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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 10.1865

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https://doi.org/10.11588/diglit.13555#0336

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326

Kunst-Chronik.

Berlin. — Dem Herzoglich anhalt-defsauischen Hof-
maler, Landschaftsmaler Carl Triebe! Hierselbst ist das
Prädikat „Professor" verliehen worden.

-Für die Errichtung der Denkmäler König

Friedrich Wilhelm's III. und der Minister Stein
und Hardenberg sind bis jetzt aus Staatsmitteln ins-
gesammt 90,000 Thlr. angewiesen worden, und zwar
1859: 10,000 Thlr., 1861: 20,000 Thlr., 1764: 50,000
Thlr. und in dem laufenden Jahre 10,000 Thlr. Mit
der letzten Summe hofft man die Restkosten für die drei
Denkmäler zu decken und bei rascher Förderung der be-
treffenden Arbeiten die Aufstellung der Kunstwerke im
nächsten Jahren bewirken zu können.

Düsseldorf. — Das neue Versammlungslokal des
„Malkasten" ist fast vollendet. Es ist ein hübsches, in ein-
fachem aber edlem Stil gebautes Haus, welches einen gro-
ßen Theatersaal nebst Bühne, einen daran stoßenden Kneip-
saal, einen Billardsaal, Garderoben u. s. f. in hinreichen-
der Größe und bequemer Anordnung umfaßt. Nach der
Straßenseite zu macht es insofern keinen günstigen Ein-
druck, als der eine Flügel kürzer erscheint und durch Ab-
schrägung dem Blick des vor der Front stehenden Beschauers
ganz verschwindet. Nach der Gartenseite zu gewährt es
einen sehr ansprechenden Eindruck, nur fallt es auf, daß
die Thüren zu dem dreibogigen Mitteleingange allzugroße
Aehnlichkeit mit den Glasthüren auf Eisenbahnhöfen ha-
ben, die nach den Perrons führen. Diese ziemlich nüch-
ternen Thüren stören den harmonischen Eindruck der inne-
ren Fronte nicht unbeträchtlich. Was die innere Dispo-
sition betrifft, so ist sie, wie bemerkt, sehr glücklich; nur
hätten die beiden Wände, welche, seitlich aus der Mauer
hervorspringend, den Hauptsaal von dem gewöhnlichen

Versammlungssaal bis auf die große Mittelöffnung trennen,
füglich durch große, bis an die Decke reichende Thüren
ersetzt werden können, welche behufs der Vereinigung bei-
der Säle bequem zurückgeschoben werden konnten. Dies
wäre für große festliche Aufführungen jedenfalls zweckmä-
ßiger gewesen, selbst wenn auf jeder Seite die Aufstellung
einer Säule nothwendig geworden wäre.

Köln. — Bei der kürzlich stattgehabten Auction der
Essingh'scheu Sammlungen (durch Herrn Lempertz) sind
ungewöhnlich hohe Preise erzielt worden. In der That
boten die verschiedenen Abtheiluugen aber auch einen gro-
ßen Reichthum der vorzüglichsten Objekte dar, namentlich
zeichneten sich die Emaillen durch Seltenheit und Schön-
heit aus. Auch Oelgemälde älterer, besonders holländi-
scher und deutscher Meister, waren in großer Zahl und
von hohem Werth vorhanden. Es hatten sich zahlreiche
ausländische Käufer, namentlich von Paris und Brüssel
eingefunden, so daß die Versteigerung eine sehr belebte
war. Von einheimischen Kunstautoritäten wohnte unter
Andern auch der Generaldirektor der Berliner Museen,
Herr von Ol fers und der Redacteur unsers Journals,
Dr. Max Schasler, der Auction bei. Es befinden sich
übrigens in Köln noch manche andere Samnilungeu von
großer Bedeutung. So die von uns schon öfters erwähnte
Baruch'sche, welche besonders an alten Elfenbeinschnitze-
reien reich ist, die Samnilung des Hotelbesitzers Disch,
welche außer werthvollen alten Möbeln eine zahlreiche
Collection von veuetianischen Flügclgläsern und besonders
von antiken römischen Gläsern umfaßt (worüber wir gelegent-
lich nähere Mittheilungen bringen werden), die Sammlun-
gen des Regierungspräsidenten von Möller, des Dom-
bildhaners Prof. Chr. Mohr u. A. m.

