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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 10.1865

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https://doi.org/10.11588/diglit.13555#0024

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Athen uns bekannten Alterthümer stehe, und an Gehalt auch die
inhaltrcichste Inschrift aufwiege. Er erkannte in demselben einen
Auszug aus dem athenischen Festkalender, der in seiner
bildlichen Darstellung zehn öffentliche Feste in neun Monaten
aufbewahre; cs seien alle Feste und Monate in richtiger Reihen-
folge geordnet, auch durch die Stcrnzeicheu oder Gottheiten,
welche Fest und Monat regieren, bestimmt charakterisirt. Die
Angabe aller mystischen Feste sei darin ausgelassen, eben so wären
drei Monate übergangen. Es erschienen hier aber Festhandlungcn
und Riten, die sich nirgendwo zum zweiten Male gebildet fän-
den; cs kämen Feste vor / die in den neuesten Heortographien
ganz fehlten. Als ganz anomale Thatsache hob der Vortragende
noch hervor, das; dieser Bildcrcyklus das Fest und Neujahr der
Athener mit dem Pyanoption beginnend, mit dem Boedrornion
schließend, bezeichne. Eine vierte Vorlage Hin. Bötticher's,
feine Gesammtanfnahme der Nordseite deö Burgfelscns, mit den
zahlreichen Votivnischcn und heiligen Höhlen, womit dieser Felsen
bedeckt ist, zog derselbe wegen Kürze der Zeit für diesmal aus
der Erklärung zurück, wie denn auch ein der Versammlung zn-
zugedachter Vortrag des Hrn. Friedrichs über das Harpyien-
monument für eine folgende Sitzung von demselben zurückgelegt
worden war. Dagegen besprach Hr. Hübner in einem längeren
Vortrag das römische Denkmal von Igel bei Trier, anknüpscnd
an das große Gypsmodell desselben, welches durch besondere
Vergünstigung der General-Direction der königlichen Museen im
Saale der Gesellschaft aufgestellt worden war, und unter Vor-
lage aller vorhandene», freilich sämmtlich unzureichenden Publi-
kationen. Es wurde Gewicht darauf gelegt, daß ohne besondere
Abbildungen aller einzelnen Bildwerke des Denkmals in nicht zu
kleinem Maaßstab (nicht bloßer Gesammtansichten) eine sichere Er-
klärung, zumal der in den Kreis des täglichen Lebens gehörenden
Darstellungen, nicht möglich sei; wogegen die mythologischen Bil-
der fast sämmtlich, nur mit einer erheblichen Ausnahme, bereits
richtig gedeutet worden waren. Auch auf den durch schlechte
Restaurationen entstellten Zustand des Denkmals wurde aufmerk-
sam gemacht, und deren Ersetzung durch bessere, welche freilich,
ebenso wie die Herstellung guter Zeichnungen, nicht ohne einige
Mühe und Kosten.zu erreichen sein werde, als sehr erwünscht
bezeichnet. Von den früheren Erklärungen wurde nur der drei

bedeutendsten, nämlich der von Goethe, von Schorn und von Kng-
ler ausgestellten, so wie der daran sich knüpfenden kurzen Be-
merkungen von Otto Jahn und von Cavedoni gedacht. Die
eigene Deutung des Vortragenden, welche von der Erklärung
der Inschrift und des Hauptbildes der Vorderseite ausgeht, und
für die Beurtheilung dieses Bildes, wie für die der kleineren
Darstellungen aus dem Leben der Verstorbenen, endlich auch des
großen mythologischen Hanptbildes der Rückseite, einige bisher
nicht beachtete Gesichtspunkte ausstellte, wird später veröffentlicht
werden. In der Zeitbestimmung schloß sich der Vortragende
der jetzt wohl ziemlich allgemein gewordenen Annahme an,
wonach das Denkmal in die hadrianischantoninische Zeit, gewiß
nicht später, zu setzen ist. — Die Mitglieder der Gesellschaft waren
zahlreich versammelt; dieselbe fand überdies durch Gegenwart
der Herren Staatsminister v. Mühler und v. Bethmann-.
Hollweg, des großbritanischen Gesandten Lord Rapier und
anderer hochgestellter Gäste sich geehrt. Dem Festlokal war eine
würdige Ausstattung, außer der bekränzten Büste Winckelmann's
und dem vorgedachten Modell der Jgclsäulc, auch durch Auf-
stellung eines Abgusses der Giustiniani'schen Minervenftatne
gegeben.

