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in der Forin deö Mriginals wiedergegeben, dainic sich die Leser selbst eiir Urcheil über die Echcl-eic der-
selben oder chre Zuweisung in die verschiedenen Iahrhunderce bilden, was bei den sonst ineist beliebten
schematischen Darstellungen nichc moglich Lst.
Eine große Zcchl von Grundrissen und Durchschnitten erlaucern auch dem Laien leicht faßlich
die architektonische Gliederung der Burganlagen. Wiedergaben von alten Abbildungen aus Gammel-
werken, Lßroniken und Archiven geben Gelegeicheir, die allinahliche Entstehung, Umwandlung und den
Zerfall der Burgen zu verfolgen.
Besonders lehrreich sind die zu jeder Burg vom Verfasser entworfenen Wiederherstellungs-
Ansichcen. Dieselben zeichnen sich vor vielen Entwurfen (auch Ausfuhrungen!) ahnlicher Art vortheil
haft dadurch aus, daß Ebhardt sich mic peinlicher Genauigkeit an das Dorhandene gehalcen hat und
die unumganglich nothwendigen Erganzungen, soweit wie irgend möglich, nur auf den Ergebnissen
örtlicher Studien, Ausgrabungen u. s. w., sowie nach vorhandenen zuverlassigen Bildern und Planen
aufbauc, und lediglich, wenn alle diese NAccel versagen,
Beispiele aus der Vlachbarschaft der Burg zu Grunde
legt, bei denen alle Vorbedingungen gleicher Art sind.
Mehr als alle cheoretischen Auseinandersetzungen, auch
wenn sie von noch so vielen Abbildungen von Einzel-
heiten illustrirc sind, durften diese Wiederherstellungs-
encwürfe geeignet sein, dem Beschauer klar zu machen,
wie eine mittelalterliche E»urg in Wirklichkeit ausgesehen
haben muß. Bei naherer Becrachtung dieser schönen
Tafeln wird man auch, obgleich die Anwendung decorativer
Formen bei denselben, wie es scheint, grundsätzlich ver
schmaht ist, mit vergnügen inne, welch ein lebhaftes
Runstgefühl unserer Dorfahren sich auch in diesen Vlutz
und Drutzbauten ausspricht. Neberhaupt ist das ganze
Buch dazu angethan, das alte vorurtheil, als ob unseren
Burgbaucen künstlerischer Werrh nicht beizumessen sei,
gründlich zu widerlegen.
Was nun die technische Ausführung der Abbildungen
angeht, so ist dieselbe im Allgemeinen des höchsten L^obes
würdig. Einige Aasterbilder im ersten Hefte dürften
vielleicht etwas scharfer sein. Es will uns überhaupt
bedünken, als mache sich Lm zweicen Hefte noch ein tech-
nischer Fortschritt bei den Illustrationen geltend, ohne daß
damic Lrgend ein Tadel der im ersten Hefte enchaltenen
verbunden sein soll. Besonders hübsch ist die farbige
Abbildung der Galzburg nach dem Griginal von Wilhelm
Aichrer von Aheinsberg. Es verdienc hervorgehoben zu
werden, daß im Uebrigen die künstlerische Auöstattung
des Werkes bis ins Rleinste geistiges Eigenthum des Der-
fassers ist, von dessen Hand selbst die feinen Initialen, Schlußstücke u. s. w. herrühren. Das giebt dem
Ganzen sein besonderes künstlerisches Geprage.
Der Tepc beschrankt sich im Allgemeinen auf die WLedergabe der Ergebnisse epaccer wissenschaft
licher Forschung, er vermeidet jede s)olemik, ohne daß der verfasser deshalb mit seiner wohlbegründecen
Anschauung zurückhielte. Die Geschichte der Burgen ist bewußter Maßen vor allen Dingen Geschichte
des Bauwerks selbst. DLe zahlreich angeführten (Uuellen indessen enthalten vieles, was zur Erlauterung
der gleichzeitigen politischen und Lulturgeschichte dienlich ist. Ueberall laßt sich das Zurückgreifen auf
urkundliches Ulaterial, vielfach auf die ungehobenen Gchatze der Lamilienarchive verfolgen.
Um noch einige kleine Ausstande vorzubringen: Mit der Gchreibung „pallas" und „pallisaden"
können wir uns nicht einverstanden erklaren. Ersteres ist auf palatium zurückzuführen, letzteres auf
die Wurzel des deutschen Worces Pfahl, man schreibt deshalb richtiger Palas und palissaden; dagegen
Abb. z. Burg Leofels: Fenster.
