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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 14.1896

DOI Artikel:
Busl, Karl Anton: Elvacensia
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https://doi.org/10.11588/diglit.15915#0077

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gien anöführte, Thaddäus Schöfflcr
aus Augsburg sein. Dir Schreibweise
„Schöfflcr" statt Schesfler oder Schäffler
findet sich sonst nirgends, und der Vor-
name ist falsch: er heißt (Christoph)
Thomas Schesfler.
Ueber sein Leben und seine Werke hat
Or. Oskar Freiherr Lochner von Hütten-
bach, nunmehr Professor am bischöflichen
Lycenm in Eichstätt, in seiner sehr dan-
kenswerte» Schrift: Die Jesnitentirche zu
Dillingen, Stuttgart, P. Neff, 1895, die
zerstreut sich findenden Nachrichten zn-
sammengestellt, wobei ihm leider die Tä-
tigkeit SchefflerS in Ellwangen entgangen
ist, auch über diejenige in Mergentheim,
Schleißheim und Allcrspach sich kein Nach-
weis findet. Schesfler, im Jahre 1700
vermutlich in Freising geboren, bildet mit
den auch bei uns in Schwaben »och be-
kannteren I. G. Ber g m n ller und Matth.
G ü nthc r die geschätzte Augsburger Gruppe
der Schüler der A s a in in München. Von
1722—1723 befand er sich als Laien-
novize im Kollegium der Jesuiten zu
Landsberg, mit welchen er auch noch nach
seinem Austritt freundschaftliche Bezieh-
ungen unterhielt. Im Jahre 1728 erwarb
er das Beisitzerrccht in Augsburg und
schrieb sich jetzt von dort. In seiner dies-
bezüglichen Eingabe an den Nat führt
Schesfler an, er habe „zu Mergenthal
(Mergentheim), Schleißheim, Ellwangen
und Allcrspach kleine nnd große Historien,
auch sonderbar in Fresko etliche Jahre
lang praktiziert". Als erster umfassender
Auftrag in kirchlicher Malerei müssen, wie
oben nachgewiesen worden, nach dem gegen-
wärtigen Stand der Forschung nunmehr
die Arbeiten in der Jesnitentirche zu Ell-
wangen bezeichnet werde». Erst im Jahre
1735 begegnen wir ihm wieder in dem
zum Neichsstift St. Ulrich in Augsburg
gehörigen Unterliezheim bei Höchstätt, wo
er die Deckcnfresken der Kirche malte.
Dann folgten die Fresken und Altarblätter
in der Kirche des „großen Klosters" in
Dillingen nnd die großen Fresken im
Dcutschherrenhanse zu Mainz 1737, wo
die Gruppe über dem Altar der Kapelle
(Maria in himmlischer Glorie erteilt dem
Deutschmeister KlcmenS August, Erzbischof
von Köln, das Großkrenz des Ordens)
nach dem Urteile des bekannten Knnst-

forseherS Or. Friedrich Schneider in Mainz
zum Schönsten gehört, was die Barock-
malerci in Deutschland anfznwcisen hat;
endlich die Freskomalereien i» der auch
durch herrliche Stnccatnren der Wesso-
brnnner Schule weitbekannten Mntter-
gotteSkapelle zu Haunstetten bei Augsburg
1742. Damit schließt die Jngendperiode
in der Entwicklung des Künstlers, gekenn-
zeichnet durch Frische und Lebendigkeit der
Komposition, reiche Phantasie und blühen-
des Kolorit bei ab und zu noch etwas
mangelhafter Zeichnung.
Den Höhepunkt seines Schaffens er-
reicht Schesfler in seinen Werken zu Trier
und Dillingen. Dort malte er die vom
Kurfürsten und Erzbischof von Trier nnd
Fürstpropst von Ellwangen, Franz Georg
von Schönborn 1737—1754, um 100 000
NeichSthaler nenerbante PanlinnSkirche mit
solcher Virtuosität ans (Legende des
Kirchenpatrons nnd Martyrium der thebai-
schcn Legion), daß die Volkösage entstand,
man habe dem Maler nach Vollendung
seiner Arbeit die Angen ansgestochen, da-
mit dieses Kunstwerk einzig in seiner Art
bleibe. In der Kirche der Jesuiten zu
Dillingen führte Schesfler 1751 —1752
unter deren Anleitung bezüglich des Stoffs
einen großartigen FreSkencyklus ans:
Mariä Verherrlichung (wie er denn vor-
zugsweise ein Marienmaler war), ihre
Vorbilder, die lanretanische Litanei, die
Huldigung aller Wissenschaften sowie die
Thätigkeit der Jesuiten zu Ehren der
Mutter Gottes in Europa, Asien, Ost-
nnd Westindien: sein reifstes Werk.
In der dritten Periode seines Schaffens,
1752—1756, in welche namentlich die
Ausmalung der Kollegiatkirche zur alten
Kapelle in Regensbnrg und der Jesniten-
kirche in Landsberg fällt, werden Scheff-
lers Figuren immer genauer individualisiert,
sind strenger nnd schärfer, ja härter ge-
zeichnet, das technische Könne», zumal be-
züglich der Perspektive, erhält sich zwar
auf seiner Höhe, aber die Frische und
Wärme der Jugend nnd der herrliche
Farbenschmelz finden sich dort nicht mehr.
Schon am 25. Januar 1756 starb
Schesfler, „der beriemt Knnstmahler," wie
es im Sterberegister der St. Ulrichspfarrei
in Augsburg heißt. Sein Bildnis, von
 
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