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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 16.1898

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Mone, Fridegar: Bemerkungen zu Herrn Detzels "Christl. Ikonographie" etc., [6]
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https://doi.org/10.11588/diglit.18488#0182

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sinnbildlich oder allegorisch i» der Malerei
und Skulptur dargestellt werde». Für
nichts interessiert sich das Volk mehr, als
für den Tod, für die Ewigkeit und für
den notwendigen Durchgang der Seele zur
Verklärung des Leibes in der andern Welt.
Die bildenden Künste sind deshalb ge-
nötigt, hierüber die Menschheit zu be-
lehren oder zur Betrachtung anznregcn.
Denn der Wahn, daß mit dem Tode alles
aufhöre, oder die pautheistische Weltan-
schauung von der Seelcnwanderung soll
durch die christliche Ikonographie bekämpft
werden. Die Herstellung der Grabdenk-
mäler wie der Denkmäler beruht im Grunde
genommen auf dem Glauben der Fortdauer
einer persönlichen, d. h. individuellen Seele
des Menschen. Die Kunstwerke dieser
Gattung gehören deshalb in eine christliche
Ikonographie, weil in denselben eine christ-
liche Idee durch ein Bild ausgesprochen
oder enthalten ist.
Zur Eschatologie (Lehre von den letzten
Dingen) gehört die für die bildenden Künstler
hochwichtige Darstellung, des jüngsten Ge-
richtes ijuclicium universale) und der Auf-
erstehung d^r Toten. Ferner der sogen.
Totentanz und die Bilder zu der ars bene
rnoriencli (Knust gut zu sterben). Von
den Sepulchraldenkmätern war schon oben
die Rede. Das Büchlein betitelt ars
rnoriencli, die Kunst gut zu sterben, hat
viele Ausgaben und Ueberarbeituugeu er-
lebt. Die dazu gehörigen Holzschnitte
gehören zu den ältesten, die man kennt.
Der Verfasser scheint der berühmte Gerson
(1363—1429) zu sein, welchem die Aus-
bildung der Mystik viel verdankt. Es ist
auffallend, daß Herr Detzel den Dar-
stellungen des jüngsten Gerichtes kein be-
sonderes Kapitel gewidmet hat.
In der Einleitung giebt der Verfasser
von S. 9—36 eine Zusammenstellung der
Zeichen und Bilder, welcher mancherlei
Zusätze beigefügt werden könnten. So hat
er die Brote und die Trinkgläser nicht
erwähnt, welche man in den Gräbern der
romanischen Bewohner der Rheinufer, wie
in denen der Franken und Alamannen vom
4. oder 5. Jahrhundert bis ins 8. findet.
In den Museen in Bonn, Mainz, WormS
und Mannheim sieht man auf Bronze-
deckeln von Holzkistchen und auf Grab-

steinen Brote in folgender Form abge-
bildet: ein Kreis, in welchem zwei gerade
Striche sich kreuzen. Man kann dieses
Zeichen kaum anders deuten, als die Brote,
welche der Leiche symbolisch als Brot des
Lebens mit ins Grab gegeben wurden zu-
gleich mit einem gläsernen Trinkgefässe.
S. Mone, Die bildenden Künste in Baden,
Bd. 14 S. 86. Noch wichtiger sind die
Trinkgefässe des 3. bis 5. Jahrhunderts
mit ikonographischen Darstellungen. Ein
solches wurde in Straßbnrg 1880 ge-
funden. (S. A. Straub, 1e cimetiere
Aullo-romain cle LtrusbourA 1881.) Auch
in Long-Wittenham, Berkshire, England,
1861, und in Wies-Oppenheim, 1870,
sind solche zu Tage gefördert worden. Die
biblischen Darstellungen auf jenen alten
Gefässen sind so interessant und lehrreich,
daß sie in einer christlichen Ikonographie
nicht wohl übergangen werden können.
Bei dem Abschnitte: „Symbolische
Zahlen" durfte man erwarten, daß die
vier Lichter: Neumond, erstes Viertel, Voll-
mond , letztes Viertel — die vier Gaben,
welche Gott dem Menschen verliehen hat:
memoria, — mkelleetus, — volurckas,
operu caritatis, und die vier Sibyllen:
CarmentiS, die Tibnrtinische, die Kuma-
nische, die Delphische auch genannt würden.
Man findet diese Sibyllen abgebildet in
der Vorhalle der St. Aegydius-Stadikirche
zu Neustadt a. d. H.
Ferner wurden übergangen: die zwölf
himmlischen Zeichen, die sieben Schläfer,
welche zur Bezeichnung der sieben Stunden
des ägyptischen Tages dienten. Ans diesen
sieben Tagesstunden entstanden die sieben
Irorae cliurnas des Breviers. Die ägyp-
tische Tagesstunde zählte mithin 3 Stun-
den 20 Minuten unserer jetzigen Zeitein-
teilung.
(Fortsetzung folgt.)

Gesuch.
EinzelneNnmmern von früheren Jahr-
gängen des „Dwcesanarchivs" werden mit Dank
zurnckgenommen (auf Wunsch gegen Portoersatz) ;
gesucht werden insbesondere Nr. 24 von 1890;
Nr. 11 von 1891 und Nr. 15 von 1894 sowie die
Beilage zum „Pastornlblatt" von 1882/83
Nr. 1—7 (mit oder ohne das Pastoralblatt).
Die Expedition.

Stuttgart, Buchdruckerei der Akt.-Ges. ..Deutsches Volksdlatt".
 
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