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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 10.1865

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https://doi.org/10.11588/diglit.13555#0077

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geschickt. Als nach der Schlacht bei Jena das Kadetten-
Corps verlegt wurde, nahm seine Mutter ihn zu sich zu-
rück und flüchtete sich mit ihren Kindern, als die Franzosen
einrückten, nach Troppau. Hier machte er die Bekannt-
schaft eines österreichischen Barons, von Skrebenski, wel-
cher sick mit seiner Schwester verlobte und der durch
seine reiche Kunstsammlungen, namentlich an Kupferstichen,
in deren Studium sich der junge Klober versenkte, sowie
durch aufrichtige Theilnahme an seinen Bestrebungen
einen nachhaltigen und bedeutenden Einfluß auf den jun-
gen Mann gewann. Bei der allgemeinen Niedergeschla-
genheit und Demoralisation, in welcher sich das preußische
Militair damals befand, war glücklicherweise der Ge-
danke, den jungen Klober noch ferner der militairischen
Laufbahn sich widmen zu lassen, nichts weniger als ver-
lockend. Er sollte nun Baumeister werden und begab sich
deshalb in seinem 16. Jahre auf die breslauer Bau-
und Gewerbeschule. Aber auch hier fand er nicht Ge-
nüge. Zwar wurde fleißig gezeichnet und selbst gemalt;
aber die anderweiligen Diseiplinen, welche das Bauhand-
werk erfordert, sagten ihm nicht zu; und als er einst eine
Kopie nach einem Raphael'schen Gemälde sah, gerietst er
in einer Art von Verzweiflung, die nur durch das Ver-
sprechen seiner überraschten Mutter, seinen Wunsch, sich
ausschließlich der Malerei zu widmen, erfüllen zu wollen,
gehoben wurde.

Durch die Vermittlung des Ministers von Rheden,
dessen Fürsprache seine Mutter zu gewinnen wußte, wurde
es ihm gewährt, in die berliner Akademie der Künste ein-
tretenzu dürfen. Gottfried Schadew, welcher damals
(1812) Vicedirektor der Akademie war, interessirte sich
bald für den strebsamen Kunstjünger. Er hatte bereits
die vorbereitenden Klaffen absolvirt und sollte in den Akt-
saal eintreten, als der ausbrechende Freiheitskrieg auch
ihn, wie so viele tausend Andere, für die begeisterungsvolle
Vertheidigung und Befreiung des lange geknechteten Vater-
landes zu den Waffen rief. Er trat als freiwilliger
Jäger in das Gardeeorps ein und kämpfte als solcher
die Schlachten bei Großgörschen und Bautzen mit und
zog als Sieger in Paris ein. Hier aber machte der An-
blick der massenhaft aufgehäuften Kunstschätze einen solchen
Eindruck auf ihn, daß er, auf den angebotenen Offiziers-
rang verzichtend, sich abermals ausschließlich der Kunst
zu widmen entschloß. Er begab sich zunächst nach Wien
zu seinem Schwager Skrebenski, studirte fleißig die zahl-
reichen Galerien und trat in die dortige Akademie ein. Hier
lernte er auch Beethoven kennen und zeichnete dessen
später lithographisch vervielfältigtes Portrait. Ueber seinen
Umgang mit Beethoven hat er noch im verfloffenen Jahre
(in der allgemeinen Mustkzeitung zu Leipzig (Nro. 18)
eine interessante Beschreibung geliefert.

