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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 14.1896

DOI Artikel:
Beck, Paul A.: Schwäbische Biographieen: Rupert II Neß aus Wangen i. A. , Reichsprälat von Ottobeuren
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https://doi.org/10.11588/diglit.15915#0132

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131

klusivcn, fast unduldsame» Weise verfahren
und „aufgeräumt" worden ist. — Trotz
des kolossalen Aufwandes für alle diese
Bauten wußte es der Prälat als kluger
Hanshalter doch durch ausgezeichnete Ver-
waltung, weise Einteilung und geschickte
Finanzoperationen fertig zn bringen, daß
die Leistungsfähigkeit seines Stiftes nicht
übermäßig in Anspruch genommen und
von demselben die Gefahr der Anhäufung
von Schuldcnmassen abgehaltcn wurde.
Ebensowenig erlitt unter diesen steten Bau-
angelegenheiten der klösterliche und wissen-
schaftliche Geist eine Einbuße; gleich zu
Anfang seiner Regierung hatte er sein
Hauptaugenmerk aus den Zustand, bezw.
die Verbesserung der öffentlichen Land-
schulen, namentlich — in Befolgung einer
au alle deutschen Ordinariate ergangenen
kaiserlichen Verordnung — des katholischen
Religionsunterrichtes gerichtet und im I.
1713 eine neue Schulordnung erlassen.
Nicht weniger sorgte er für eine würdige
Feier des Gottesdienstes, wozu er kostbare
Kirchengewänder anschaffte und sogar in
Ottobeureu eine Seiden- und Brokatfabrik
ins Leben ries, ferner für Errichtung
neuer Bruderschaften und für tüchtige
Kirchenmusik. Seinem alten Rufe als
Pflanzschule der Wissenschaft, welchen das
Reichsstift Ottobeuren von jeher durch
Voranstehen bei allen vom Benediktiner-
orden ausgegangenen wissenschaftlichen Un-
ternehmungen, wie bei der Gründung der
Hochschule zu Salzburg, durch Stellung
beinahe der meisten Lehrkräfte an die von
den Benediktinern unterhaltenen Lehran-
stalten, so nach Salzburg, an die Aka-
demie, in Fulda, das Lyceum zu Freising
und an verschiedene Gymnasien, bethätigt
und welchem es den Besuch Mabillons
und Germains im 17. Jahrhundert zu
verdanken hatte, blieb es auch in dieser
Periode getreu; nicht nur waren die HauS-
schulen mit Männern wie Beda Braun-
miller, den Hanschronisten Theodor Schulz
und Albert Kretz, unter dessen vielen
Werken die große Benediktinerlegende in
vier Qnartbänden mit 367 Kupfern und
das merkwürdige Manuskript „Die weite
Welt im engen Kreise" hervorzuheben
wären, aufs beste besetzt, sondern eine
Reihe von Konventnale» wirkte in der
ehrenvollsten Weise auswärts, so zu Salz-

burg vor alle», als langjähriger Universi-
tätsrektor und Dozent der Rechte der
hochgelehrte Franz Schmier, dessen Bruder
Bened. Schmier als Lehrer der Philosophie,
Seb. Texter als Prokanzler und Exege-
tiker, Pontian Schütz u. a.; in Freising
Galt Sindlin rc. und zu Fulda Ans. Erb als
Professor des Kirchenrechts, wogegen es dem
Prälaten nicht gelingen wollte, den bekann-
ten Geschichtsschreiber Me ich elbeck ans
Benediktbenren für sein Stift zu gewinnen.
Die Universität Salzburg anerkannte dank-
bar die vielen Verdienste des Abtes um
die Pflege der Wissenschaften und erwählte
ihn in Würdigung dessen bei ihrer ersten
Jubelfeier im Jahre 1718 zu ihrem Präses.
Zu eigener litterarischer Thätigkeit blieb
ihm, der sich früher nur in einer Schrift
»ViuckiciLS 6e existeirtig. Oei et im-
mortLlitnte nnimne contra TLtlreos«
versucht, freilich bei der ausgedehnten Ver-
waltung so gut wie keine Zeit; doch hat
er wenigstens ein über seine ganze Rc-
giernngszeit sich erstreckendes, für die
Stifts- und auch die Lokalgeschichte nicht
unwichtiges ausführliches Tagebuch hinter-
lassen und war er eifrig auf tüchtige Bil-
dung seiner Mönche bedacht und vermehrte
die stattliche Stiftsbibliothek mit kostbaren
Werken. Weniger glücklich war er als
Präses der schwäbischen Benediktinerkon-
gregation mit seinen vielen Bemühungen,
dieselbe von aller bischöflichen Gerichts-
barkeit unabhängig und unmittelbar unter
die des heiligen Stuhles zu stellen. Zwar
erhielt er im Jahre 1727 das Exemtions-
breve von Nom, hauptsächlich durch Ver-
mittlung des Kardinals Lambertini, nach-
maligen Papstes Benedikt XIV., allein
dasselbe brachte die Bischöfe und geist-
lichen Kurfürsten dermaßen in Harnisch,
zu Drohungen mit Schritten beim Kaiser
sowie mit Repressalien, nämlich Sperrung
aller Regalien, daß man von der Sache
wieder abstand und alles beim alten ließ.
Auch mußte dieser verdienstvolle, gewiß
kirchlich gesinnte Mann es erleben, daß
er im Jahre 1714 von dem bischöflichen
Ordinariate Augsburg unter dem geistes-
schwachen Sigmund Alexander, Pfalzgraf
bei Rhein und Herzog zu Neuburg, an-
geblich wegen gegenüber dem Benediktincr-
innenklösterchen St. Anna zu Wald ver-
letzter Kirchenfreiheit, hauptsächtich auf
 
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