Hr. Eichler, welchem diese Aufstellung verdankt ward, hat
neuerdings das Verdienst sich erworben, jenes ansehnlichste Ab-
bild der Athene Parthenos des Phidias in den Kunsthandel ver-
setzt und zugänglicher als bisher gemacht zu haben. Eine auf
mechanischem Wege erreichte große Replik der Venus von Melos
war gleichzeitig ebenfalls von ihm anfgestelll worden. Bei dem
diese Versammlung beschließenden Festmahl verweilte Hr. Ger-
hard, indem er die Losung für Kunst und Alterthum im Geiste
Winckelmann's neu ausbrachte, in dankbarem Hinblick auf die
dem gemeinsamen Zweck in verschiedenen Richtungen zugewandten
Kräfte des hiesigen Vereins. Herr Mommsen gedachte dem-
nächst mit besonderer Liebe der ähnlichen, aber bei größerem
Spielraum zu größeren Zwecken fortwirkcnden Vertreter, Jünger
und Mitgenossen des römischen Instituts, deren jugendliche Reg-
samkeit, durch die Weihe Roms für's Leben ausdauernd, auch dem
Aeltesten der Gesellschaft noch nicht abgehe und fernerhin ihm
ansreichen möge.

Ausstellungskalender.

Am verefirüchm KmckvereinsVoMndm

bringen wir hiermit in Erinnerung, daß wir — laut dem von uns an sie im August d. I. übersandten Cirkular
— nur diejenigen bevorsteh enden Ä usst eltung en in dem Ausstellungskalender notiren, in Betreff deren uns
seitens der resp. Vorstände eine zustimmende Erklärung auf die im genannten Cirkular formulirten Propositionen
zugegangcn ist.

Sollte irgend einem KunstvereinSvorstand das Cirkular nicht zugegangcn sein, so ersuchen wir um gefällige
Nachricht darüber. Die Expedition der Dioskuren.

Deutscher Ausstcllungskalender.

Für 1864/65.

Kestcrreichischer Knnstverein in Wien. Wechsel der Bil-
der am I sten jedes Monats. (Siehe die Ankündigung in Nr. 35
vor. Jahrgangs.)

Ostdeutscher Kyküls- Eröffnung am 15. December 1864
zu Danzig. Es folgen Königsberg (2. Febr. 1865), Stet-
tin und Elbing <1. April), Breslau (I. Mai), Görlitz.
Schluß Mitte August.

Süddeutscher Kyklüs. Eröffnung im November 1864 zu
Rcgensburg. Es folgen Bamberg, Würzburg und Wies-
baden. Schluß im August 1865.

Westlicher Kyktns. Eroffmmg in H an no v er (Ende Febr.).
Es folgen Magdeburg (2. April), Halberstadt (Mai), Halle
(Juni), Gotha (Juli), Kassel (1. September) Schluß im Ok-
tober.

thüringischer Kyktns. Eröffnung im April. Näheres
später. __

Ausländische Ausstellungen.

pariser Salon von 1865. Die Ausstellung beginnt am
1. März und "schließt am 20. Juni. Werke aller Nationen;

Einsendungstermin 10. — 20. März, 6 Uhr Abends. Die Be
dingungen sind die gewöhnlichen. Es müssen angegeben werden:
Vollständiger Namen/Geburtsort, Schule, Auszeichnungen und
Adresse. Prämien: Nur eine Art von Medaillen (400 Frcs.
an Werth); für die Malerei 40 Stück, für die Skulptur tö, für
Architektur 6, für graphische Kunst 8; außerdem 2 Ehrenme-
daillen von je 4000 Frcs. Werth. Die Gesammtsumme des
Eintrittgeldes wird auf Ankauf, von Werken der Ausstellung
verwandt.

cLyon: „Loeiete des Arts‘-, Eröffnung am 7. Jan. d. I.

Hordeaur. Kunstvereinsausstelluug (Exposition de la
societe des Amis des Arts): Einsend un gstermin von 1.—10.
Februar b. I. Bedingungen wie üblich.

D»NN. Ausstellung des Vereins der Kunstfreunde. Eröff-
nung am 25. Januar, Dauer bis zum 15. März. Einsendungs-
termin 20. Januar.

Klasgow. Eröffnung am 6. Februar d. I.

Dublin. Internationale Kunst- und Industrieausstellung.
Eröffnung am 9. Mai, Dauer 6 Monate. Von Antwerpen bis
Dublin trägt die Ausstellungskommission (ob blos für belgische
Kunstwerke?) die Transportkosten. Auch Photographien werden
in der für die Kunst bestimmten Abtheilnng zugelassen.

Kommissions-Verlag der Ni colai'scheu Verlags-Buchhandlung (G. Parthry) in Berlin. :—Druck von G. Bernstein in Berlin.
 
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