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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 16.1898

DOI Artikel:
Saupp, ...: Denkwürdiges aus der Geschichte des Klosters Wiblingen, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.18488#0071

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Witlisgeu und Witlisgeu kommen die Be-
zeichnungen: Niblingeu, Biblingen, Weib-
lingen, Weibelgeu und Guibelinga vor.
Nach anderen soll der Name von Wien
oder Wiung, jetzt Weihung, kommen und
so viel bedeuten als das von der Weihung
umflossene Gäu, »czrmsi prope vel circa
Wiun§ kiuvio«. Der Bach Weihung
nämlich fließt hart am Kloster vorbei.
Ganz sicher und bestimmt lauten die
Nachrichten über die Namen der Stifter,
die Brüder Hartmann und Otho, Grafen
von Kirchberg, Sohne Wilhelms I von
Kirchberg — auch Chilberg oder Curberg
— und seine Gemahlin Anna, eine geborene
Gräfin von Hohenberg. Hartmann als Erst-
geborener sei regierender Graf von Kilch-
berg (jetzt Oberkirchberg), Otto als der
jüngere Graf von Brandenburg gewesen.
Die Grafen von Kirchberg leiten nämlich
ihren Ursprung zunächst von den Grafen
von Brandenburg her — 2 Stunden von
Oberkirchberg ist jetzt noch ein zur Ge-
meinde Negglisweiler gehöriger Ort Bran-
denburg —, in zweiter Linie von den
Grafen von Wnllenstettcn oder nach Ulmer
Aussprache Wolgenstetteu. Andere fabel-
hafte Sagen über die Herkunft der Grafen
weist der Annalist ab. Ursprünglich sei die
Grafschaft ein Teil der Zeilschen Graf-
schaft, an welche sie angrenzte, gewesen
und unter Kaiser Otto II. zu einer eige-
nen Grafschaft erhoben worden. Von
weiteren Thaten und Lebensumständen der
Stifter ist nichts berichtet; nach der An-
sicht Felix Fabers hätten sie solche aus
Demut verheimlicht. Dagegen werden sie
noch deshalb gerühmt, weil sie am Kreuz-
zug leilgenommen uno als Lohn für ihre
Thaten die heilige Kreuzreliqnie erhalten
hätten. Nach den Annalen brachten sie
dieselbe ans Jerusalem in einer prächtigen
»auricimico timen«. Es ist aber beides
unwahrscheinlich, einmal wie oben bemerkt,
daß sie noch bei der Eroberung Jerusalems
im heiligen Land waren, und sodann, daß
sie die Kreuzreliquie in Jerusalem erhielten.
Eher kann man annehmen, waö in einer
»vir§L iVlosis« oder die „Wnnderruthen
Mosis" (Stift Kempten, 1745) betitelten
Beschreibung des heiligen Kreuzpartikels
bemerkt ist, daß die beiden Brüder vor
Beendigung des Kreuzzugs über Nom in
die Heimat reisten und von Urban II. die

Reliquie erhalten hätten. Ja eine Stelle
ans Felix Faber deutet an, daß sie schon
vor dem Feldzug das heilige Kreuz em-
pfingen. Ueberhaupt ist wahrscheinlicher,
daß die Stifter schon vor dem Kreuzzug
Gottfrieds von Bouillon eine Wallfahrt
ins heilige Land unternahmen und jeden-
falls schon lange vor der Eroberung Jeru-
salems zurückkehrteu und auf dem Hin-
oder Herweg dem Papst Urban II. in Rom
ihre Klosterstiftnng widmeten und zur An-
erkennung für dieses Opfer wie auch für
ihre Pilgerfahrt vom Papst die Kreuz-
reliquie erhielten. Sie verzichteten nämlich
auf alle Rechte über das Kloster und
schenkten es dem Papst, welcher es an-
nahm und als Zeichen seines Besitzrechtes
alljährlich die Abgabe von einem sogen.
„Byzantiner" festsetzte, eine Golddukate
— »IZ^antinum uureum icl est tiorenus
ducatus« —, welche jedes Jahr an den
Lateran zu entrichten war. Dafür sollte
das Kloster und seine Religiösen unter
unmittelbar päpstlichem Schutz stehen, von
aller fremden Jurisdiktion und allen Ab-
gaben frei und im vollen Genuß seiner
Güter und Rechte bleiben unbeschadet der
dem Bischof von Konstanz zustehenden
Weiherechte. Die Schutzvogtei des Klosters
wurde dem Grafen Hartmann übertragen.
Beide Brüder wurden bei ihrem Tod im
Kloster begraben.
Um Mönche für das neue Stift zu
erhalten, wandten sich die edlen Gründer
an den Abt Otto in dem durch seine
musterhafte Zucht berühmten Kloster St.
Blasien. Dieser sandte eine Anzahl
Mönche, an ihrer Spitze den zum Abt
bestimmten Werner von Ellerbach (auch
Oellerbach oder Erbach), von welchem ge-
sagt ist, daß er »nodiiis Zenere et muito
nobliior reli^ione« und allen »rnuAnne
irurnilitatis et sanctitatis norma« ge-
wesen sei. Durch verschiedene Zeugnisse
ist dargethan, daß er selbst durch Tugend
und Frömmigkeit, ja sogar durch Wunder
berühmt war, und daß er das Kloster in
sehr guten Ruf brachte, so daß er auch
von frommen Jungfrauen angegangen
wurde, ihnen eine Niederlassung zu grün-
den und Anleitung zum heiligen Ordens-
leben zu geben. Dieser Bitte entsprechend,
habe er in der Nähe, bei der Kapelle des
ehemaligen Gottesackers, denselben eine
 
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