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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 33.1913-1914

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Servaes, Franz: Kunst und Gesellschaft
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https://doi.org/10.11588/diglit.7011#0150

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Kunst und Gesellschaft.

jean preisler—prag-lei na.

gemälde »frühling«

zeugungskraft eingebüßt hat. Ein Volk, das
in seinen breiteren Schichten künstlerischer
Regungen, wenn auch in bescheidenem Maße,
fähig ist, wird auch an Menschlichkeit und
Sittlichkeit gewinnen.

Vor allem aber hebt die Gesellschaft sich
selber, wenn sie einen bestimmten Grad von
Kunstpflege und Kunstsinn in ihren Kreisen
gleichsam obligatorisch macht. Sie schafft sich
neue, wahrere und tiefere Freuden, sie be-
kämpft vor allem das leere Protzentum, das
überall, wo Reichtum sich häuft, als bedenklich-
ster Kulturauswuchs sich breitmacht. Protzen-
tum ist innerhalb einer künstlerisch abgestimm-
ten Gesellschaft überhaupt nicht denkbar —
schon deshalb, weil es deren Selbstaufhebung
bedeuten würde. Denn wie soll das Prunken
und Prahlen mit rein materiellen Vorzügen noch
ertragen werden können, wenn erst einmal der

Sinn für Feineres, Edleres geweckt und ge-
schärft worden ist? Einzig hierauf aber beruht
die internationale Geltung einer Gesellschafts-
schicht. Wenn erst einmal unser deutsches
Bürgertum sich in weiteren und immer weite-
ren Kreisen mit der Kunst in engere Berührung
gebracht und in gewissem Grade durchsättigt
haben wird, dann wird es viel von jener be-
schämenden Unbeliebtheit verlieren, die es
sich durch ein äußerlich lärmendes und prahle-
risches Auftreten zugezogen hat. . . . dr. f. s.

»Sobald ein Künstler zu einer gewissen Höhe von
Vortrefflichkeit gelangt ist, wird es ziemlich gleich-
gültig, ob eins seiner Werke etwas vollkommener ge-
raten ist als ein anderes. Der Kenner sieht in jedem
doch immer die Kunst des Meisters und den ganzen
Umfang seines Talents und seiner Mittel.« ... ooethb.

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