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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 21.1903

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Diemand, Anton: Die Kapelle und ehemalige Klause auf der Altenbürg
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https://doi.org/10.11588/diglit.18333#0051

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Die Kapelle zu Altenbürg ist uralt.
Sie ist dem hl. Märtyrer Hippolv?) ge-
weiht und soll um das Jahr 1230 von
Bischof Siboto (von Seefeld) von Augs-
burg (1227—1248) konsekriert worden
sein. Die Länge der Kapelle beträgt
10,8 Meter, die Breite 6,7 Meter und
die Höhe bis au das DachgesimS 4,2
Meter. Die Mauern sind ungemein stcnk,
ihre Dicke beträgt nicht weniger denn
1,2 Meter. Die Grundform des Kirch-
leins stellt zwei Quadrate dar, von denen
das östliche (der Chor) von einem fiüh-
gotischen Nippenkrenzgewölbe bedeckt wird,
während das westliche nur eine einfache
Holzdecke hat. Den Ostgiebel krönte ein-
stens ein kleines, mit einer Glocke ver-
sehenes Türmchen, das jetzt abgebrochen
ist. Der Eingang zur Kapelle liegt an
der Südseite, der Südwcstecke zu; in den
spitzbogigen Thürstock sind die Buchstaben
k. 3. VV. 8. eingehauen. lieber der Thüre
sieht man ein steinernes Kreuz, das als
Zierat fünf runde, erhaben ausgemeißelte
Scheiben aufweist, über dem Kreuze wieder-
um ragt aus der Kehle des Dachgesimses
ein mit einem Blatte versehener Apfel
heraus. Apfel und Kreuz sollen wohl
Sündenfall und Erlösung versinnbild-
lichen?) An der Ostseite des Chores!

0 Sonst findet sich der HI. Hippolyt als
Patron in Württemberg nur »och in den Kirchen
von Bvhmenkirch (in Verbindung mit Cas-
sian) und Frittlingen. OA. Spaichingen.
Nach Otte, H.-B. der kirchl. Kunstarchäologie re.,
5. Auflage, 1883, I, S. 576, war H. nach Eu-
sebius und Hieronymus ein Bischof (wo?), nach
Prudentius ein Priester, der um 304 zu Portus
bei Rom vo» Pferden geschleift den Märtyrer-
tod erlitt; so ist er auch dargestellt in den
Wandgemälden zu Brauweiler (berühmte sitzende
Status mit der Ostertafel zu Rom); in der Ka-
thedrale zu Brügge befindet sich ein großartiges,
im 2. Jahrgang (1902) von Helbings Monats-
berichte rc auf Tafel 123 nbgebildetes Malwerk
mit dem Martyrium des hl. Hippolyt von Dierick
Bouts (Dirck van Haarlem, 1400—1475). —
Nach einer a. Passiv ist der hl. Hippolyt röm.
Ossizier und Märtyrer unter Valerinnus und
erscheint als Krieger mit Fahne oder Lanze
und Schild, so auf dem Siegel des ihn, geweihten
Stifts Gerresheim, ebenso auf einem Grab-
mal aus dom 14. Jahrhundert in dem im 8. Jahr-
hundert gegründeten und ihm geweihten und von
ihm den Namen führenden Stifte St. Pölten,
woselbst der Schild den Buchstaben V enthält.
— Die Red.
2) Nach der Beschreibung des Oberamts Ne-
resheim S. 447 soll die an der Kehle des Dach-

befindet sich ein gotisches Fensterchen, an
dessen Südseite ein rundbogiges Fenster,
das ehemals ohne Zweifel auch gotisch
war. Zwei weitere, ovale Fenster befin-
den sich im westlichen Teile der Kapelle,
und zwar das eine an der Nordseite, ge-
rade der Eingangsthüre gegenüber, und
das andere an der Südseite, etwas rechts
von der Thüre (von außen betrachtet).
Die ovalen Fenster wurden jedenfalls erst
spät in die Mauer gebrocken. Die West-
seite der Kapelle, an der eine kleine
hölzerne Empore angebracht ist, ist fenster-
los (s. auch Keppler, Diöcesankunst-
katalog rc., S. 251).
Der Hof Altenbürg war in alter Zeit
mit der Kapelle eine Filiale der Mntter-
pfarrkirche Utzmemmingen, über welche das
Kloster Christgarten das Palronatsrecht
übte. Am 8. April 1499 verglichen sich
das Kloster und das Nördlinger Spital
wegen der Kapelle und des Wiesenzehntes
bei der alten Bürg?)
Nach der Reformation wurde der Hof
von der Stadt Nördlingen nach Schwein-
dorf, einer Patronatspfairei der Stadt,
eingepfarrt. Als Graf Wvlfgang IV.
von Oellingen 1665 das Gut Altebürg
an sich brachte, kam der Hof und die
Kapelle wieder zur Pfarrei Utzmemmingen.
Die Kapelle war jedoch dem Ruine nahe.
„Die Unkatholische» hatten sie," wie es in
einem Schreibet?) an das Vikariat Augs-
burg vom Jahre 1681 heißt, „Zeit ihrer
Possession ihrer Gewohnheit nach ganz öd
und also zu Grund gehen lassen, daß fast
nichts mehr als die ruckern dabei übrig
gewesen." Graf Wolfgang ließ sofort
nach geschlossenem Kaufe die Kapelle
reparieren und verordne? des weiteren,
daß der Pfarrer von Utzmemmingen,
welcher am nächsten gelegen, gegen jähr-
liche Reichnng von 12 fl. wöchentlich ein-
mal in der Kapelle celebrieren und den
gesimses angebrachte Figur einen Kopf mit einem
Zopf, der in ein Kleeblatt endigt, darstellen;
Pfarrer Schüttle, von dem sich in der Utz-
memminger Psarrregistratur ein Aufsatz über die
Altebürg befindet, glaubte darin die Bilder der
Sonne und des Mondes zu finden und schloß
daraus, daß die Kapelle ehemals ein heidnischer
(Sonnen-) Tempel gewesen sei.
') Orig -Urk.
? Dasselbe befindet sich bei den Kultusakten
Altebürg. Aus diesen auch das folgende.
 
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