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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Hrsg.]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 3.1906/​1907

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Mader, Felix: Studien über den Meister des Mörlindenkmals (Georg Erhardt?), [4]
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Zottmann, Ludwig: Zur Kunst von "El Greco", [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.53750#0101

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SW ZUR KUNST VON »EL GRECO«

79

selbe sicher konstatieren, daß unser Epitaph
vor den Reliefs im Fuggerchor entstand:
von einer Beeinflussung von dort findet sich
nämlich nicht die leiseste Spur; die Renaissance,
soweit sie sich hier geltend macht, wurde
offenbar aus Illustrationen geschöpft. Das
Ornament nimmt beiderseits mit den Wappen
der beiden Gatten seinen Anfang und ent-
wickelt sich in reicher Linienführung zu einem
blühenden Rahmen um das Bildnis des früh
Heimgegangenen. Rosen, Trauben, Hopfen-
dolden, spätgotisches Rankenwerk und Vasen
mit gotisierenden Profilen bilden die Motive
des Meisters. Ursprünglich kamen zu dem
reichen plastischen Schmuck auch noch Ver-

goldungen an der Rüstung. Die Augensterne
sind eingemalt, was man bei dem Mörlin-
Meister häufig findet. Und trotz des dekora-
tiven Reichtums bleibt der Gesamteindruck
des Denkmals groß, wahrhaft monumental.
Zur Vervollständigung des stilkritischen
Vergleiches sei noch hingewiesen auf den
Engelknaben, der das Wappen der Gemahlin
trägt: er weist sich nach jeder Beziehung
als ein Bruder des Simpertusknäbleins aus
— sowie auf eine Reihe von technischen
Besonderheiten im Ornament, die an das
Bunzen in der Goldschmiedekunst erinnern
und bei unserem Künstler wiederholt sich
finden. (Fortsetzung folgt)


GRABDENKMAL DES PHILIPP VON STAIN
Vgl. Abb. u. Text S. 78

ZUR KUNST VON »EL GRECO«
Von LUDWIG ZOTTMANN
(Fortsetzung)
Werke aus italienischer Zeit
]Wie Malkunst Grecos — von ihr allein soll im
L^ nachstehenden die Rede sein — betätigte
sich hauptsächlich auf dem Gebiete des Altar-
bildes und dem des Porträts. Die Motive seiner
größeren Darstellungen sind meist dem Leben
Jesu und Mariä, seltener der Heiligen- und
Apostelgeschichte entnommen und nur ver-
einzelt Schöpfungen seiner Phantasie, aber
auch dann stets in Beziehung zur Religion
gesetzt. Folgte er also in der Wahl der Stoffe
noch der allgemeinen Zeitrichtung, so streifte
er doch mehr als andere die starren Fesseln
ab, in denen gerade in Spanien die religiöse
Kunst lag, und suchte den einengenden Sche-
matismus durch eine freiere Auffassung und
Gestaltung der Vorgänge zu ersetzen. Aber
nicht hierin liegt der Hauptfortschritt seiner
Darstellungsweise, sondern in dem Umstande,
daß er die religiösen Begebenheiten, hierin
Tintoretto nachahmend, auf den Boden des
wirklichen Lebens stellte und die diesem ent-
nommenen Gestalten und alles Gegenständ-
liche mit einer bisher seltenen Naturtreue zur
Erscheinung brachte. Eine ernste religiöse
Auffassung bewahrte ihn hierbei trotz seines
späteren Manierismus vor der Gefahr der Pro-
fanierung.
Wie Greco alsVertreter desNaturalismus, den
er mit seinem späteren Mysticismus wohl ver-
mengte, aber nie ganz aufgab, so ist er auch
wenigstens in der ersten Zeit als reiner Kolo-
rist aufzufassen. Ausgesprochenes Raumgefühl,
volle Beherrschung der Form, sorgfältige Zeich-
nung und Modellierung sind die Hauptvorzüge
seiner Kunst; seine höchste Begabung lag aber
in seinem ausgeprägten Sinn für Licht und
Farbe, sowie in seiner Fähigkeit der Charakteri-
 
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