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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Hrsg.]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 3.1906/​1907

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Mader, Felix: Studien über den Meister des Mörlindenkmals (Georg Erhardt?), [5]
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https://doi.org/10.11588/diglit.53750#0121

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EPITAPH DES ULRICH VON WOLFERSDORF
Int Mortuarium zu Eichstatt. Text S. 100

STUDIEN ÜBER DEN MEISTER DES MORLINDENKMALS
(GREGOR ERHARDT?)
Von FELIX MADER
(Fortsetzung)

Unsere weitere Forschung führt nach Dil-
lingen, wo sich zwei Schöpfungen des
Meisters am dortigen Schloß nachweisen lassen.
Im ersten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts
entstand das Hart man n-D en km al, das Fürst-
bischof Joseph im Jahre 1743 aus der Ver-
wahrlosung rettete und an den heutigen Stand-
ort im innern Schloßhof verbrachte.1) Der
Auftrag erfolgte durch Friedrich von Zollern
oder Heinrich von Lichtenau. Das Denkmal
verewigt das Gedächtnis des Bischofs Hart-
mann und seines Vaters Hartmann IV., durch
welche die Grafschaft Dillingen an das Augs-
burger Hochstift kam.
Über der Burg Dillingen schwebt, von einer
Strahlenmandorla umflossen, die Himmels-
königin mit dem Kinde. Dieses ist leider
sehr verstümmelt, ebenso die beiden Engel,
die einst die Krone über Mariens Haupte
hielten. Dagegen blieb der liebliche Engel
zu Füßen der Madonna vor der Zerstörung
bewahrt. Zu beiden Seiten der Burg knien
der Bischof Hartmann und sein Vater. Trotz
der starken Beschädigungen, die auch das
Angesicht Mariens getroffen haben, erkennt
man aus dem Figuren- und Faltenstil ganz

J) Steichele, Bistum Augsburg III, S. 62 —63.

bestimmt die Hand des Mörlin-Meisters.2) Der
schöne Engel mit seinem prächtig stilisierten
Flügelpaar erinnert aufs lebhafteste an die
Engel des Donauwörther Sakramentshauses.
Auch in den ausdrucksvollen edlen Gestalten
des Bischofs und seines Vaters, des Grafen,
spricht sich das figürliche Ideal unseres Meisters
bestimmt aus. Steichele 3) irrt, wenn er die
Madonna einem Meister der zweiten Hälfte
des 16. Jahrhunderts zu weist: die Provenienz
sämtlicher Figuren aus einer Werkstätte kann
keinem Zweifel unterliegen. Daß die Madonna
in kleinerem Maßstabe ausgeführt erscheint
als die beiden Stifter, bildet hiegegen keinen
Einwand: dergleichen kommt öfter vor und
lag hier offenbar in der Gesamtkomposition
begründet, die wieder echt malerisch war;
leider besitzen wir sie nur fragmentarisch.
Die zweite Skulptur unseres Meisters für das
Dillinger Schloß ist, wiewohl auch wieder aus
Sandstein gefertigt, sehr gut erhalten, eineMa-

2) Bekanntlich ließen sowohl Friedrich von Zollern
wie Heinrich von Lichtenau ihre Epitaphien durch Hans
Peuerlin errichten. Dieser Meister kommt aber, wie
eine Denkmalsvergleichung zeigt, bei der Dillinger Skulp-
tur nicht in Frage. Vergl. B. Riehl, Augsburg, S. 74—76.
3) Steichele a. a. O., S. 62.

Pie christliche Kunst. III. 5. 1. Februar 1907
 
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