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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 16.1898

DOI Artikel:
Beck, Paul A.: Oberländer Spitzbuben-Chronik, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.18488#0050

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46

Brunst die Zauner und Zigeuner, »in
desto besser stehlen zu können, was auch
geschehen, angerichtet haben sollen. Einem
reichen Bauern daselbst ist nebst 20 Stucken
Vieh alles in Rauch anfgegange».
1745: Zn Atzenberg, KönigSeck-
Aulendvrfscher Herrschaft, sing ein dort
im Quartier liegender Franzos mit einem
übernachtenden Vagabnndo, der vorhin
unweit Salem in einem Dorfe ein Müller,
nachmals aber vergantet war und ehemals
ein französischer Deserteur gewesen sein
soll, Händel an, also zwar, daß es zu
großen Gewaltthaten gekommen, indem der
Müller den Sohn im Hans, welcher
Frieden machen wollte, mit einem Messer
in die Seite, den Franzosen aber in der
rechten Brust so tief verwundet hat, daß
man an ihrem Aufkommen zweifeln wollte.
Einem Fourier, der auch ins Mittel treten
wollte, haute er mit seinem Messer den
kleinen Finger ab. Nach all diesem ergriff
der Bösewicht eine s. v. Mistgabel und
wollte noch znm Fenster hinein einige
totstechen; endlich machte er sich aus dem
Staub. ES eilten ihm aber sechs fran-
zösische Reiter zu Fuß nach, bis sie ihn
endlich in Aulendorf in dcö sogenannten
Schnellers Haus attrapiert und in Fesseln
geschlagen haben. Die Franzosen habe»
überhaupt in diesen Winterquartieren wacker
mit einander hernmgesäbelt und mancher
etwelche Blessnrcn für die lange Weile
davongetragen. Indessen wurden die armen
Bauern wegen starker Fourageliefernngen
fast znm Blntschwitzen gequält. — Dabei
hatte es aber nicht sein Bewenden: den
12. März erschoß ein französischer Husar
oder Reiter unfern Bauern Zakob Musterte
von AlmanSweiler nur deswegen, weil die
Bauern sich weigerten, den Franzosen einen
besonder» Boten zu geben, da doch kaum
vorher eine Compagnie mit einem Führer
auö demselben Ort auögerückt war. Der
Reiter feuerte mit einer Pistole auf ihn
los und schoß ihn mit zwei Kugeln auf
der Stelle tot. Ei» anderer setzte dem
Schultheißen die Pistole auf die Brust
mit Drohen, ihm gleiches zu thnn, so er
keinen Boten herschaffe. Nach dem McS-
ner schoß auch einer und hat er kanm-
lich sein Leben gerettet. Es waren vier
dieser Mörder, welche ihr abgeschosscneS
Gewehr gleich wieder geladen und in

die Häuser und unter die Bauern abge-
fencrt. Man stürmte zwar, aber es war
niemand, der sich wider diese Bursche ge-
wagt. Die Ursache dieser snvn§e war
die Ungeschicklichkeit eines Boten, welcher
die Franzosen, da er ihnen den Weg nach
Alleshausen am Federsee hätte zeigen
sollen, sie nach AltShause», der dcntsch-
ordenschen Komtnrei geführt, von wo
sie wieder zurück mußten. Die Witwe
des Ermordeten heiratete dann nach
21 Tagen den Sohn des dortigen Maiers,
welcher sonst auf den 16. April znm
österreichischen Militär nach Ehingen hätte
einrücken müssen. Der Husar, welcher
diese Mordthat begangen, . soll auch zn
Buchau sich sehr feindselig benommen
und endlich nebst noch sechs andern wurm-
stichigen Franzosen zn Ottobenren durch-
gegangen sein. Dieser Tage wurde die
sogenannte „Unser Frau", eine geborene
Schnssenriederin, mit Namen Maria Annin
puncto iurti eingezogen, weil sie an hiesiger
Kirchweihe einem Kramer bei 10 fl. ge-
stohlen, woraus dann ein pöbelhaftes
Sprichwort erfolget, daß man, so oft je-
mand in den „Gämher" geführt worden,
zn sagen pflegte: „Auch dieser geht zn
„Unser Frau" wallfahrten!" Ei! — ruft
unser Annalist auö — so hat cs doch auch
schon um diese Zeit so wackere Weibsbilder
zn Sch. gegeben, wie jetzt. Pfui! Den
4. Juni ist in der Kirche zn Dorf (—
Winterstettendvrf; nach Sch. gehörig) um
40 fl. Wert gestohlen worden.
1746: Den 8. Februar verbrannten zn
D ü rn au, einem Siift Bnchauschen Pfarr-
dorfe, 15 Häuser; einige wollten, diese
Brunst sei durch eine Wäsche aufgegangen;
andere aber schreiben selbe der Bosheit
eines Knaben bei, welcher, weil er von
seinem Stiefvater gezüchtigt worden, daS
Hans anznzünden gedrohet; andere, wie ick,
Wissens selbst nicht. — Zn diesem Jahre
wiederholen sich wieder die Hexen Pro-
zesse und zwar hat diesmal das Stift
Marchthal den traurigen Ruhm, der
Schauplatz derselben zu sein. Marchthal
ist ja uralter Hexenboden, wurden hier
ja gegen Ende des 16. Jahrhunderts mehr
als 30 Hexen und Zauberinnen mit
einigen Männern aus dem Herrschaftsge-
biete teils an einem Pfahle vorher erdrosselt,
teils lebendig am Abhange der Anhöhe
 
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