streben nach äusserer Wahrheit. 271

schmückte, muss etwa in die Mitte seiner Laufbahn fallen. Denn Plinius (34. 50)
führt ihn bereits unter den Künstlern der 102ten Olympiade an. Damals aber
war er noch jung. In einem der freilich wohl nicht von Plato selbst geschriebenen
Briefe (13, p. 3G1 A), welcher später als der Besuch bei dem jüngeren Dionys
datirt ist, also nach Ol. 103, 2, dem Jahre des Regierungsantrittes dieses Ty-
rannen, heisst er reog y.al aya#Jg dijuiovpyog. Vor Ol. 106, 3 musste er die
Statue des Isokrates gemacht haben, da Timotheos, der Sohn des Konon, welcher
sie weihete. in diesem Jahre starb: Pseudo-Plut. vit. X orat. Isoer., Phot. bi-
bliotb. p. 795 H. Später, als die Arbeiten am Mausoleum, fallen die Werke in
dem Gebäude, welches Philipp von Macedonien nach der Schlacht von Chaeronea
(Ol. 110. 3) in 01} mpia errichten liess. Endlich führt uns in die letzten Jahre
Alexanders die Angabe Plutarchs (Alex. c. 40), dass die Darstellung einer Löwen-
Jagd dieses Königs, welche Krateros in Delphi aufstellen liess, ein gemeinsames 287
Werk des Lysipp und des Leochares sei.

In allen diesen Zeitangaben, welche sich zwischen Ol. 102 und 114 be-
wegen, liegt nichts, was einer besonderen Erklärung bedürfte. Dagegen muss
die Angabe des Plinius (34, 79) Anstoss erregen, dass Leochares eine Statue
des Autolykos, eines Siegers im Pankration, gemacht habe, desselben, welcher
Xenophon das Symposion zu schreiben Veranlassung gab. Jener Sieg aber fällt
in das dritte Jahr der 89sten Olympiade1), also lange vor die Geburt des Leo-
chares. Als letzte Ausflucht bleibt uns nun freilich immer die Annahme übrig,
dass die Statue erst lange nach dem Siege aufgestellt sei. Doch ist vielleicht
noch eine andere Lösung der Schwierigkeit möglich, welche früher von mir
vorgeschlagen und von 0. Jahn (Arch. Beitr. S. 44) gebilligt worden ist. Wir
wissen nemlich aus einer attischen Inschrift (s. unten), dass Leochares, wie mit
Lysipp, so auch mit Sthennis in Gemeinschaft arbeitete. Von diesem aber wird
ebenfalls eine Statue des Autolykos angeführt, aber nicht des Pankratiasten,
sondern des Heros, welcher für den Gründer von Sinope galt -). War auch bei
diesem Werke Leochares sein Genosse, so erklärt sich die Angabe des Plinius
einfach aus einer Namensverwechselung.

Zur besseren Uebersicht führen wir in dem Verzeichniss der Werke auch
die schon erwähnten nochmals an:

„Juppiter tonans auf dem Capitol, ein Werk, welches vor allem ge-
lobt zu werden verdient": Plin. 34, 79.

Zeus auf der Akropolis von Athen: Paus. I, 24, 4: wahrscheinlich ver-
schieden von dem römischen, „wenn man nicht annehmen will, dass Hadrian
wegen besonderer Begünstigung Athens unter anderen Statuen auch diese des
Zeus wieder an die Stelle gesetzt habe, woher sie früher genommen sein mochte:
eine Annahme, die auch auf die verschiedenen Apollostatuen ihre Anwendung
erleidet'- Sillig.

Zeus und der Demos im Peiraeeus hinter der Halle am Meere : Paus. 1,1,3.
Apollo im Kerameikos zu Athen, vor dem Tempel des Apollo Patroos: 288
Paus. I, 3, 4.

!) Athen. A". p. 216 D; Krüger prolegg. zu Xen. conv. p. XI sq. Herrn, de temp.
conviv. Xen. J. Gott. 1844. 2) Strabo XII, p. 546.
 
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