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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 1.1899-1900

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Nr. 6
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Burgenschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.31728#0054

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Abb. z. Schloß Burg an der wupper.

Schlüsscl und eine eisernc und eine bronzene Gewand-
nadel. Der Fußboden war mit Beckuner Sreinen bedeckt.
Hölzerne pfosten, von dencn vermoderte Ueberreste noch
erhalten sind, haben wahrscheinlich ein niedriges, bis auf
den Boden reichcndes Stroh- oder Schindeldach getragen.
Die eine wohngrube und die Rüche hatten je einen in
die Erde eingegrabenen, treppenartigen Eingang, bei der
andercn fehlr jede Spur davon. Ein Brunnen wurde
nicht gefunden; ein in unmittelbarer Nahe vorbeiflicßcnder
Bach dürfte den Bewohnern das Trinkwajfer geliefert
haben.

Milseburg (Lberftein), Rhön.

Auf dem Liedcnküppel an der westfeite der lNilse-
burg (seit lSS7 wieder (?) Eberstein genannt) sind von
dem Looperaror Fürst zu Rleinsa>fen Ausgrabungen ver-
anstaltet, welche die Aufdeckung eines auf je il m in die
Länge anschließenden Mauerwerks von regelmäßiger
Mauerung zum Ergebniß hatte. Die ganze Anlagc auf
der ZZst gm fassendcn Gipfelflächc fcheint sechseckig ge-
wesen zu sein. Auf der Ostseite zeigen sich Spurcn von
Erdwällen. Vermuthlich hat man hier die Aeste einer in
den Urkunden der Familie von Eberstein mchrfach cr-
wähnten Burg vor sich.

CLSW

l)ersci)iedene6.

ljohkönigsbnrg.

Der kaiserliche Statthalter, Fürft zu Hohenlohe-
Langenburg, hat die Herstellung einer umfajfenden Mono-
graphie über die Burg in die wege geleitet, mit deren
Ausarbeitung Hofrath Or. Piper in München und Archiv-
direktor vr. wiegand hier betraut worden sind.

Bücherschau.

Die Nonnebnrg. Ein Führer durch dieBurg und
ihre Umgebung von Friy Schleucher. Geln-
hausen I9SS. Verlag von Oscar wettig.

Das 7st (bctavsciten starke Hefrchen mit einer Ab-
bildung der Ronneburg und einer Ansicht des Rirchhofs
zu Langenselbold macht keinen Anspruch, wi>fenschafrlich
zu sein. Es bieter einen reichhalrigcn Stofs von dcm
uns nur die Abschnitte über die Ronneburg selber und
eine kleine Bemerkung über den Langenselbolder Rirchhof
besonders intere>firen. Die geschichtlichcn Mittheilungen
über dic Ronneburg entbehrcn der nöthigen Genauigkeit,
u. a. enthalten sie eine bcdenkliche Derwechslung der
Ronneburg mir der Rannenburg bei Alzenau, welche
wohl auf älterc falschunterrichterc M.uellcn zurückzuführen
ist. Der drirre Theil des werkchcns, der eigentliche Führer
durch die Ronneburg schließr sich an unanfechtbare G.uellen,
das isenburgische Dorfbuch aus dem 2lnfange des 17. Iahr-
hundcrts, und an die zahlrcich vorhandenen Inschriften
an und ift deshalb auch für den Fachmann von wichtig-
kcit. Besonders hinweisen wollcn wir auf die Stellen,
welche von dem allmählichen blnrcrgange der Burg
handcln. wie wir auch von zuverlässigcn Augcnzeugen
wi>fen, ist der Zustand der vorhandencn Baulichkciten ein
solcher, daß ihncn über kurz oder lang da>felbe Schicksal
bcvorsteht, wie dcnen, die bereits in dcn sechziger und
siebziger Iahren abgeri>fen werden mußten, um die Unter-
haltungskosten zu sparen. wic die Verhälrni>fe liegcn, wird
sich schwerlich ctwas dazu thun la>fen, die Ronneburg, dics
inrerelfante Denkmal des Nlittclalters und der Renai>fance
auch nur in seiner jeyigen Gestalr zu erhalten. wir
erwähnten bereits den Rirchhof von Langenselbold. Don
ihm berichtet Schleucher: „während die Dörfer um Hanau
faft alle befestigt waren, cntbehrtc Selbold eines solchen
Schuycs. Dagegen dicnre der mir Mauern umgebene
Friedhof als Zufluchtsstätte in kriegerischen Zeiten. Und
daß er dieses gewescn, beweisen die noch vorhandenen
Schießscharten, der noch zum Theil sichtbare wallgraben
und die Dhurmanlagen an zwei Eckcn." Darnach ist
dieser Rirchhof ein übcraus interejfantcs Beispicl jener
Vertheidigungswerke dcs Mittelalters, welche sich das
vielgeplagte Landvolk im Gegensay zu den ritterlichen
Burgherren und den bürgerlichen Stadtbewohnern
schaffen mußte. Das ist ein Gebiet des mittclalterlichen
Befestigungswesens, das bis jeyt so gut wie gar nicht
erforschr ist. Und dabei fehlt cs ihm doch nicht an Reich-
haltigkeit und Mannigfaltigkeir des Sroffcs, wir erwähnen
nur im Fluge die festen Friedhöfe Süddeurschlands
(Hunaweper), dic truyigen Dorfkirchen Hejfcns (der inter-
c>fante Dhurm der eingegangcnen Rirchc zu f^iedcr-
belfingen bei Laubach!) und die burgähnlichen Feldstcin-
kirchen der Friesen an der Unterwescr (Brcmer Gcbiet!).
Das wäre ein Feld für den Specialforscher! cKr.

Mittherlungerr.

Dieser r^ummcr des „Burgwarts" liegt für die Mitglieder bei: l) Ein Mitgliederver?eichnist nach dem
Stande vom lL. November d. I. 2) Ein postanrveisungsforinular, das die Mitglieder zur Einsendung des Iahres-
beitrages freundlichft benuyen wollen.

Der Uortrag des lserrn Vv. Luther über „Luthers Beziehungen zur wartburg und Loburg" sindet im
Ianuar 1SM im Hörsaale dcs Völkermuseums zu Berlin statt. Der Vortrag wird mir Lichrbildern ausgestattet.

Vcrantwortlicher Rcdakteur: L. Arollmann, Ranibolz, post vollnierz. — verlag : Verlag für's Deutsche haus sL. A. Arollniann 6: Lo.), Berlin ^V. 50, Schaperstr. 5.

Druck: Hermann Lez'l L Lo., Berlin 8>V., Friedrichstr. 16.
 
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