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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 5.1899

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Heft 2 (November)
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Wilser, Ludwig: Germanischer Stil und deutsche Kunst, [5]
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https://doi.org/10.11588/diglit.6697#0133

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io8

Ludwig Wilser:

J. REUTERS —BERLIN.

Monumentale Ehren-Säulen.

Skizze.

gang finden und mit Fug und Recht den
gothischen Stil als einen deutschen, als eine
Fortentwickelung der germanischen Kunst
betrachten dürfen. Der Name »normannisch«
würde Art und Ursprung desselben vielleicht
am besten bezeichnen.

Nicht mit Stillschweigen darf schliesslich
übergangen werden, welchen Einfluss der
Stil der gegen das Römerreich anstürmenden
nordischen Völker, gewöhnlich »Barbaren«
genannt, auf die spätklassische Kunst aus-
geübt hat. Ganz unverkennbar sind im
byzantinischen Stil nordische Einwirkungen
und Bestandtheile; dass aus diesem aber
der sarazenische »Arabeskenstil« hervor-
gegangen, hat Riegl in seinen »Stilfragen«
einleuchtend und überzeugend dargelegt.

Infolge übertriebener Verherrlichung der
Antike und Renaissance hat leider, wie
Lachner klagt, die deutsche Holzbaukunst
»bislang nicht die ihr gebührende Beachtung«
gefunden«, und doch birgt sie, abgesehen
davon, dass sie die Kunst unserer Vorfahren

ist, eine »so hervorragende Bildungsfähigkeit,
dass auch der Baumeister unserer Zeit sich
eingehender mit ihr befreunden und viel
häufiger sich ihrer bedienen sollte«. Wollen
wir ernstlich aus der Stillosigkeit heraus,
erstreben wir im geeinten Vaterlande auch
wieder eine volksthümliche Kunst, so gibt
es für unsere Künstler kein besseres Mittel,
als in dem unerschöpflichen Born germa-
nischer Kunst sich jung zu baden und aus
ihm Begeisterung und Anregung zu schöpfen.
»Jedenfalls würde«, darin hat Ebe (Deutsche
Eigenart in der bildenden Kunst, Leipzig
1896.) vollkommen Recht, »das Wieder-
gewinnen einer echt nationalen, neubelebten
Kunst eins der wirksamsten Mittel bilden,
um den erfolgten politischen Zusammen-
schluss unseres Volksthums zu einer Ein-

J. REUTERS —BERLIN.

Skizze.
 
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