stitution zu betreiben, fanden in den 20er Jah-
ren in Deutschland am Bauhaus und in der
Sowjetunion an den WChUTEMAS und nach
dem zweiten Weltkrieg an der Ulmer Hoch-
schule für Gestaltung statt. Bauhaus und
WChUTEMAS waren von dem Versuch ge-
kennzeichnet, sich von der kunsthandwerk-
lichen und Beaux Arts Tradition in dem Be-
streben zu emanzipieren, Kunst und Technik
zusammenzuführen. Ein Schwerpunkt der Ul-
mer Schule war die Verwissenschaftlichung
der Gestaltung. Es ging um den Versuch, Ge-
sellschaftswissenschaft, Technik, Naturwis-
senschaft und Gestaltung zu verknüpfen und
integrativ zu entwickeln. Daraus entwickelten
sich in derzweiten Hälfte ihres nach eineinhalb
Jahrzehnten abgeschnittenen Bestehens er-
ste Ansätze, Gestaltung als Umweltgestaltung
zu verstehen und zu entwickeln.
Heute wären, um sich sowohl kritisch als auch
produktiv mit der Gestaltung unserer Lebens-
welt auseinanderzusetzen, Forschung, Ent-
wicklung, Ausbildung, Experiment, praktische
Erprobung, öffentliche Vermittlung und öffent-
liche Debatte in Laboratorien der Zivilisation
quer zu den eingefahrenen Disziplinen und
gesellschaftlichen Arbeitsteilungen miteinan-
der zu verknüpfen. Seiner Bestimmung nach
wäre ein solches Laboratorium der Zivilisation
ein Ort, an dem Entwürfe des Verstehens in
Wechselwirkung mit Entwürfen des Verän-
derns entwickelt und, angewandt auf konkrete
Gestaltungsprojekte, in der gesellschaftlichen
Praxis erprobt würden. Dabei geht es um die
Veränderung unserer physikalischen Umwelt
und ihres Gebrauchs und unserer sozialen
Umwelt und ihrer Formen und Mittel der Kom-
munikation. Dem Faktor Öffentlichkeit käme in
einer solchen, reflexiven Praxis der Moderni-
sierung eine entscheidende Funktion zu.
Im Gegensatz zu der verhängnisvollen Vor-
stellung, Zukunft lasse sich exakt planen, hätte
ein Laboratorium der Zivilisation, ausgehend
von dem, was ist, aufgeschlossen zu sein für
das, was jenseits der Schwelle des jeweiligen
Entwicklungshorizontes liegt. Dabei wäre auch
die für das Leben abstrakte, aber arbeitsteilig
reale Trennung von naturwissenschaftlichem
Erklären, geisteswissenschaftlichem Verste-
hen und praxisveränderndem Tun aufzubre-
chen.
Abbildungsnachweis
Abb. 1 aus: Buddensieg, Tilmann; Rogge,
Henning, Industriekultur, Peter Behrens und
die Industrie, Berlin 1979
Abb.2 aus: Elsaesser, Carl, Die Schulbank,
Mannheim 1881
Abb. 3 aus: Architectural Reviev 3/1962
Abb. 4 aus: Organ für Fortschritte des Eisen-
bahnwesens, Jahrg. 1853, Tafel IV
Abb. 5 aus: Glaser’s Annalen für Gewerbe und
Bauwesen, Jahrg. 1887, Band XX
Abb.6, 7 aus: Davis, Colin, High Tech Archi-
tecture, New York 1988
Abb.8-11 aus: Kissler + Partner, München
Abb. 12 aus: Architecture and Urbanism, Extra
Edition (Renzo Piano), 1989/3, Tokyo
Abb. 13 aus: ARCH + Nr. 102,1990
Abb, 14 aus: Architecture and Urbanism
a. a. O.
Prof. Bernd Meurer
Fachhochschule Darmstadt
Fachbereich Gerstaltung
39
ren in Deutschland am Bauhaus und in der
Sowjetunion an den WChUTEMAS und nach
dem zweiten Weltkrieg an der Ulmer Hoch-
schule für Gestaltung statt. Bauhaus und
WChUTEMAS waren von dem Versuch ge-
kennzeichnet, sich von der kunsthandwerk-
lichen und Beaux Arts Tradition in dem Be-
streben zu emanzipieren, Kunst und Technik
zusammenzuführen. Ein Schwerpunkt der Ul-
mer Schule war die Verwissenschaftlichung
der Gestaltung. Es ging um den Versuch, Ge-
sellschaftswissenschaft, Technik, Naturwis-
senschaft und Gestaltung zu verknüpfen und
integrativ zu entwickeln. Daraus entwickelten
sich in derzweiten Hälfte ihres nach eineinhalb
Jahrzehnten abgeschnittenen Bestehens er-
ste Ansätze, Gestaltung als Umweltgestaltung
zu verstehen und zu entwickeln.
Heute wären, um sich sowohl kritisch als auch
produktiv mit der Gestaltung unserer Lebens-
welt auseinanderzusetzen, Forschung, Ent-
wicklung, Ausbildung, Experiment, praktische
Erprobung, öffentliche Vermittlung und öffent-
liche Debatte in Laboratorien der Zivilisation
quer zu den eingefahrenen Disziplinen und
gesellschaftlichen Arbeitsteilungen miteinan-
der zu verknüpfen. Seiner Bestimmung nach
wäre ein solches Laboratorium der Zivilisation
ein Ort, an dem Entwürfe des Verstehens in
Wechselwirkung mit Entwürfen des Verän-
derns entwickelt und, angewandt auf konkrete
Gestaltungsprojekte, in der gesellschaftlichen
Praxis erprobt würden. Dabei geht es um die
Veränderung unserer physikalischen Umwelt
und ihres Gebrauchs und unserer sozialen
Umwelt und ihrer Formen und Mittel der Kom-
munikation. Dem Faktor Öffentlichkeit käme in
einer solchen, reflexiven Praxis der Moderni-
sierung eine entscheidende Funktion zu.
Im Gegensatz zu der verhängnisvollen Vor-
stellung, Zukunft lasse sich exakt planen, hätte
ein Laboratorium der Zivilisation, ausgehend
von dem, was ist, aufgeschlossen zu sein für
das, was jenseits der Schwelle des jeweiligen
Entwicklungshorizontes liegt. Dabei wäre auch
die für das Leben abstrakte, aber arbeitsteilig
reale Trennung von naturwissenschaftlichem
Erklären, geisteswissenschaftlichem Verste-
hen und praxisveränderndem Tun aufzubre-
chen.
Abbildungsnachweis
Abb. 1 aus: Buddensieg, Tilmann; Rogge,
Henning, Industriekultur, Peter Behrens und
die Industrie, Berlin 1979
Abb.2 aus: Elsaesser, Carl, Die Schulbank,
Mannheim 1881
Abb. 3 aus: Architectural Reviev 3/1962
Abb. 4 aus: Organ für Fortschritte des Eisen-
bahnwesens, Jahrg. 1853, Tafel IV
Abb. 5 aus: Glaser’s Annalen für Gewerbe und
Bauwesen, Jahrg. 1887, Band XX
Abb.6, 7 aus: Davis, Colin, High Tech Archi-
tecture, New York 1988
Abb.8-11 aus: Kissler + Partner, München
Abb. 12 aus: Architecture and Urbanism, Extra
Edition (Renzo Piano), 1989/3, Tokyo
Abb. 13 aus: ARCH + Nr. 102,1990
Abb, 14 aus: Architecture and Urbanism
a. a. O.
Prof. Bernd Meurer
Fachhochschule Darmstadt
Fachbereich Gerstaltung
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