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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 16.1898

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Beck, Paul A.: Schwäbische Biographien: Jakob Reiner, Kirchenmusiker und Komponist (von. ca. 1560-1606)
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https://doi.org/10.11588/diglit.18488#0023

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16

die Entwickelung der kirchlichen Kunst fest-
gestellt und insbesondere durch die Heraus-
gabe des sauber und elegant ansgestatteten,
von Franz Witt in seiner musicn sncru
(7. Jahrg., Nr. 10 und 12, S. 81—84
und 108) trefslich und eingehend rezen-
sierten Motettenbandes (Stuttgart, lithvgr.
Anstalt von G. F. Krauß, ausgeführt von
E. Schuncke), durch die Partitnriernng der
Leptemnach den Originalien der
Münchener Hofbibliothek und endlich durch
eine Biographie in Nob. Eitners Monats-
heften für Musikgeschichte (III. Jahrg.
1871, Nr. 7, S. 97—114) einen wert-
vollen Beitrag zur Beleuchtung jener denk-
würdigen klassischen Musikepoche geliefert
zu haben. Von den Reinerschen Kompo-
sitionen sind wohl manche verloren ge-
gangen oder wenigstens noch verborgen;
der Biographie ist ein Verzeichnis über
das, was sich an gedruckten und nngedrnck-
ten Werken Neinerö noch aufsiuden ließ,
beigegeben; dieselben sind überaus selten
und liegen in den Musikbibliotheken zu
München, Regensburg, Wien, Berlin,
Breslau, Liegnitz, St. Gallen ec. und
mochten wir hier außer den bereits an-
geführten namentlich die für die Geschichte
des deutschen Volksliedes sehr wichtigen,
mit einer interessanten Einleitung versehe-
nen, dem Erbtrnchseß Jakob v. Waldburg-
Wolfegg-Waldsee deduzierten „Schone newe
Tentsche Lieder, mit 4 und 5 Stimmen,
sambt zwayen zu end Lateinischen Liedlein,
welche nit allein lieblich zu singen, sonder
auch aufs allerlei) Instrumenten zu ge-
brauchen" w. (Müncben, ebendas. 1581),
die „tentsche und lateinische Lieder mit 3
und 4 Stimmen" (Launigen, 4°, 1593;
s. darüber und über Reiner überhaupt „w.
Vierteljahrshefte" ,w. XII, 2 und 3, 1889,
S. 144—159: Beck, „ein schwäbischer
Liederkomponist des 16. Jahrhunderts")
und verschiedene Messen hervorgehoben
haben. Außerdem besitzt die Nitterakademie
in Liegnitz noch im Manuskript ein „Ave
Maria" und ein „Regina coeii" zu sechs
Stimmen von R. Es ist ans die von Dressier
gegebene Anregung hin nicht ausgeschlossen,
daß mit der Zeit noch das eine oder
andere Neinersche Werk wieder zum Vor-
schein kommt und auch in Reiners Leben
und Wirken noch weiteres Licht gebracht
wird. — Ein Bildnis von R. hat sich

bis jetzt nicht anffinden lassen. Die in
den verschiedenen Mnsiklexicis von Ger-
ber, Gaßner, Schladebach-Berusdorf rc.
über R. sich findenden Angaben sind
als äußerst spärlicb und vielfach un-
richtig, bezw. durcheinandergeworfen von
keinem Belang. Die Aufzählung der Werke
R. 's in Or. Riemanns neuestem Lexikon
stimmt mit dem Dressierschcn Verzeichnis
überein. — Ambros' Musikgeschichte er-
wähnt R. nicht.
15. Ambros Reiner, Kirchen-
musiker und Komponist (1604
bis 1672).-)
Ambros R., tüchtiger Kirchenmusiker
und Komponist, geboren am 7. Dezember
1604 zu Altdorf-Weingarte», -s am 5. Juli
1672 als Hoskapellmeister in Innsbruck,
erhielt den ersten Musikunterricht an der
Weingartener Klvsterschnle durch seinen
Vater, den ausgezeichnete» Musiker Jakob
N. lieber seine weitere musikalische Aus-
bildung ist nichts bekannt; er soll sich n. a.
eine Zeit lang in Prag befunden haben
und scheint dann zunächst im Privatdiensl
der Erzherzogin - Regentin - Vormünderin
Claudia v. Medicis, Witwe des Erzherzogs
Leopold V. zu Innsbruck gestanden zu
sein. Im Jahre 1635 wurde er zu ihrem
„Hofkapellorganisten" und zugleich zum
Organisten an der dortigen Hof- (Fran-
ziskaner ) Kirche ernannt. Mit Beginn
des Jahres 1651 wurde er von deren
Sohit, dem Erzherzog Ferdinand Karl
ziitii Hofkapellmeister, musicwZ praelectus
befördert, und blieb dies auch unter dessen
Nachfolger, dem Erzherzog Sigismund
Franz, dem letzten der tirolischen Linie
und auch, als Tirol direkt unter Kaiser
Leopold kam, unter diesem bis zu seinem
Ableben; die Orgel in der Hvfkirche hat
er seit dem Jahre 1663, jedenfalls seit
1666 nicht mehr besorgt. N. war zwei-
mal verehelicht und hinterlicß .Nachkom-
me». — Ambros R. erlangte ebenfalls eine»
guten Ruf als Musiker, ohne aber mehr
ein reiner „Orlandiner" zu sein und seinem
Vater gleichzukommen. Er hat eine An-
zahl von bei Felis a. a. O. und in Men-
dels musikalischem Konversationslexikon
-) Aus der „Allg. d. Biographie", 28. Bd.
S. 22,23.
 
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