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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Hrsg.]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 3.1906/​1907

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Mader, Felix: Studien über den Meister des Mörlindenkmals (Georg Erhardt?), [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.53750#0095

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STUDIEN ÜBER DEN MEISTER DES MÖRLINDENKMALS

(GREGOR ERHARDE?)
Von FELIX MADER
(Fortsetzung)

FXie Zahl der Augsburger Arbeiten unseres
Meisters ist also beträchtlich: eine Er-
scheinung, die nicht wundernehmen kann,
wenn man die Güte derselben betrachtet; sie
brachte den Namen des Meisters begreiflicher-
weise zu Ehren und Ansehen bei den Zeit-
genossen. Es ist aber von vornherein anzu-
nehmen, daß ein mit soviel Können begnadeter
Künstler auch von auswärts, mindestens inner-
halb der Augsburger Kunstzone Aufträge er-
hielt und es könnte ferner gar nicht auffallen,
wenn wir an weiter entlegenen Orten ihm
begegnen würden.
In der Tat erkennt man den Geist und
die Hand des Meisters wieder an dem Sakra-
mentshaus in der Pfarrkirche zu
Don auw ö r t h.
Dieses bedeutende Kunstwerk schrieb man
früher wohl auch dem A. Krafft zu. B. Daun1)
hat diese Zuteilung in seiner Krafft-Biographie
vollständig abgelehnt und das mit Recht;
denn sowohl der architektonische Aufbau wie
der figürliche Stil sprechen gegen den Nürn-
berger Bildhauer.
Das Sakramentshaus bekundet sich der
Inschrift und den Wappen zufolge als Stif-
tung des Georg Regel, eines reichen Augs-
burger Bürgers2) und seiner Hausfrau Barbara
Laugingerin, die einem Augsburger Patrizier-
geschlecht entsprossen war. Im Jahre 1503
wurde das Gehäuse, wie die Jahreszahl über
dem Mittelgitter des Sanktuariums angibt,
vollendet. Wenn Augsburg der Heimatsort
der Stifter ist, dann muß man wohl den
Schöpfer des prächtigen Werkes auch in
Augsburg suchen und da weisen denn die
figürlichen Skulpturen nachdrücklich auf den
Meister des Mörlin-Denkmals hin.
Das Gehäuse schmücken nämlich zu Seiten
des Fußes zwei Reliefs: Melchisedechs Opfer
und die Mannalese. Neben dem vergitterten

*) B. Daun, A. Krafft u. die Künstler seiner Zeit,
1897, S. 53.
2) Er war eines Wirts Sohn von Donauwörth. Näheres
über ihn in den Chroniken deutscher Städte 25., Augs-
burg 5, S. 57 ff. Ebenda 4., S. 199. Ferner Steichele,
Bistum Augsburg III, S. 772—773.
Die christliche Kunst. III. 4. 15. Dezember 1906

Sanktuarium stehen in Nischen zwei Pro-
pheten3): Isaias weist auf den Text seines
Spruchbandes: Ecce virgo concipiet et parier,
Malachias aber spricht: Accedam ad vos in
judicio. Uber den geradlinig geschlossenen
Gittern befinden sich ferner unter weit vor-
tragenden Baldachinen drei entzückende Engel-
brustbilder. Ihre Spruchbänder enthalten eucha-
ristische Texte: Ecce panis angelorum —
Vivens hostia — Ave manna coelicum. In
3) H. 0,75 cm.


GRABDENKMAL DES DTEPOLD UND DER ANNA VON STAIN
Text S. 77
 
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