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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 19.1901

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Saupp, ...: Denkwürdiges aus der Geschichte des Klosters Wiblingen, [11]
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https://doi.org/10.11588/diglit.18109#0026

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— 18 —

jetzt auseinander, die Wiblinger unter
Psalmengesang abends 7 Uhr in ihre
Kirche gezogen. Niemand sei gewesen, der
nicht bei diesem Anblick fromme Thränen
vergossen habe. — Interessant ist auch
die Instruktion, die Abr Benedikt als Miln
tärbischof und Generalvikar von Maximilian
in Bayern erhielt. Sie giebl Zeugnis, wie
vortrefflich für religiöse und sittliche Aus-
bildung der Soldaten gesorgt war — durch
Predigt,Gottesdienst, Sakramentspendnngw.
namentlich auch für Kranke und Verwundete
— und welch' strenge Maßregeln gegen
die Uebertreter vorgesehen waren, wie
namentlich Unzucht, Streitigkeiten, Fluchen
und Schwören und lascive Neben zu ver-
hindern gesucht wurden. Der Generalvikar
solle jederzeit das Recht haben, falls er
nichts ansrichte, sich wegen solcher Ver-
fehlungen an den Befehlshaber zu wenden.
Mail könnte heute noch von dieser Mili-
tärseelsorge lernen. — Auch die ergreifende
Abschiedsrede ist in den Annalen ausge-
zeichnet, die Benedikt bei seinem Abgang
vom Kloster nach Bayern hielt. — In
den letzten Jahren des Kriegs seien in
der Gegend durch die Schweden und Fran-
zosen noch entsetzliche Grausamkeiten und
Grenelthaten vorgekommen (namentlich sind
solche ans dem jetzt bayerischen Ort Pfuhl
angeführt), selbst Frauen und Kindern
gegenüber. Letztere habe man gespießt und
sogar am Feuer gebraten.
Durch den westfälischen Frieden kam das
Priorat oder Kloster Neichenbach definitiv
an Württemberg. Der dortige Prior Ernest
Fabri zog sich mit seinen Angehörigen nach
Horb zurück, nachdem er nochmals in seiner
letzten Predigt gegen die gewaltsame Trenn-
ung unter den Thränen und Seufzen: seiner
Zuhörer protestiert hatte. Auch wurde an
den Herzog von Württemberg ein langer
schriftlicher Protest gegen den „Osnabrücker
Friedeil" gerichtet; in ergreifenden Worten
wird Verwahrung gegen den Kirchenranb
eingelegt und die Räuber vor Gottes Nich-
terstnhl gefordert. Das Schreiben trägt
das Datum 10. November 1648. In-
dessen sei es nicht vom Abt sondern nur vom
Administrator in Neichenbach unterzeichnet
worden. Dagegen richtete Abt Benedikt ein
Mahnschreiben,,ack ove8 6e8ertA8Ueic1ren-
bnclr", Worte voll wahrhaft apostolischer
Kraft, und beschwört sie, vom Glauben nicht

abznfallen und lieber alles zu verlieren. Er
führt darin an, es sei auch zwischen dem
Markgraf von Baden und dem Herzog von
Württemberg beschlossen worden, daß keiner
zum Abfall gezwungen werdet: dürfe. Zwar
sei der öffentliche katholische Kult verboten,
aber privatim sei er erlaubt, und zum
Empfang der Sakramente können sie an
katholische Orte gehen; auch können sie
ihre Habe verkaufen und anderswohin ans-
wandern. Zum Schluß empfiehlt er sie
der seligsten Jungfrau und den Kirchen-
patronen Gregorins und Remigius und
beteuert, er würde gern für sie sein Oben
hinopfern. In rührenden Worten wird
der Jammer über diesen Verlust in den
Annalen ansgedrückt. — Am 9. Dezember
1648 sei der Eormilinrius Ouci3 Wür-
tsmdcr^ine cum mnncknto Eae^reo ge-
kommen, daß der Prior mit den Seinigen
binnen 3 Tagen abzngehen habe. Auch
jetzt noch machte Abt Benedikt alle Versuche,
selbst persönlich beim Kaiser, um das Priorat
zu retten oder doch dnrchzusetzen, daß die
katholische Religion dort erhalten bleibe,
aber es war vergebens, obwohl Kaiser
Leopold sonst ihm wohlwollend und freund-
lich gesinnt war. Am 8.Aug. 1649 schrieb er
ihm sogar einen Brief, in welchem er demselben
den Tod der Kaiserin Leopoldine anzeigte. —
I. I. 1662 wandte sich Benedikt an Graf
Albert Fugger als Kastenvogt, damit er ein-
schreite gegen die Ulmischen Neligionsein-
grisse zu Gögglingen, wo es gegen die früheren
Verträge so weit gekommen sei, daß manche
Häuser ganz lutherisch geworden seien, und
die Leute an Sonn- und Feiertagen zum Got-
tesdienst nach Grimmelsingen den Prädikan-
ten zulanfen. Solche seien auch schon nach
Gögglingen gekommen, um den Kranken
das Nachtmahl zu reichen. Viele Wider-
wärtigkeiten wurden schon dem Abt Bene-
dikt durch die Kämpfe mit den Grafen von
Fugger, namentlich mit Raimund Heinrich
bereitet, wegen dessen er sich oft bei der
österreichischen Negierung in Innsbruck
beschwerte. Auch habe sich der Schloß-
kaplan von Oberkirchberg pfarrliche Rechte
in Unterkirchberg angemaßt. Nach dem
Tode des Abtes Benedikt erhoben die
Grafen gegenüber den: Konvent auch große
Ansprüche und Rechte ans die Neuwahl
und die Person des Gewählten. Es wurde
indessen der Freund Benedikts, der be-
 
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