(Aus Lbhardt, „Deutsche Burgen", verlag vou
Lrnst wasmutb, Berliu V^.)
in der Forin deö Mriginals wiedergegeben, dainic sich die Leser selbst eiir Urcheil über die Echcl-eic der-
selben oder chre Zuweisung in die verschiedenen Iahrhunderce bilden, was bei den sonst ineist beliebten
schematischen Darstellungen nichc moglich Lst.
Eine große Zcchl von Grundrissen und Durchschnitten erlaucern auch dem Laien leicht faßlich
die architektonische Gliederung der Burganlagen. Wiedergaben von alten Abbildungen aus Gammel-
werken, Lßroniken und Archiven geben Gelegeicheir, die allinahliche Entstehung, Umwandlung und den
Zerfall der Burgen zu verfolgen.
Besonders lehrreich sind die zu jeder Burg vom Verfasser entworfenen Wiederherstellungs-
Ansichcen. Dieselben zeichnen sich vor vielen Entwurfen (auch Ausfuhrungen!) ahnlicher Art vortheil
haft dadurch aus, daß Ebhardt sich mic peinlicher Genauigkeit an das Dorhandene gehalcen hat und
die unumganglich nothwendigen Erganzungen, soweit wie irgend möglich, nur auf den Ergebnissen
örtlicher Studien, Ausgrabungen u. s. w., sowie nach vorhandenen zuverlassigen Bildern und Planen
aufbauc, und lediglich, wenn alle diese NAccel versagen,
Beispiele aus der Vlachbarschaft der Burg zu Grunde
legt, bei denen alle Vorbedingungen gleicher Art sind.
Mehr als alle cheoretischen Auseinandersetzungen, auch
wenn sie von noch so vielen Abbildungen von Einzel-
heiten illustrirc sind, durften diese Wiederherstellungs-
encwürfe geeignet sein, dem Beschauer klar zu machen,
wie eine mittelalterliche E»urg in Wirklichkeit ausgesehen
haben muß. Bei naherer Becrachtung dieser schönen
Tafeln wird man auch, obgleich die Anwendung decorativer
Formen bei denselben, wie es scheint, grundsätzlich ver
schmaht ist, mit vergnügen inne, welch ein lebhaftes
Runstgefühl unserer Dorfahren sich auch in diesen Vlutz
und Drutzbauten ausspricht. Neberhaupt ist das ganze
Buch dazu angethan, das alte vorurtheil, als ob unseren
Burgbaucen künstlerischer Werrh nicht beizumessen sei,
gründlich zu widerlegen.
Was nun die technische Ausführung der Abbildungen
angeht, so ist dieselbe im Allgemeinen des höchsten L^obes
würdig. Einige Aasterbilder im ersten Hefte dürften
vielleicht etwas scharfer sein. Es will uns überhaupt
bedünken, als mache sich Lm zweicen Hefte noch ein tech-
nischer Fortschritt bei den Illustrationen geltend, ohne daß
damic Lrgend ein Tadel der im ersten Hefte enchaltenen
verbunden sein soll. Besonders hübsch ist die farbige
Abbildung der Galzburg nach dem Griginal von Wilhelm
Aichrer von Aheinsberg. Es verdienc hervorgehoben zu
werden, daß im Uebrigen die künstlerische Auöstattung
des Werkes bis ins Rleinste geistiges Eigenthum des Der-
fassers ist, von dessen Hand selbst die feinen Initialen, Schlußstücke u. s. w. herrühren. Das giebt dem
Ganzen sein besonderes künstlerisches Geprage.
Der Tepc beschrankt sich im Allgemeinen auf die WLedergabe der Ergebnisse epaccer wissenschaft
licher Forschung, er vermeidet jede s)olemik, ohne daß der verfasser deshalb mit seiner wohlbegründecen
Anschauung zurückhielte. Die Geschichte der Burgen ist bewußter Maßen vor allen Dingen Geschichte
des Bauwerks selbst. DLe zahlreich angeführten (Uuellen indessen enthalten vieles, was zur Erlauterung
der gleichzeitigen politischen und Lulturgeschichte dienlich ist. Ueberall laßt sich das Zurückgreifen auf
urkundliches Ulaterial, vielfach auf die ungehobenen Gchatze der Lamilienarchive verfolgen.
Um noch einige kleine Ausstande vorzubringen: Mit der Gchreibung „pallas" und „pallisaden"
können wir uns nicht einverstanden erklaren. Ersteres ist auf palatium zurückzuführen, letzteres auf
die Wurzel des deutschen Worces Pfahl, man schreibt deshalb richtiger Palas und palissaden; dagegen
Abb. z. Burg Leofels: Fenster.
(Aus Lbhardt, „Deutsche Burgen", verlag vou
Lrnst wasmutb, Berliu V^.)