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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 10.1865

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https://doi.org/10.11588/diglit.13555#0372

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362

Korrespondenzen.

t Halberstadt, Eude Oktober. (Eine Landschaft
von Lessing). — Von Lessing war in dem Cylns der
westlichen Kunstvereine eine Landschaft ausgestellt, welche
allgemein bewundernde Anerkennung fand. Das Vild ist
nach Motiven von Walkenried gemalt und stellt eine spät-
abendliche Stimmung dar. Die Sonne ist eben gesunken,
der noch leuchtende Abendhimmel färbt indeß noch leicht
die Stämme der Kiefern, die Kronen, der Eichen und die
Kalkfelsen. Der Mond steht eben über dem Horizonte und
ist noch zu bleich, um schon eine sichtbare Wirkung zu
äußern. Und dennoch ist ein gewisser Kampf dieser fast
machtlosen Leuchtpotenzen wohl zu erkennen. Diese schmie-
rige Aufgabe ist mit einer Pietät und Gewissenhaftigkeit

gelöst, die man bewundern muß. Die Anordnung dcö
Ganzen wie aller Einzelnheiten ist reizend schön und zu-
gleich imponirend, von zauberhafter Wirkung ist die Durch-
sicht, der Fernblick von einer Wahrheit und täuschenden
Perspective, und wie prachtvoll das Durchrieseln der klei-
nen Bächlein durch das Felsgestein, hier eben ist eine
großartige Bescheidenheit, die dem Ganzen die Krone
aufsetzte.

Wie prachtvoll die mächtigen Eichen, wie locker, frei
beweglich der Zweig mit dem Laubwerk und doch Alles
mild und weich, wie es eben diese Abendzeit bedingt und
verlangt. Die Stimmung weich elegisch, mehr, ja steigend
anziehend und das Bild wird dadurch dauernd fesselnd.

Kunst-Chronik.

Berlin. — Indem wir auf die in heutiger Nummer
mitgetheilte Abbildung der schönen Gruppe „Antigone den
blinden Oedipus führend" von H. Heidel aufmerksam
machen, bedauern wir unser Versprechen einer möglichst
vollständigen Charakteristik des genialen, der Kunst zu früh
entrissenen Künstlers noch nicht erfüllen zu können, da wir
trotz aller Bemühungen noch kein hinreichendes Material
zu seiner Biographie haben beschaffen können. Wir benutzen
diese Gelegenheit zu einer Bitte an alle Freunde deö verstorbe-
nen Meisters um Mittheilungen über seine näheren Lebensum-
stände, damit dieselben gesammelt und zu einem Ganzen
geordnet der Vergessenheit entrissen werden können.

— — In der Schillerd enkm als - Angelegen-
heit ist jetzt eine definitive Entscheidung getroffen worden.
Nachdem nämlicb über das Modell des Hrn. Begas in
der vor einigen Wochen gehaltenen Sitzung der Kontroll-
commission Beschluß gefaßt worden, blieben noch einige
Umstände in Betreff des Materials für die Ausführung
des Denkmals zu erledigen. Ursprünglich war bekanntlich
die Hauptstatue aus Bronce, der Sockel aus Granit und
die Seitenfiguren aus Marmor projectirt worden. Später
wurde auch dem Wunsch des Künstlers nachgegeben, daß
die Hauptstatue aus throlischem Marmor gemeißelt werde.
In der vorgestrigen Sitzung der Kontrollkommission, wel-
cher von den Interessenten die Entscheidung anheim gege-
ben war, ist nun einstimmig beschlossen worden, daß das
ganze Denkmal (Hauptstarue, Sockel und Seitenfiguren)
ans Marmor und zwar aus einem Bruch bei Masfa
angefertigt werde. Die betreffenden Blöcke liegen bereits
in Hamburg bereit.

Tüsseldorf. — Der Genremaler C. d'Unker ist
von dem Könige von Schweden zum Professor ernannt
worden.

