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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 16.1898

DOI Artikel:
Vogelmann, Albert: Besuch des letzten Fürstpropstes von Ellwangen in dieser seiner Residenz im Jahre 1793, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.18488#0011

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7

L-chloßverwalter und einige weiiere Per-
sonen ihre Wohnung daselbst hatten, ein
Beweis von dem gewaltigen Umfang des
wahrhaft fürstlichen Schloßgebändes. In
der Stadt logierten der Geheime Rat
Metzger und Hofrat Bender mit ihren
Bedienten.
Hören wir setzt das „Diarium über
den Aufenthalt seiner kurfürstlichen Durch-
laucht in Cllwangen im Jahr 1793".
Nachdem seine kurfürstliche Durchlaucht
am 25. September morgens früh um acht
Uhr von Dillingen abfnhren, trafen Höchst-
dieselbe nachmittags um vier Uhr in Cll-
wangen ein, allwo Höchstdieselbe unten an
der Hauptstiege (des Schlosses) von sämt-
lich hier anwesenden Herren Stiftskapi-
tularen, den Dikasterien, sämtlicher Kleri-
sey und der Stadt Vorstehern, und Beamten
empfangen und bekomplimenticrt wurden,
welche solchemnach alle zum gnädigsten
Handkusse gelassen wurden, nach diesem
ginge man zur Tafel und bestünde die
Tafel aus zwölf Couverts; abends wäre
keine Tafel, und wurde auch während dem
ganzen hiesigen Aufenthalt keine Abends-
tafel gehalten, auch wurden bei der der-
maligen Lage keine dahier wohnende noch
fremde Danies zur Mittagstafel geladen.
Bey der Ankunft des Hofes dahier
wurde die Einrichtung getroffen, dass der
fremd anwesenden Hoflivrcedienerschaft
abends wegen Entlegenheit der Stadt von
dem Schlosse, und um so mehi bei dieser
Zeit wegen der finsteren Nacht und allen-
falls entstehenden übeler Witterung in der
dahiesigen Branverwaltcrey täglich herkömm-
licher Maßen einem jeden eine Maas
braunes Bier, und für 3 Kreuzer weis
oder schwartzes brod nach eines jede» Be-
lieben verabreicht wurde.
Sodann wurde den dahier im Schlosse
wachhabenden Reutern ex specinli §rn-
kiü nur für diesmal und ohne die ge-
ringste fernere Folge oder Praetension
von der Hofoeconomic aus, einem jeden
Gemeinen des Tags 6 Kreuzer und dem
Unterofficier 12 Kreuzer für den Trunk
ausbezahlt, welches aber immer von der
Steuer Cassa zahlt wird — auch bekamen
sie nach Nothdurft und gemachter Liste
Jnschlichtkerzen ans die Wache.
Den 26. wäre Abends um halb 7 nhr
großes Appartement j Spielgesellschaft ß

Den 28. September, am Geburtstage
Seiner kurfürstlichen Dnrchlanebt, wurden
Höchstdiefelben von sämtlichen Stiftskapi-
tnlaren, Dikasterien, der Geistlichkeit und
den Stadtvvrsteheren zu Höchstdero Ge-
bnrtsfeste gratuliert, wäre halber Galla,
und bestünde die Mittagstafel ans 14 Cou-
verts. Abends war großes Appartement.
(Nachdem wir in Vorstehendem eine
Probe des Hofstiles gegeben haben, werden
wir im Folgenden den Bericht ans ver-
schiedene Weise vereinfachen, namentlich
auch kurz „der Kurfürst" oder „der Fürst"
schreiben.)
Am 29. seinem Sonntag) morgens 7 Uhr
laS der Fürst eine heilige Messe in der
Schloßkapelle. Nach dem Frühstück fuhr
er gegen 8 Uhr „unter Vorherfahrnng
deren Herren Marschällen und Kämmereren
und Vorhergehnng einiger Livreebcdienten
in einem mit sechs Pferden bespannten
Gallawagen in die dahiesige Stiftskirche,
wohnten alldort der Predigt und Amte
bei". Abends um 5 Uhr war in der
Schloßkapelle die gewöhnliche Abendan-
dacht, um halb 7 Uhr wieder großes
Appartement.
Am 3. Oktober, als am Stiftskirch-
weihfeste, fuhr der Fürst mit dem soeben
genannten Gepränge wieder in die Stifts-
kirche, „pontifizierte allda, bej welcher
Ceremonie seine hochfürstlichen Gnaden
Herr Statthalter Prinz von Hohenlohe
des Archidiakons, Herr Domdechant von
Reisach (Reischach) des Diakons, Herr
Graf von Oettingen-Wallerstein des Snb-
diakonS Stelle vertraten". Abends wieder
großes Appartement.
Am 5. Oktober als am Sterbetage
seiner kurfürstlichen Durchlaucht Hvcbst-
seligen Herrn Vaters Königliche Majestät
von Polen Friedrich August wurde mor-
gens nm 10 Uhr in der Schloßkapelle das
Anniversarium gehalten, welchem alle vier
anwesenden höchsten Herrschaften beiwohn-
ten, zu welchem die Stiftsmusikanlen gegen
ihre Gebühr, sodann Herr Geistlicher Rat
Baumann das Amt zu halten, Herr Ge-
rardi als Diakon, Herr Pfeiffer als Sub-
diakon, Herr Stehle als ZeremoniarinS
eingeladen wurden. Desgleichen wurde
auch der schwarze Ornat zu besagtem
Amte vom Stift hergcliehen. Der Hof-
 
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