Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Curtius, Ernst
Gesammelte Abhandlungen (Band 2) — Berlin, 1894

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.33815#0435

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
II. Antonia Tryphaina und ihre Familie.

419

Laodikeia, dama,ls regierender König von Pontus c. 12 v. Chr.
(Str. 578). Während einer vierjährigen Ehe (Polemon starh
8 v. Chr.) gebar sie zwei Söhne und eine Tochter, welche mit
Kotys verheirathet wurde.

So trat das durch Antonius grofs gemachte kleinasiatische
Gescidecht mit dem in der Gegend von Abdera einheimischen
Geschlechte der Sapäer in Verbindung, das sich am Ende der
Bürgerkriege durch kluge Politik in der Herrschaft von Thrakien
festzusetzen gewufst hatte. Rhoimetalkes war noch in letzter
Stunde von Antonius zu Augustus übergegangen, ein Mann von
phdhellenischer Gesinnung, weicher ganz Thrakien, soweit es
noch als ein unabhängiges Land gelassen war, unter sich ver-
einigte und solches Ansehen besafs, dafs auch die A.thener es
für gerathen hielten, ihre alten Beziehungen zu den thrakischen
Königen wieder anzuknüpfen und ihn sogar zum Ehrenarchonten
ihrer Stadt machtend)

Nach seinem Tode theilte Augustus das Reich und gab
die eine Hälfte an Rheskuporis, den Bruder, die andere an
Kotys, den Sohn des Rhoimetalkes. Die Landeshälften waren
ihrer Beschaffenheit nach eben so ungleich wie die Oharaktere
der Fürsten und ihre politischen Richtungen. Denn die ver-
schiedenen Familienzweige pdegten sich bei diesen Halbbarbaren
darnach zu unterscheiden, dafs die einen ihre Aufgabe ganz in
der Aneignung und Verbreitung hellenischer Oultur fanden,
während andere durch Anschlufs an das Nationale und trotzige
Abwehr alles Fremden sich eine Partei zu bilden suchten.

Kotys ist als begeisterter Philhellene und griechischer
Dichter bekannt. 1hm gelten Ovids berühmte Verse: didicisse
ßdeliter artes u. s. w. und das Lobgedicht des Antipatros von
Thessalonike;^) er hatte die Thaten der römischen Feldherren,
deren Bundesgenosse sein Vater gewesen war, besungen. Die
beiden Theilfürsten kamen mit einander in Krieg. Rheskuporis,
welcher auf die abgelegeneren und unwirthbaren Distrikte des
thrakischen Gebiets angewiesen war, bedrängte seinen Neffen.
Tiberius verlangte Niederlegung der Waffen. Kotys wurde ein

*) Rofs, Demen S. 36. Bei ihm ünden wir aueh das Olientelverhält-
nifs auf den Münzen in der Weise ausgedrückt, dafs die Vorderseite den
Sebastos, die Rückseite den Fürsten darstellt, und wenn derselbe seine
Frau mit aufnimmt, wird neben Augustus Livia dargestellt.

-) Brunck, Anal. II Hl. Anthol. Planud. IV 75.

27^
 
Annotationen