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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 22.1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.18334#0177

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— 16S —

ziplin; ebenso befanden sich die wissenschaftlichen
Studien in ordentliche!» Zustande; die um das
Jahr 1543 gegründete „Universität" in Otto-
beuren war allerdings bald wieder eingegangen;
die spater, i> I. 1623, von Ochsenhauseu unter
Prälat Barth. Echinger in Verbindung mit anderen
schwäbischen Benediktinerktöstern in Umiuendorf
gegründete philologisch-philosophische Lehranstalt
wurde hauptsächlich von Klerikern aus Ochsen-
hausen, Mehrerau, Jsny und Kempten besucht,
konnte sich aber in den Nöten der folgenden
.Uriegsjahre nicht halten und ging gleichfalls
wieder ein. — Dein Vorgehen lagen vielmehr
nach den Qnellen nnd Nachweisen, die der Ver-
fasser sprechen läßt, bei den maßgebenden Kreisen
nicht et>va eigennützige, sondern sach-
liche Umstände und Erwägungen zu
Grunde: mau hielt die alten (oder eigentlich ver-
alteten, senilen, altersschwachen), mehr sich dem
beschaulichen Leben widmenden, schwerfälligen
Orden nieder znr Nekatholisierung von Alt-
württemberg, noch dazu für fähig, geeignet nnd
energisch genug, um der neuen Lehre nnd deren
Fortschritten Einhalt zu tun, und glaubte man
dafür neue, frische Kräfte, Katecheten, Prediger,
Schulmeister heranziehen und praktische Arbeit
verrichten zn sollen. Zu diesen Zwecken waren
namentlich Seminarien, Kollegien u, dergl. An-
stalten in Aussicht genommen, zn deren Ein-
richtung und Unterhaltung die Mittel aus den
restitutionsfälligen Klöstern aufgebracht werden
sollten. So weit ging mau allerdings nicht, die
alten Orden etwa gar noch für das Aufkommen
und Umsichgreifen der Reformation im voran-
gegangenen Jahrhundert verantwortlich zu machen;
ein solcher Vorwnrs wäre auch nicht berechtigt
gewesen nnd hatte eher dem ganzen damaligen
Zustande der Kirche gegolten. Tie alten Orden
und ihre Verteidiger — eine Beilegung des
ärgerlichen Hnnvels im Wege des Kompromisses,
dieses mehr modernen politischen Hausmiltels,
scheint nicht einmal versucht worden zu sein —
ließen natürlich diese Angriffe nicht gelten uud
setzten sich dagegen mauuhast zur Wehr, erklärte»
sich auch Manns genug, den ihrer harrenden
Ausgaben gerecht zu werden; uud was die Väter
dieses Gedankens (d. h. des Ausschlusses der
alten Orden von der Restitution), die Jesuiten,
betrifft, welche natürlich sich in ihren Schritten,
Schreibe», Erllärnngen, Briefe» sehr vorsichtig
und behutsam, im Gegeiisatz zn ihre» recht un-
vorsichtigen, gar nicht zurückhaltenden, ja oft
tumultnarifche» Gegnern, benahmen, so wäre»
noch bis in de» Ansang der zweite» Hälfte des
19. Jahrhunderts verschiedene Kircheiihiswriker
nicht vo» der volle» Uiieigennützigkeit der Jesuite»
in dieser Angelegenheit überzengt; ebenso haben
die verschiedenen schwäbische» Klostergefchichts-
fchreiber, wie Feierabend vo» Ottobeuren (III S.
384/385), Stadelhofer von Roth (II x>, 828 bis
331); (I'. Gg. Geifenhof) von Ochsenhansen :e.
den ursprünglichen Standpunkt der schwäbische»
Klöster i» diesem Betreff festgehalten-. Soviel ist
gewiß: Sympathien habe» sich die Jesiliteu durch
ihre Stellungnahme gege» die alte» Orden in
dieser Frage in Schwaben nicht erworben. Viel-
leicht erklärt sich a»ch darans, daß in der Folge
nirgends in Oberschwaben (wie etwa in