Kunstgeschichte und Antiquitäten.

Zur Restauration alter Kirchen, mit besonderer Beziehung auf den kölner Dom.

(Ein ge

'2'Köln, im August. — Die Gegenwart wird auch
für den Dombau die Zeit des Fortschritts genannt
werden müssen. Der neue Dombaumeister brachte so-
gleich nach seinem Dienstantritt zunächst die vom Herrn
Konservator v. Quast empfohlenen Grundsätze an der
Ostfront des südwestlichen Hanptthurnies zur
Anwendung. Die verwitterten Theile wurden bis zu den
kleinsten Stückchen durch Vierungen neu ergänzt; die ge-
sunden alten Theile blieben unverändert in ihrer alten
Form und Farbe, unberührt von dem Charrireisen. Das
war bei der zur Anwendung gebrachten Sorgfalt der
Ausführung das allein richtige Verfahren. Aber der Far-
beu-Kontrast zwischen den Hellen, neu eingesetzten Steinen
und der dunklen warmen Farbe des alten Thnrmes, wel-
cher Kontrast erst nach Jahren sich mildert und endlich
sich ganz ausgleicht, erschien nicht angenehm. Man hals
nach. Man strich zunächst die neuen Stücke mit Cement
an, und als hierdurch eine vollständige Farbenausgleichung
nicht erreicht wurde, auch die einschließenden alten Flächen
in zunehmender Ausdehnung. An dem vorgenannten
Theile des südwestlichen Hauptthurmes sind große Flä-
chen in dieser Art behandelt und mit Cement angcstricheu.

Aber das bis in die kleinsten Theile durchgefllhrte
System der einzusetzenden Vierungen ist eine außerordent-
lich kostspielige Arbeit, die nur langsam von Statten geht,
und deren Fortschritt nur wenig in die Augen fällt. Man
erwog wahrscheinlich, daß durch ein solches Restaurations-
verfahreu große Geldmittel in Anspruch genommen und
dem eigentlichen Neubau des zweiten Domthurmes entzo-
gen. würden. Man erwog, wie es scheint, ob es uner-
läßlrch nothwendig sei, alle fehlenden kleinen, namentlich

sanbt.) Schluß.

dem Auge weniger zugänglichen Architekturtheile, all die
kleinen Knöspchen, Karflenblättchen und Kreuzblümchen neu
zu ergänzen, oder ob es nicht genüge, de» gegenwärtigen
Zustand zu belassen und nur der fortschreitenden Verwit-
terung dadurch Einhalt zu thun, daß alle dem Wetteran-
griff zu sehr ausgesetzten kleinen Theile, all diejenigen
Eckchen und Winkel, in denen Regen und namentlich
Schnee liegen bleibt, wasserdicht abgedeckt würden. Man
scheint sich für das Letztere entschlossen zu haben. Wir
sehen an der mehrerwähnten Ostfronte des Südwestthur-
mes auf allen kleinen Wimpergen, welche die Pfeiler in
der Höhe der zweiten Galerie schmücken, die Dreiviertel-
kreuzblllmchen unergänzt; sie fehlen vollständig; die abge-
witterteu Stellen sind mit dem Eisen aufgeschärft und
mit Cement beigestrichen. Der hohle Raum hinter den
Wimpergen, namentlich an deren Wurzel, ist mit Cement
ausgefüllt und an der Oberfläche zur Beförderung des
Wasserabflusses abgeschrägt. Daß hierbei alle untern
Kantenblümchen an den Wimpergen mit Cement bedeckt
wurden und verloren gegangen sind, war nicht zu vermei-
den. Die Quaderfngen sind mit Cement ausgefugt, ein-
zelne kleine Eckchen an den Profilen, an den Rundstäb-
chen und Plättchen mit Cement beigestrichen und ergänzt.

Aus der neuesten Zeit haben wir einenfcrnernFort-
schritt zu konstatiren.

An der Ostwand des neuen Thnrmes, da wo der
große Spitzbogen in das nördliche Seitenschiff des Do-
mes mündet, sehen wir die abgewittertcn Quadratstein-
flächen ganz mit einem Cementquadcrverputz versehen, die
Steingliederungen des großen Bogens, die Rund- und
Spitzstäbe, die Hohlkehlen und Plättchen in allen fehlen-
 
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