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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 10.1865

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https://doi.org/10.11588/diglit.13555#0324

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ausführen. Dic zu diesem Behufe bereits vollendeten
Modelle erfreuen sich des allgemeinen Beifalls und sind
ganz im Geiste der Meister des 14. Jahrhunderts ge-
halten. Der Ausdruck der Köpfe zeigt sich ernst und
sinnig, alle Linien sind gefällig und der Faltenwurf der
Gewänder ist reich und treu im Stile der alten Statuen
des Doms gebildet.

Dresden. — Der bekannte holländische Marinemaler
I. P. Schotel ist kürzlich Hierselbst gestorben.

München. ■— In der hiesigen Glasmalerei - Anstalt
sind vier der neuen für den Chor des Kölner Domes be-
stimmten Fenster der Vollendung nahe. Als Mittelpunkte
der Ornamentation derselben erscheinen die vier Prophe-
ten Hvsea, Joel, Amos und Obadja. Die Zeichnungen
zu den Figuren wie zu den sie umgebenden Mustern hat
Sagst älter entworfen, die Malerei wurde von Faust-
ner ausgeführt. Um einen möglichst harmonischen Ein-
druck in der Umgebung der alten Chorfenster des Domes
zu erzielen, ließ man zwei dieser ehrwürdigen Monumente
der mittelalterlichen Kunst die weite Reise nach München
machen.

— — Die hiesige Akademie der Künste hat die
Architekten Hansen in Wien und Egle in Stutt-
gart, sowie die Maler Magnus in Berlin und H orschelt
in München zu Ehrenmitgliedern erwählt.

Regensburg..— Die St. Cassiankirche, eines der älte-
sten Gotteshäuser der Stadt, ist restaurirt worden. Das
Gebäude ist schon dieserhalb bemerkenswerth, weil es von
den verschiedenartigsten Baustilen Zeugniß giebt, welche
bei jeweiligen Renovationen hier in Anwendung gekommen
sind. Ursprünglich eine romanische Basilika, wurde es
später in eine gothische Kirche verwandelt und eine Um-
gestaltung in der Mitte des vorigen Jahrhunderts ward
im Rokokogeschmack ausgeführt. Die neueste Wiederher-
stellung hatte nun die schwierige Aufgabe, letztere Ver-
stümmelung möglichst zu beseitigen. Auch sind die Fenster
über dem Hochaltar durch drei Glasgemälde geziert wor-
den, welche den heiligen Cassian, den heiligen Bonifacius
und Karl den Großen darstellen und deren Verfertiger
M. Schneider in Regensburg ist. Die Freskogemälde
aus dem Leben des heiligen Cassian, welche der Maler
G. B. Götz 1754—1758 geschaffen hat, wurden durch
M. Scheinmayer restaurirt.

Wien. — Rahl's Entwürfe für das Opernhaus sind
von der Komniisston, welcher die Entscheidung in dieser
Sache zusteht, nun destuitiv angenommen und den beiden
Schülern des Verewigten, Griepenkerl und Bitter-
lich, die er selbst dafür designirt hatte, zur Ausführung
übertragen worden. Dabei wurde ausdrücklich bestimmt,
Laß aus Pietät gegen den Meister an den Plänen, wie
sie in den letzten Skizzen Ra hl's vorliegen, keinerlei
Aenderung vorgenommen werde.

-— Die Gemäldesammlung des Grafen v. Schön-

born-Wiesentheid kommt im Laufe des Oktober zur
Versteigerung. Sie enthält 72 Bilder meist neuerer Mei-
ster, darunter eine „Landschaft mit Schafheerde" von P.
Paal Ommeganck, eine „Osteria" von Peter Heß, Thier-
stück vonBerr«, zwei Landschaften von Reinhard, „Bacchus
tröstet die Ariadne" von Baron A. I. Gros, die „Ita-
lienerin am Brunnen mit dem Schmetterling" von De
Keyser, zwei Landschaften von Koch, mehre dergl. von
Geirnaert, der „Abschied des Telemach von der Nymphe
Eucharis" von David, ein „Stillleben" von G. H. v. Os,
das Porträt Thorwaldsen's von Heinrich Heß; ferner das
durch Garnier's Stich bekannte Gemälde von Picot „Ra-
phael und die Fornarina", das „Urtheil des Paris" von
Angelika Kaufmann, das Porträt David's von Navez rc.