Ehingen a. d. D.) ein Kollegium dieses Ordens
zu stände gekommen ist? ! Und — selbst heute
uoch dürste da uud dort uicht der letzte Zweifel
an der absoluten Selbstlosigkeit der Jesuiten in
dieser Frage geschwunden nnd nicht das letzte
Wort darüber gesprochen sein?! Vom Standpunkte
des historischen Rechts ist die Sache der alten
Orden, wenn sie sich darum wehrte», die ihnen
durch die Reformation entrissenen Klöster, nach-
dem dieselben einmal vo» Kaisers wegen resti-
tuiert werden sollte», wieder zu erhalten, nicht
anfechtbar, wen» auch der vo» ihnen' einge-
schlagene Weg zur Verteidiguug ihrer Rechte nicht
immer und überall der richtige gewesen sein mag,
uud wenn sie auch vielfach eiue gar zu »»diplo-
matische Sprache führten, sich in derselben recht
gehen ließen nnd da»» sich dabei auch, wie es
nicht anders sein konnte, zuweilen „vergalop-
pierten". Und — schließlich wurde die Sache
gar uicht praktisch und war alle Mühe, aller
Streit uud Hader umsonst, da der westfälische
Friede aller uud jeder Restitution ein Ende
»«achte! Vo» feiten der alte» Orden wurde die
literarische Fehde durch den bekannten Schrift-
steller Kaspar Seioppius (eigentlich Schoppe,
sonst auch im Beinamen „der grammatische Hund"
genannt, weil er selbst das Latein des Eieero
noch verbesser»- wollte; geb. 1576 zu Nenmarkt
in der Oberpfalz, -j- in Padua 164g) eingeleitet
uud auch sichtlich, namentlich in Bezug auf die
gröbere Touart, beeinflußt. Irrtümlicherweise
wird er in dem Buche, S. 152, 177, 179, zu
eiuem vaier, S. 378 zu einem Benediktiner ge-
macht. Sch. war »icht eimiial geistlich, geschweige
Mönch, wohl aber Konvertit. Seine Schriften
gege» die Jesuiten sind zahlreich, von denen
n. a. folgende hier genannt sein mögen : ^ctio per-
cluellionis in ^esuit^s 8. K. Iniperü dostes,
/>uctore klriloxeno IVIel^nclrv. Dentfch,

Deutsch, 1632. 4". (Stil und alles des IVlslsncler
ist unverkennbar der des Seioppius.) LoUoczuium
inter I^aulum V. 1'lrilippum Ilispünise

liebem et l'ercliuauclum ^.rclriclucem /Vustriae
ex ^esuiNtrum mc>n»cens!um et InZolsIsciiensium
secretis consiliis institutum. Dentsch, 1632;
^esuila exenteratus. Dentsch, 1633;

I'-Urum 8oc. ^fesu. Deutsch, 1633. (Mit dieser
deutsche» Schrift hat die folgende lateinische sehr
viel gemein: kl/steria Matrum ^esuitarum ex
eorurn sciiplis cum ticle erutai ^ccesserunt
duie eciitioni suctiori et ernenclatlorl sppen-
6ices dune, in qu'idus continentur narrationes
äe mttlilioniduZ ^esuitarurn in psrtibus Orientis.
Improxoli apuci Kodertuin l^ideicnn. 1633. 12"?
es ist dies nichts anderes als eine lateinische
Usbersetzung eines 9 Jahre zuvor i» französischer
Sprache »»ter folgendem Titel herausgekommenen
Werkes! I^es Unteres cles ?eres ^esuites psr
interro^ktinns et responses, extraltes iiclelement
cles Lcrits psr eux pulilies Ville 1'ranclie
Lleutd^e 1'iiilkletde, 1624. 8°.) Dann folgt
ebenfalls nnter einem Psendonym wohl das
Stärkste, was jemals von katholischer Seite gegen
die Jesuiten geschrieben wurde: Lsnetii L-UI!n6i
e societste ^es» ^n»tomia, Loeiet->ti8 ^esu,
unacuin aliis opusculis aci 8!>Iutem ejusclem
societsli? et nd excitsnäam Kegnm iic l^rin-
 
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