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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 16.1898

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Beck, Paul A.: Joseph Furtenbachs außer-Ulmische Thätigkeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.18488#0096

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92

nämlich über den Schwedenkrieg im Jahre
1634 bei einer Belagerung die aus dem
Jahre 1477 stammende Stadtkirche bis
auf den Chor niedergebrannt und sollte in
den 1650er Jahren wieder anfgebaul wer-
den, was dann auch in den Jahren 1658
bis 1660 der Fall war. F. berichtet darüber:
„Den 25. August 1657 sandten die fürstl.
württb. H. Vogt, Bürgermeister und Ge-
richt von Schorndorf einen Werkmeister
zu mir allhero nach Ulm, daß ich ihm
gute Instruktion von wegen ihres vor-
habenden Kirchengebäues ertheileu sollte.
Das ist nun trenwillig geschehen; denen
verehrte ich bencbcn ein Tractätlcin, so
mein l. Sohn Jos. F. d. j. von dem
Kirchcngebän in dem Druck hat aus-
gehen laßen, das ihnen so wohl gefallen
thäte, daß sie gesinnt sind, fast auf die-
selbige Manier ihren abgebrannten Kirchen-
ban nach demselben anznstellcn; und thäten
wvhlermelte Herren mich mit einem großen
Faß von ihrem Landwein verehren. Am
16. Novbr. 1658 auf Ersuchen des H.
Alexander Neinharten fürstl. württb. Unter-
vogt zu Schorndorf machte ich zwei Grund-
riß sammt einem Bedenken, wohl 5 Bögen
an Schriften lang, wie ich vermeinte, daß
die reparierte Kirche zu Schorndorf mit
Altären, Kanzel, Orgel, Stühlen gar re-
pntirlich heroisch und mit sonderbaren
Commoditäten könnte ersetzt werden, daran
ich wohl 10 Tage elaboriert, dieweil eS
Gottes Wort und seine Ehre angetrvffen,
hatte ich große Lust und Eifer dieses Werk
nach meinem äußersten Vermögen helfen
z» befördern, davon ich Copia behalten,
den Nachkömmlingen zum Besten, in
anderen Orten auch zu gebrauchen."
Nach diesen Plänen wurde die Kirche dann
auch ansgeführt und gehört jetzt zu einer
Zierde der Stadt, gleichwie zu den inte-
ressantesten Tempeln des Schwabenlandes.
Als nach dem dreißigjährigen Kriege das
Prämonstratenserreichsstift Marchthal
mit dem Gedanken umging, ein Gymnasium
zu Munderkingen zu errichten, wandte
man sich gleichfalls an F., welcher darüber
folgenden Eintrag gemacht hat: „Am 7. Feb-
ruar 1659 ließ der hvchwürdige H. Kcmr.
Kneer Abt des heiligen römischen Reichs
gotteShauses March thal mir sein gl.
Gruß, alles Liebe und gute vermelden
und sandte den wohlehrwürdigen H. U.

l^orbertrm Keil, Superior des löbl.
Gotteshauses Marchthal zu mir allhero,
der brachte den Abriß des Stattlius Mun-
derkingcn mit sich mit dem Anbeuten, daß
wohlermcldter H. Abt so wolen die daselb-
sten hernmliegenden Prälaten mit Bewil-
ligung des Erzherzogs Lenpold gesinnet
waren, in besagtem Munderkinzen, wo
damals der Marchthaler Konventnale Tho-
mas Bitterlin Pfarrherr war, ein gar an-
sehnlichen Ban eines vollkommenen Gym-
nasium zu führen, zn welchem Ende er
mir den einen Grundriß von 354 Werk-
schutz langen und 138 Schuh breiten
situirr vorgelegt und mich ersucht, meine
Gedanken hierüber zn ertheileu. Die hiezu
wohl dienlichen Säal, Stuben, Kammern,
Kuchen, Bierbran, Bäcken Werk und Stal-
lung (maßen er dann ans einem besondern
Memorials beschrieben mit sich gebracht hat)
aufzureißen. Das habe ich nun gethan
und also den ersten und ander» Grundriß
aufgesetzt und damit 3 Tagzeiten zuge-
bracht. Interim, so hat der 1A Norb.
Kheil mich sowohl am Mittag als zu
Nachtzeiten stetig zu Gast gehalten, statt-
lich traktiert und sehr liebreiche Diseurs
gehalten und verehrt und mit sonderbarem
guten Ooukeuto abgeschieden, meinen Ab-
riß seinem Herrn Prälaten vorzuweisen und
die ihm gegebene gute Instruktion zu rühmen
und würde wohl ein fürstliches Gebäu."
Den 17. Mai darauf sandte der H.
Prälat den H. ?. Subprivr Norb. Kheil
abermalen anhero mit dem Ersuchen, daß
ich ihm eine heroische Stellung zu einem
Q^riruusio anfreißeu und inventieren sollte,
damit man dieses Gebäu in der Stadt Mun-
derkingen zu Werk setzen möchte. Also kam
gedachter H. Kheil 3 Tage lang stetig in mein
Haus (inzwischen er mich stetig inder Herberg
stattlich und ehrerbietig traktirte mit sehr
liebreicher Konversation) und machte ich ihm
2 Grundriß, jeden ans einen Regalbogen.
Also gestellt, daß man's wohl darf sehen
lassen. Legte damit bei allen Herrn Prä-
laten in dieser Gegend so es gesehen
haben, große Ehre ein und hinterließ mir
ansehnliche Presente. Aus dem gutge-
meinten Vorhaben wurde indeß nichts;
Seb. Sailer bemerkt in seinem „Jubi-
lierenden Marchthal" rc. (S. 142) dazu:
„des Abts gute Absichten wurde», wie
gute Dinge allezeit Widersprecher haben,
 
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