.-Am 15. vor. M. starb im 72. Lebensjahre der

Direktor der hiesigen Münzgraveur-Akademie und Kam-
mermedailleur I. D. Böhm, ein um sein Fach, die
Medaillenschneidekunst, wohlverdienter Meister.. Er hinter-

läßt bekanntermaaßen eine der werthvollsten Privatsamm-
luugen Wien's, deren einzelne Prachtstücke, besonders Werke
der Plastik und Kleinkunst, sich eines europäischen Rufes
erfreuen.

Wien — Das österreichische Museum wird vom Oktober
d. I. an eine Monatschrift unter dem Titel: „Mittheilun-
gen des k. k. österr. Museums für Kunst und Industrie"
herausgeben, welche im Sinne der'Statuten der Anstalt
dazu dienen soll, alle an dem Museum irgendwie Bethei-
ligten, sowie das Publikum überhaupt, von den Fortschrit-
ten und dem Besuche der Anstalt in Kenntniß zu erhalten.
Die Zeitschrift wird außer, allgemeinen Aufsätzen, welche
in den Wirkungskreis des Museums fallen, eine fortlau-
fende Reihe von kleineren Mittheilungen, Korrespondenzen,
Berichte über die Ankäufe, Vorlesungen und Leistungen
der Ateliers des Museums, sowie fortlaufende Notizen
über die Ausstellungen selbst bringen.

— — Kaum haben wir die Nachricht von dem
Tode des Nestors der österreichischen Genremaler W ald-
müller gebracht, so wird uns abermals ein schmerzlicher
Verlust genieldet, indem der Landschaftsmaler I. Raf-
falt, ein Sohn des berühmten, vor mehreren Jahren
verstorbenen Landschafters, zu Rom nach siebentägigem
Krankenlager im 32. Jahre gestorben ist.

Bern. — Am 3ten d. M. hat die Enthüllung des
Winkelried-Denkmals zu Stans stattgefunden, die
sich, von dem herrlichsten Wetter begünstigt, zu einem
schweizerischen Volksfeste gestaltete, da aus allen Theilen
der Schweiz nicht nur officielle, sondern auch nicht-officielle
Theilnehmer herbeigeeilt waren. Den Festzng eröffneten
die Helmibläser in alter Schweizertracht; prächtige Ge-
stalten, dann folgte ein Peloton Militär, nach welchem die
Bannerträger der vier Waldstädte, ebenfalls in alter
Schweizertracht, kamen; dann die Schuljugend, das eid-
genössische Banner, die Festmusik, dann die Deputationen
der Bundesversammlung, des Bundesraths und des Bun-
desgerichts, dann die Abordnung der Cantonal-Negie-
rungen mit den Waibeln und den Standesfarben rc. Un-
ter dem Donner der Kanonen in Bewegung gesetzt, betrat
der Festzug den Festplatz in Stans und stellte sich daselbst
unterhalb des Monuments im Halbkreis ans. Den Fest-
akt eröfsncte Musik, worauf Landamman Vigier von
Solothurn, als Präsident des schweizerischen Kunstvereins,
die Festrede hielt, nachdem er die Anwesenden, nach der
Väter Sitte, zu einem stillen Gebet aufgcfordert hatte.
Dann folgte die Uebergabe des Denkmals an den Ge-
meinderath von Stans, in welchem Augenblicke die Hülle
des Monuments fiel, das sich nun Aller Augen in seiner
Pracht und Schönheit zeigte.

Vichh. — Der Kaiser Napoleon hat Hierselbst eine
Kirche erbauen lassen, die nun innerlich und äußerlich
fertig dasteht. Sie ist im Stil des 12. Jahrhunderts aus-
geführt, herrliche Glasmalereien bilden eine ihrer Haupt-
zierden; rechts undZinks auf den Bogenfenstern des Chors
befinden sich die Schutzpatrone der kaiserlichen Familie,
darunter der heil. Ludwig, der heil. Napoleon, die heil.
Hortensia und Eugenia rc.

Marseille. — Der Historienmaler Dassy, Konser-
vator des dortigen Museums, ist hier gestorben.

^ Estagek. — Am 31. August wurde das Standbild
Franz Arago's in dessen Geburtsorte feierlich einge-
weiht. Der große Gelehrte, der Freund unseres Alexander
»•_ Humboldt, ward in dem Städtchen geboren, das 22
Kilometer von Perpignan in den Westpyrenäen gelegen
ist. Das Standbild des alten Republikaners ward unter
dem Rufe: Es lebe der Kaiser! enthüllt und Isaak
Pereire, der Geldmann, als Deputirter der Westpyrenäen,
und der alte Saint Sinionist Michel Chevalier hielten an
seinem Ehrentage die Festreden.

Petersburg. — Hier starb der Landschaftsmaler
Tsch ern etzoff d. Ae.
 
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