Köln. —• Ans München sind die Glasmalereien für
die beiden Fenster des kölner Doms eingetroffen, welche
die verstorbene Frau A. Schaafhausen und der Präsident
von Wittgenstein gestiftet haben. Sie enthalten im Gan-
zen acht Figuren. Die farbigen Mosaikfenster, mit welchen
die Galerien deö Querfchiffes im Dome ausgestattet wer-
den sollten, sind nun nahezu sämmtlich eingesetzt, sodaß
diese Arbeit von der Vierung bis zum Südportal vollstän-
dig und an der Seite nach dem Nordportal bis auf ein
noch fehlendes Fenster beendet ist.

— — Der Do ni wird nun im Quer- und Lang-
baus auch statuarische Zierden erhalten. Der Fürst von
Hohenzollern-Sigmaringen hat drei Standbilder,
die kölnische Familie v. Gehr deren eines gestiftet. Es
sollen sich nämlich die vier Evangelisten an die Apostel-
statuen des Chores anschließen und so die Reihe der nock-
fehlenden 36 Bildsäulen eröffnen. Die Ausführung dieser

über 6 Fuß hohen Statuen hat der kölnische Bildhauer
Fuchs übernommen.

Dresden. — Die k. Akademie der bildenden Künste
hat am 30. September den ersten Preis, ein Reisestipen-
dium von 600 Thlrn. auf zwei Jahre dem Kupferstecher
Ernst Mohr aus Pieschen bei Dresden, ferner dem
Landschaftsmaler Karl Müller aus Dresden, der im
vorigen Jahre ein Reisestipendium von 300 Thlr. erhielt,
weitere 600 Thlr. für diesen Zweck verliehen, außerdem
1 kleine goldene, 4 große, und 7 kleine silberne Medaillen,
8 Ehrenzeugnisse und 12 mündliche Belobungen ertheilt.

Goslar. — In Betreff des Kaiserhauses haben die tech-
nischen Mitglieder der vom hannoverischen Ministerium
des Innern zur Ausarbeitung eines würdigen Nestaura-
tionsplanes ernannten Kommission ihr Gutachten dahin
abgegeben, daß die Wiederherstellung des Kaiserhauses
und namentlich des großartigen Saalbaues dringend em-
pfehlenswerth sei, damit dies in historischer und architek-
tonischer Hinsicht werthvolle Baudenkmal der Nachwelt
erhalten bleibe. Die Kosten sind ans 16,000 Thlr. ver-
anschlagt.

Stuttgart. — In unsrer Kunstschule wird mit Beginn
des nächsten Winterkursus versuchsweise eine Kupferstecher-
schnle errichtet, mit deren Leitung der Kupferstecher Karl
Kräutle betraut ist.

Wien. — Ein Künstler Hierselbst ist im Besitz eines
angeblich authentischen Pastellbildnisses des Prinzen Eugen
von Savoyen, welches ziemlich unbekannt geblieben ist, und
gelegentlich der Enthüllung des Eugen-Monuments zur
Ausstellung gebracht wurde.

— — Der im Sommer dieses Jahres von der
Wiener Kunstgenossenschaft gefaßte Beschluß, zur Vermei-
dung aller unnöthigen Kosten die Grundsteinlegung des
Künstlerhauses nicht festlich zu begehen, wurde bekanntlich
nicht innegehalten, da die Festlichkeit stattgefunden hat.
Gegen diesen Vorgang erhob sich nun in der letzten Mo-
natsversammlung der Kunstgenossenschaft eine entschiedene
Opposition. Die Herren Selleny und Friedländcr
griffen das Comito heftig an, so daß dasselbe einen schwe-
ren Stand halte. In derselben Versammlung wurde auch
die von dem Architekten Weber vorgeschlagene Abände-
rung der Fayade des Künstlerhauses zum Beschluß erhoben.

-- Professor Nadnitzky hat im Aufträge des

Kaisers eine Eugen-Medaille geschnitten, welche am Ent-
hüllungstage der Statue ausgegeben worben ist. Sie zeigt
auf der Vorderseite das Fernkocn'sche Reiterstandbild
auf deni hohen Postament mit der Rundschrift: „Dem
weisen Rathgeber dreier Kaiser, dem ruhmrei-
chen Sieger über Oesterreichs Feinde^ Kaiser
Franz Josef 1865", während auf der Rückseite in großer
 
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