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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 10.1865

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https://doi.org/10.11588/diglit.13555#0113

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ihre Originalität gegen die meist vertretene Vedute gel-
tend. Letztere war durch zwei recht verdienstvolle Bilder
von Jung hei m vertreten, von denen nur das beste,
„Monte Pincio" wohl gar zu sehr an Oswald Achen-
bach erinnert. Eine recht leuchtende Farbe und gut ge-
malte Staffage zeichnen dasselbe aus. Besonders er-
wähnenswerth ist eine Architektur-Aquarelle von Lerche.
Schon mehrfach hatten wir Gelegenheit, größere Arbeiten
der Art von ihm zu sehen und uns an der aus gründ-
lichen Studien hervorgegangenen klaren Farbe wie der
reellen Technik zu erfreuen. Die letzte bewies eine ent-
schiedene Vervollkommung.

ch Kassel, Ende Februar. (Ausstellung des
Vereins für bildende Kunst. Forts.). Das Fach
der Landschaftsmalerei war, wie gewöhnlich, reichlich ver-
treten. Der Preis vollster Anerkennung gebührt aber
diesmal der „Lüneburger Haide" von Kaufmann in
Hamburg. Das ist ein Bild, welches in seiner großen
Einfachheit, in der Sicherheit der Behandlung und in der
Stärke des Eindrucks an die Meisterschaft der ältern nie-
derländischen Schule lebhaft gemahnt. Die Oedo des
Vordergrundes kontrastirt in überwältigender Weise mit
den Leben und Verkehr verheißenden, am Saume des fer-
nen Horizontes auftaucheuden Stadtthürmen und den sie
halbverhüllenden Baumgruppen. Man möchte neben dem
im Mittelgrundr dahin trabenden Reiter seine eigenen
Schritte beflügeln, um die Schauer der Einsamkeit bald
hinter sich zu haben. In der Ausführung ist eine höchst
geschmackvolle Mitte zwischen! allzugroßem Fleiße und
freier Pinselführung gehalten. Das Jmpasto zeigt einen
wohlthuenden Schmelz. — Von Steinicke in Düsseldorf
erfreute eine „nordische Landschaft" durch markige Behand-
lung des Baumschlags und gesätrigten Farbentou. — Pro-
fessor Gude in Carlsruhe bewährte seine Meisterschaft in
einer „Gebirgslandschaft" mit einem recht sonnigen Spiele

Köln. — Die Auswahl und der Ankauf von Werken
lebender deutscher Künstler als Prämie für die hiesige
Dombaulotterie wird mit dem 1. April beginnen, Uebri-
gens nimmt das Unternehmen einen guten Fortgang, in-
dem bereits die Hälfte der 500,000 Loose untergebracht ist.
Für die Ziehung ist der 4. September, als der Jahres-
tag der Grundsteinlegung zum Fortbau des Doms fest-
gesetzt.

Bonn. — Der Bau der evangelischen Kirche, für
welchen eine von dreißig Architekten beschickte Konkurrenz
ausgeschrieben war, ist durch Schiedsspruch der Kommission
dem hiesigen Baumeister Ger ick zuerkannt worden.

Leipzig. — Das Denkmal, welches zu Ehren des um
den Männergesang hochverdienten Karl Zöllner im
Rosenthale errichtet werden soll, ist von dem Bildhauer
Knaur bereits in Angriff genommen. Es wird aus einer
Büste des Verstorbenen von carrarischem Marmor be-
stehen, welche von vier Genien getragen wird.

-Nachdem seit Kurzem Preller's große Olchfüe-

Cartons bie_ Rotunde des Museums zieren, sind auch die
sechsfach kleineren Kohlenzeichnungen der Odyssee-Land-
schaften, die Praller ohne äußere Veranlassung in den
Jahren 1856 u. ff. ausführte, hier zur Ausstellung ge-
kommen und gestatteten die höchst interessante Vergleichung
zwischen den beiden Gestaltungen des Cyklus, dessen An-
fänge, die 1834—36 in Dr. Härtel's „römischem Hause"
ausgeführten Temperawandmalereien, sich auch in unserer
Stadt befinden, anzustcllen. Die kleineren Kohlenzeich-
nungen sind augenblicklich im Besitz des Kunsthändlers
G. C. G. Börner hier.

des Lichtes auf dem wilden Steingerölle des Vordergrun-
des und den farbenreichen Matten 'der ferneren Bergab-
hänge. Das Üugesuchte in der Wolkenbildung verstärkt die
Naturtreue der ganzen Wiedergabe.

