Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 16.1898

DOI Artikel:
Schwanzer, Nikolaus: Beiträge zur Ortsnamendeutung des Oberamts Leutkirch
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.18488#0087

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
88

il»d 1663 wiederholt in Seibranz und
Umgegend vor. Dagegen; ist der Name
Desso, Dlesse verschwunden, wenn man
ihn nicht in „Esser", einer nach den
Urbarien weitverzweigten Familie in der
Herrschaft Zeit erblicken will. Mit Sicher-
heit ist wieder der „Dürre" nachzuweisen
in einem Michel Dirr znm Dirrenberg
oder Pfanzenwald, Gemeinde Hauerz (Ur-
bar von 1668); auch der heutige „Dürren",
Gemeinde Waltershofen, hat sicherlich einen,
„Dürre" seine Entstehung zu verdanken.
iUürlie erscheint in einem Zeiler Urbar
von 1583 ebenfalls, denn dort kommt
eine Anna Mörderin, Mörlinin zu Nied-
lings vor; auch der spätere NavenSburger
Name Mörliu wird nach dem Register des
Codex auf den pa§. XXVII genannten
Marlin zurückgeführt. Im Zeiler Urbar
von 1568 wird auch ei» Galt Mvhrlin zum
Krattenberg unterm Jahr 1548 genannt.
Llauselie in Rllrpoltslrouen ist später
nicht mehr zu finden; diesen Namen von
Clans, Nikolaus herznleiten, geht nicht
an. Doch hat sicherlich dieser Llau-
selie einen Hof in Ui'npoltslrouen bewirt-
schaftet, da Weingarten jederzeit zwei
Höfe dort besessen hat. D. de Uilrpolts-
Irouen, welcher pa§. XXXVI und XDIV
genannt ist, wird Wohl nur ein Stück
Ackers dort bebaut haben, was aus seinem
geringen Reichnis (I solidum) geschlossen
werden darf. Diestn drei Zinsern Mörlie,
Llauselie und D. entsprechend finden wir
unter den Draditionsn NippoldShofen auch
dreimal genannt: Dberlrardus dsdit pre-
dium ad U. (pa§. X); empta sunt
T^sclralra et pars de U. (pa§. X) und
endlich V/ernIrerius dedit dimidium man-
suin ad U. (pu§. XII.)
Wir kommen nun zu Esch ach (r^sdraclr,
x>a§. XDIII), wo wir einen VoZeler,
Villieus und T^IclriaZin treffen. Vogeler
ist ein so verbreiteter Name, daß hierüber
wohl keine lange Untersuchung über sein
Vorkommen augestellt zu werden braucht.
Villieus ist der später in den alten
Altmannshofer Urkunden wiederholt vor-
kommende Name „Mayer" (vrgl. Bau-
man», Allgäu, I. S. 317). Die Herren
von Altmannshofeu bezogen z. B. nach
der Urkunde von 1368 vom „Maycrhof
zu Eschach" das Vogtrecht, 1376 kommt

vor „die Seld, darauf die alt Mayeriu
saß"-
Der dunkelste Name bleibt immerhin
TVdiiaZin, der aber mit Rücksicht ans die
im Codex voran- und nachstehenden Namen
sicherlich nichts anders ist als der Familien-
namen eines in Eschach weiter angesessene»
Wcingartenschen Hörigen. Buck („Württ.
Vierteljahröhefte f. Landesgeschichte" 1883,
224, 225) und Baumanu (Allgäu, I 469)
vermuten unter ^IclriaZin den Ort Ellegg
(Elleck)im bayerischen BezirksamtSonthvfeu,
allein doch wohl mit Unrecht. Wenn man
die im Codex aufgeführten Ortsnamen deS
Oberamts Leutkirch ihrer Lage nach mit
einander vergleicht, so ersieht man sofort,
daß der Verfasser eine genaue Kenntnis
der geographischen Lage dieser Orte und
Höfe hatte, indem er bei deren Aufzählung
eine gewisse, ihrer Lage entsprechende Ord-
nung einhält. Er bringt pa§. XXXVI
nacheinander Librandeslrouen - IckeirLan-
Odondorl-Ixilrpolkslrouen und geht von da
über die Iller nach Volcnanslrouen (Volks-
ratshofen), und bringt ferner pa§. XDIII
und XDIV: 6osb>oItsIrouen-Dncinriet-
Libranlrouen-Dlube (in dessen unmittel-
barer Nähe auch der Hof des „Durren"
gelegen haben muß, da Weingarten auch
später noch daS Gut zur Hub selbst und
daran anstoßend einige Aecker u. s. w.
besaß, die, wohl infolge Abgangs des
Durren-Hofes, nachher zu einem Wein-
gartenscheu Gute in Seibrauz gehörten)
— Kilrpolteslrouen - TVnoIts - Daaelins-
Dan§unstaiAe-7l.sciraIr-3tainitaI - Dlamon-
Uilrpoltsirouen und geht von da wiederum
über die Iller nach Dlards bei Memmingen
u. s. w. Es wäre vollkommen »»verständ-
lich, warum der Verfasser von Eschach
plötzlich einen Sprung bis ins bayerische
Bezirksamt Sonthofen und von da wieder
zurück nach Steinenthal gemacht habe»
sollte, während sämtliche anderen Orte dieses
Abschnittes in nächster Nachbarschaft bei
einander liegen. Das seltsame XlclriaAin
darf uns daher kaum abhaltcn, darunter
den Familiennamen eines Zinsers in Eschach
zu suchen. Es mag ja auch sein, daß
vielleicht bei Schreibung des Namens ein
Schreibfehler nntergelaufen ist. Für An-
nahme eines Familiennamens spricht auch,
daß die Herren von Altmannshofeu ei»
vierfaches Vogtrecht von Eschach bezogen,
 
Annotationen