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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Hrsg.]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 3.1906/​1907

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Staudhamer, Sebastian: Vom Panorama in Altötting
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von Hoerschelmann, E.: "Die Heilige Grotte", [1]: (Sacro Speco)
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https://doi.org/10.11588/diglit.53750#0080

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6o

©W DIE HEILIGE GROTTE ^3

GEBHARD FUGEL ZWEI JUDEN


Studie zum Panorama. Text S. j 9
zweck entsprechend durchgefeilten Vorar-
beiten. Demgemäß hat der Künstler diese
ausgezeichneten Studien aufs sorgfältigste in
ungefähr zweidrittel Lebensgröße mit Öl-
farben ausgeführt. Wir erhalten durch sie
einen schätzbaren Einblick in das Künstler-
schaffen. Es wäre eine verhängnisvolle Täu-
schung, wenn man glaubte, heutzutage ge-
nüge es, oder man habe es sich in früheren
großen Zeiten der Kunst genügen lassen,
derartige spezielle Vorstudien aus der Er-
innerung, als Frucht der in den Lernjahren be-
triebenen allgemeinen Körperstudien zu erfin-
den. Nein, die Holzkreuze, wie man sie S. 59
sieht, waren im Atelier des Künstlers aufgepflanzt
und an ihnen waren Männer (»Modelle«) befe-
stigt und diese Männer, geübt in ihrem für den
Künstler unentbehrlichen Berufe, hatten für das
gute Geld des Malers wiederund wieder die von
ihm gewollten Stellungen einzunehmen und
beizubehalten, bis dem Drang des Künstlers
nach Vollendung der äußeren und inneren
Gestaltung, die ihm vorschwebte, genuggetan
war. Glaubt man etwa, solche Vorabeiten seien
für den Künstler ein Vergnügen? Sie sind
eine Last, eine Qual, ein Opfer, aber auch
eine Notwendigkeit. Sage man ja nicht, das
sei nur ein »Abschreiben« der Natur und
für das »ideale Schaffen« bleibe hier kein
Raum. Das hieße die Grundlagen des idealen
Schaffens verkennen. Bleiben wir zur Erläu-

terung bei unserm Fall: worin bestand
die Tätigkeit des Künstlers, der unsere
Kreuzigungsgruppe schuf? Fugei hatte
zunächst den ganzen Vorwurf innerlich
zu verarbeiten, hatte dann die Kreuzi-
gungsgruppe für sich und in ihrem Ver-
hältnis zu den übrigen figürlichen und
zu den landschaftlichen Partien und zur
Gesamtkomposition auszudenken. Dann
waren die drei Leiber, jeder für sich,
zu erfinden, aber immer mit Rücksicht
auf einheitlichen Zusammenschluß und
auf die Auswahl von Stellungen, die
ästhetisch zulässig, seelisch eindringlich,
dem Gedanken entsprechend waren. Bei
dem näheren Studium der einzelnen
Figuren galt es dann, unter den hun-
dert Möglichkeiten in der Bewegung der
Gliedmaßen und der Muskeln die eine
auszuwählen, die, in sich selbst harmo-
nisch und wirksam, sich auch der Um-
gebung eingliederte. Also genug der
Arbeit, von der Beseelung der Formen
und der Bewegungen, der bedeutsam-
sten und entscheidenden Tätigkeit des
Künstlers, ganz zu schweigen. —Freilich
nicht jedem Künstler gelingt das alles so,
wie wir es bei Fugei und andern ersten Meistern
sehen, so daß man sich des Schweißes der Arbeit
in keiner Weise bewußt wird; allein die Schuld
liegt nicht in der Arbeitsmethode, sondern
in der ungleichen Verteilung der Talente.
Um so höher wollen wir jene Künstler schätzen,
welche die sichtbaren Dinge so meistern, daß
sie zum würdigen Gefäß für die höchsten
und heiligsten Ideen werden!
S. Staudhamer
»DIE HEILIGE GROTTE«
(SACRO SPECO)
Von E. von HOERSCHELMANN
»Loens iste sanctus est«
Cagenhaft, auf schwindelnder Felsenhöh’
steigt aus den »Monti Simbruini«, *) über
alle umliegenden Bergzüge wegragend, Sub-
jaco -— das alte »Sublacum« empor.
Also benannt nach den drei Seen, die
Nero, als sich noch die »Villa Neroniana«
durch das ganze Gebiet der »Valle Santa«
erstreckte, aus dem Strombett des Anio ab-
leiten ließ, der von seinem Ursprung, dem
»Monte Cantaro« aus, einer Riesenschlange
gleich, in tausendfachen, zuckenden, glitzern-
den Windungen bis zum Tiber unaufhaltsam

I) Ausläufer der Abruzzen.
 
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