Es scheint, daß hier in Wien sich seine Richtung auf
die Antike schon ziemlich entschieden ausgesprochen hat, ja
daß von ihm mehrfach Bedeutendes bekannt geworden sei.
Dafür spricht wenigstens die Thatsache, daß er im Jahre
1818 aus Antrag Schinkel's nach Berlin berufen wurde,
um für das neu erbaute Schauspielhaus Wandgemälde
aus der Apollomythe und nach andere symbolisch-antiken
Motiven auszuführen. Drei Jahre später finden wir ihn in

Italien, wohin er unter Beihülfe des Kultusministeriums
wanderte. Hier erlabte er sich nun an den Meisterwerken
der großen Kunstepoche; namentlich war es Raphael, den
er mehrfach kopirte. Unter den damals in Rom weilen-
den deutschen Künstlern schloß er sich besonders an Ge-
nelli, Kopisch und Ahlborn an. Das erste bedeu-
tende Werk, was er hier schuf, trug ganz entschieden den
Stempel der in's Italienische des sechszehnten Jahrhun-
derts übersetzten antikisirenden Richtung. Es war betitelt
„Die Toilette der Venus" und stellte in symbolisirender
Auffassung die Liebesgöttin dar, wie sie von Amorinen
umspielt und von den Grazien bedient wurde. Dies Ge-
mälde führte er im Aufträge des Prinzen Heinrich aus
und wiederholte es später für den König Friedrich Wil-
helm Hl. Es folgte sodann ein anderes Gemälde „Per-
seus und Andromeda", wozu er durch eine Preisausschrei-
bung des damals neugegründeten „Vereins der Kunstfreunde
im preußischen Staate" veranlaßt wurde.

Nach siebenjährigem Aufenthalt in Rom kehrte er
(1828) nach Berlin zurück. Preußen hatte sich von den
langen Leidensjahren noch nicht erholt; vor den materiellen
Interessen trat das Kunstbedürfniß sehr zürück. Auch von
oben her wurde mehr für Kirchen, Schulen und Acker-
- bau als für die Kunst gesorgt. An große monumentale
Aufgaben, sei es für Maler sei es für Bildhauer, war
gar nicht zu denken. Klober, dessen antikisirende, bezüg-
lich symbolisirende Richtung wesentlich auf monumentale
Behandlung angewiesen war, hatte deshalb einen harten
Stand, so entschloß er sich denn, seine Talente nach einer
andern Seite hin zu verwerthen. Mehre Jahre lang entwarf
er Kompositionen für die malerische Ausschmückung der
aus der königlichen Porzellanmanufaktur hervorragende
Werke, zeichnete und malte zahlreiche Gruppen mit großer
Anmuth, wie einen „Reigen von fünfundzwanzig glücklichen
Ehejahren" zur silbernen Hochzeit des Prinzen Friedrich
von Preußen, ferner in verschiedenen Gruppirungen die
„Monate", die „Jahreszeiten", die „Elemente", selbst in-
dische Motive, „ Elephantenjagden ", „ Odaliskentänze",
„Haremsscenen" u. s. f., ferner Kompositionen für Me-
dailloplastik, wie zum „Dreihundertjährigen Jubiläum der
Reformation", für Goldschmiedearbeiten, Seidenwebereien
u. s. w. Auch mit Lava- und Glasmalerei beschäftigte er
sich, wovon mehre Heiligenbilder in der griechischen Ka-
pelle in Potsdam und das Krucifix mit Luther und
Melanchthon in der Schloßkirche zu Wittenberg Zeugniß
ablegen.

Aber alle diese Arbeiten genügten ihm nicht, sein eigent-
liches Talent konnte nur in der monumentalen Malerei
Befriedigung finden. Daß er so lange sich gegen die
Stafseleimalerei sträubte und lieber kleinere Flächen, wie
die Körper von Porzellanvasen, bemalte, als selbstständige
Gemälde schafft, zeugt von einem richtigen Takt für
die Eigenthümlichkeit seiner Richtung. Wäre ihm in jener
Zeit das Glück geworden, große Kompositionen ■ in der
Wandmalerei auszuführen, Klöber hätte sich ganz anders
entwickelt, als es geschehen. Später, als ihm die Ge-
legenheit geboten wurde, war es fast zu spät, seinem
Genius fehlte es an der Jugendfrische und Unmittel-
barkeit. (Schluß folgt).
 
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