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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 21.1903

DOI Artikel:
Reiter, Joseph: Aus der Welt der Heiligen: S. Vitalis
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https://doi.org/10.11588/diglit.18333#0178

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in Stücke zerbrochen »nd den Armen reichen
lassen. Diese Erzählung soll nnn dazu
geführt haben, daß Oswald mit einem
Prnnkgefäß in der Hand dargestellt wird.
Das Attribut kann indessen ebensogut als
Salbölgefäß gedeutet werde». Das pokal-
artige Gefäß trägt S. Oswald auch am
Freiburger Münstertnrm.
Seit 1396 ist unser Heiliger Patron
der Angustinkipropstei in Passan mit heil-
kräftiger Quelle unter dem Hochaltar.
S. Gangolf.
Der Name dieses Heiligen wird ver-
schieden geschrieben: Gangolf, Gingolf,
Gengolf, Gongvlf, Genf, Golfs, Gingonp,
Gengon, Gengonl u. s. w. Wolfgang?
S. Gangolf stammte ans Burgund, war
ein tapferer Kriegsmann unter Pipin nnd
wurde auf Anstisten seines ehebrecherischen
Weibes am 11. Mai 760 bei einem
Brunnen ermordet. Beigesetzt ist er in
der S. Peterskirche zu VarenncS bei
Langres. Dargestcllt sieht man ihn als
Ritter oder KriegSmann mit Lanze, Schwert
nnd Schild mit Kreuz, Spieß oder Wurf-
spieß, neben ihm vielfach eine Quelle.
Die MaithiaSkirche in Trier besitzt Re-
liquien des hl. Gangolf. Zwischen 1127
bis 1140 schloß solche Bischof Ulrich von
Konstanz in den Altar der S. JohanneS-
kapelle zu Muri ein. Im Jahre 1343
übergab Margareta, Priorin der Angusti-
nerinnen von Zabern, Reliquien deS Mär-
tyrers Gangolf nach Bern.
Unserem Heiligen sind geweiht die Kirchen
in Henselden, OA. Ehingen (Kirche teilweise
noch romanisch), Nöttingen, OA. Nereöheim,
von ca. 1499 (Gangolf nnd Wendelin),
und Wolpertswende, OA. Ravensburg.
Kapellen hat der hl. Gangolf in Bühler-
thann von 1500, Nöttingen 1728 (Gangolf,
Ottilie und Leonhard ; Gangolfbruui e»)
und WolpertSwende (Gangolfbrunneu oder
Wolfgangsbad, uralte Wallfahrt).
Die Kapelle von Eichenkirnberg, OA.
Gaildorf, ist abgegangen.
Das Palrozinienbuch von Reitlechner
kennt keine Gangolfsheiligtümer, Or. Sam-
son nennt deren aus der Erzdiözese Köln
fünf nnd aus der Diözese Trier ebenfalls
fünf, darunter die bekannte Gangolsskirche
in Trier. Sonst begegneten uns noch
GangolfSkirchen in Amorbach, Bamberg,

Würzbnrg, Mainz, Haarlem in Holland,
Toul in Lothringen, Galsingen, PostHeims-
brnnn im Elsaß, Schelingen nnd Schlier-
stadt in Baden, Dornstetten (im b. Bezirks-
amt Schongan).
Mitpatron ist Gangolf in Klaftern,
Amt Ueberlingcn, nnd im Kloster Lanten-
bach, Kreis und Kanton Gcbwciler. In
Offenbnrg, wo seine Verehrung schon früh-
zeitig anskam, soll er Patron einer Bruder-
schaft sei,'.
In Nendenau im Badischen befindet sich
eine uralte Gangulfökapelle mit Brunnen,
und nicht weit davon eine WolfgangS-
kapelle. Bei dem schon genannten Lanten-
bach trifft man im Gangulftal eine Kapelle,
vor dessen Altar eine steinerne Platte den
Ort einer Quelle bezeichnet, deren Wasser
außerhalb zu einem Brunnen abgeleitet ist,
über welchem sich das Standbild des
hl. Gangolf erhebt. Am 11. Mai drängen
sich Scharen von Pilgern zu der Kapelle,
um dem Gottesdienst zu Ehren des Hei-
ligen bcizuwohnen. Das sogenannte GänS-
brünnlein zu Barr, bei welchem sich eine
Kapelle erhob, scheint korrumpiert und vom
S. Gangolfsbrünnlein abznleiten zu sein.
Den Namen der Stadt Gengenbach hat
man auch schon mit Gengolf in Ver-
bindung gebracht, allein es dürfte doch
richtiger sein, denselben mit den Fischen
in Zusammenhang zu bringen (Gangfische —
Wanderfische), wie ja auch die Secidt in
ihrem Wappen einen Fisch führt.
Es wird gesagt, die Verehrung des
hl. Gangolf in Offenbnrg weise ans Toul
nnd die in Nendenau ans Mainz hin. Für
unseren Bereich habe ich bis jetzt keine
sicher führende Spur gefunden, welche die
Frage nach der Herkunft des Gangolf-
knltes bei uns hätte lösen können. Vielleicht
geben vorstehende Bemerkungen Anregung
zu neuem Forschen.
Ohne ans die Brnnnenfrage näher ein-
zngehen, wollen wir noch hervorheben, daß
S. Gangolf vielfach als Qnellenheiliger
betrachtet wird (Königreich Württemberg,
Band II, S. 158), und daß sein Tod und
seine Verbindung mit Quellen an den Tod
Siegfrieds im Nibelungenliede erinnern.
Die Hufeisen an den Gangolsskapellen
tonnten ihren Grund darin haben, daß
Gangolf zum Neisemarschall der Missionäre
in Friesland bestellt worden ist. — Die
 
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