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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 16.1898

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Mone, Fridegar: Bemerkungen zu Herrn Detzels "Christl. Ikonographie" etc., [6]
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https://doi.org/10.11588/diglit.18488#0181

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175

Himmel versprochen ist und ihm dort oben
in Aussicht gestellt wird. Deshalb erkennt
er in jenen Laubkränzen in den Schluß-
steinen die verheißene Krone des Lebens.
Die beiden von Eyck haben ans dem
berühmten Altäre in Gent die Krone
des Lebens vor den Füßen von Gott-
Vater auf den mit Fliesen belegten Boden
liegend gemalt.
lieber die sogen. ?s)-c:1romnLlriL, d. h.
den Kampf der Tugend mit dem Laster
und der Sünde, oder den Streit der
Seele gegen den Teufel in seinen ver-
schiedenen Gestalten, habe ich in Nr. 7,
Jahrgang ll (1894), Seite 27—28 des
„D. A." gesprochen. Es genügt deshalb
hier zu erwähnen, daß Detzel die bekannte
Darstellung der Psychomachia am Hanpt-
portale des Straßburger Münsters, nörd-
liche Thüre, ein Meisterwerk ersten Ranges
des Erwin von Klein-Steinbach im Pftuz-
thale, übergangen hat. Mit der Dar-
stellung des Kampfes der Tugenden mit
den Lastern am Portale des Straßburger
Münsters steht in innigem Zusammen-
hänge die Glasgemälde (Medaillons) im
Freiburger Münster ans dem Anfänge des
14. Jahrhunderts, welche ebenfalls die
Psychomachia darstellen. Dabei sind die
Laster als weibliche Figuren knieend (be-
siegt) dargestellt. Die vier Tugenden:
Irumllitms, odeclientia, pruckenkiL, piekas
sind abgebildet in der Zeitschrift „Schau
ins Land", 9. Jahrgang (1882) S. 34.
— Es finden sich aber an den Chor-
stühlen, an den Konsolen, ans welchen
die Gewölberippen ruhen, und an vielen
dekorativen Skulpturen in den Kirchen
so viele Scenen ans der Psychomachia,
daß es unmöglich ist, dieselben hier aufzu-
zählen. Die wichtigeren hätte aber Herr
D. doch nennen sollen.
Am meisten fällt cs auf, daß Herr
Detzel die Ikonographie des sakramentalen
Christus vergessen oder übergangen hat.
Das hohe Fronleichnamsfest, dessen herr-
liche Liturgie, die wundervollen Sakra-
menthäuschen (Fronwalmen), die durch-
dachten Kompositionen der Monstranzen,
der Meßkelche, der Ciborien, die Er-
klärungen der heiligen Messe-Zeremonie»,
alles dieses hätte den Verfasser aufmerksam
machen müssen, daß er diese Hauptsache
in seinem Buche nicht übergehen dürfe.

Der sakramentale Christus wird in den
bildenden Künsten in typischer, symbolischer,
allegorischer und kritischer Knnstform so
vielseitig dargestellt, daß eS schwer ist,
einen haltbaren Grund zu finden, weshalb
diese bildlichen Darstellungen übergangen
werden konnten, oder was dazu verleitet
haben mag, sie zu ignorieren. Schon das
ist bei der Inhaltsangabe auffallend, daß
die bildliche Darstellung der Kirche, der
Synagoge und der Frau Welt fehlen. Für
den Knnstkenner und für den Theologen
sind die Darstellungen des sakramentalen
Christus, der Kirche und deren Gegensatz
bei weitem wichtiger, als die Evaugelien-
bilder aus dem öffentlichen Leben Jesu.
Bei der bildlichen Darstellung des sak-
ramentalen Christus ist aber die größte
Vorsicht den Künstlern, wie den Bauherren
der Kirchen, zu empfehlen. So ist z. B.
an und für sich nichts dagegen einzuwenden,
wenn man die fünf Gerstenbrote und die
zwei Fische, welche auf so wunderbare
Weise vermehrt wurden, als Typen des
heiligen Abendmahles festhält. Wenn man
aber das Chor einer Kirche ganz, d. h.
vollständig, mit lauter Medaillons oder
Wappenschildchen auSmalt, auf welchen
die fünf Brote im Quinkunx gestellt und
die zwei Fische gegen einander oder ab-
gewendet abgebildet sind, so werden diese
Bildchen leicht mißverstanden oder gar nicht
verstanden, weil die Allegorie allzuweit vom
sakramentalen Christus entfernt ist.
Die wichtigsten Darstellungen des sak-
ramentalen Christus sind die Sakrament-
häuschen oder Fronwalme, welche eine
solche Mannigfaltigkeit der Kompositionen
und geistreicher Inventionen zeigen, daß
es der Raum nicht gestattet, hier nur die
wichtigsten zu besprechen.
Die Glaubenswahrheitcn und die Vor-
stellungen props cle kiele, welche in der
Lehre von den letzten Dingen (Eschato-
logie) behandelt werden, sind ebenfalls und
zwar sehr oft und viel Gegenstand des
betrachtenden Gebetes und der Andacht.
Sie werden aus diesem Grunde auch durch
Werke der bildenden Künste ausgedrückt
oder dargestellt. Die Fortdauer der Seele
nach dem Tode ist ein sehr populärer
Gegenstand für den bildenden Künstler.
Die Lnima separntL, d. h. die vom
Körper bleibend getrennte Seele kann nur
 
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