Dieffenbach in Paris, Schüler von Knaus, hatte
eine Waldlandschaft eingeschickt und dieselbe ihrer bedeut-
samen Staffage halber den „Verfehlten Fuchs" genannt.
Man sieht nämlich auf einer zwischen zwei hohen Holz-
beständen sich hinziehenden lichteren Stelle verschiedene
Schützen postirt, von denen der Vorderste durch einen dem
Treiben voranschleichenden Fuchs in dem Augenblicke über-
rascht wird, wo er gerade mit seinem Frühstück beschäftigt
ist. Der figürliche Theil ist mit gesundem Humor behan-
delt, während der landschaftliche von einem sorgfältigen
Naturstudium unterstützt wird. Nirgends ist auf einen
außergewöhnlichen Effekt hingearbeitet und die größte
Einfachheit sich zur Aufgabe gestellt.

Es wäre zu wünschen, daß Aehnliches den erst vor-
gestern angelangten acht „Italienischen Landschaften" von
Bernhard Fries nachgerühmt werden könnte. In die-
sen tritt eine gewisse stilistische Berechnung leider allzu
absichtlich hervor. Das Element geschmackvoller und be-
deutsamer Linien ist ihnen nicht fremd; ja die ganze Auf-
fassung an und für sich ist sogar imponirend. Aber
die Ausführung kommt nicht über eine blos dekorative
hinaus, sie steht auf gleicher Stufe mit dem sogenannten
Oelfarbendruck, womit dermalen alle Schaufenster der
Kunstläden überfüllt sind. Wenn man die Mittel der
Oelmalerei kennt, daun ist es fürwahr nicht nöthig, mit
ihnen in der Kraft des Kolorits nur so weit vorzuschreiten,
als es die Wasserfarbenmalerei ebenfalls erlaubt.

Von Gleim in München ist der „Ammersee" als
ein gar duftiges, zu den Freuden einer Wasserfahrt ein-
ladendes Bild zu erwähnen. Luftig und sonnig an jeder
Stelle; mit einem prächtigen und heiteren Wolkengebilde.

(Schluß, folgt.)

Stuttgart. — Bei der hier vor vierzehn Tagen statt-
gehabten furchtbaren Gasexplosion, welche ein ganzes
Wohnhaus in Trümmer und vier Menschen in's Grab
legte, wurde auch ein neueres Kunstwerk, ein nach Zeich-
nungen Professor Neher's gemaltes Glasfenster in der
St. Leonhardskirche, welche etwa 120 Schritte von der
Unglücksstätte entfernt liegt, fast gänzlich zerstört.

Wien. — Der Vorstand des Bauausführungs-Comitü's
zu dem hier zu begründenden Künstlerhause wurde
von dem Kaiser in besonderer Audienz empfangen. Der
Kaiser sprach über die vorgelegten Baupläne von Weber
und den Zweck des Hauses seine Zufriedenheit aus.

Warschau. — Die hiesige Akademie der schönen
Künste, die infolge des Aufstandes seit 1861 geschlossen
geblieben war, wird mit dem 1. April d. I. theilweise
wieder eröffnet.

Paris. — Geröme ist von dem Kaiser beauftragt,
einen Cäsar in römischem Feldherrnkostüm zu zeichnen,
wonach die für den zweiten Theil des „Leben Cäsar's"
bestimmte Titelvignette gestochen werden soll.

Rom. — Der schweizerische Bildhauer Scklöth in
Rom legt die letzte Hand an das für seine Hcimath be-
stimmte Winkelried-Denkmal. Die Gruppe besteht
aus drei Figuren: aus einem Erschlagenen, aus dem über
ihn mit verwundeter Brust hinsinkendeu Winkelried und
einem über ded sterbrnden Helden fortstürmenden Krieger
mit hocherhobenem Morgenstern. Ferner ist der Künstler,
wie wir schon früher mittheilten, mit der Herstellung des
Denkmals für die Wahlstatt der Schlacht von St.
Jakob beschäftigt.

Kunst-Chronik.
 
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