Julius Hüther-München.
JULIUS HUTHER MÜNCHEN.
getrunken hat und mit ihren Mitteln als einer
natürlichen Voraussetzung weiterbaut, wie das
im Gang jeder gesunden Kunst- und Kultur-
entwicklung geschehen muß. Was er annahm,
wurde für ihn ein nicht unwichtiges, aber
durchaus sekundäres Element.
Der Künstler ist in ein Lebensalter eingetreten,
in dem es gilt, die schwer erworbene Anschauung
vom Wert und der Schönheit des Daseins aus-
zudrücken. Zum ersten Mal kommt der Tropfen
fröhlichen pfälzischen Blutes bei ihm zu seinem
Recht; er begehrt das Leben und preist ver-
söhnt seine Reize. Eine höchst glückliche Ehe
mit einer poetisch schöpferisch begabten Dame
aus Vezzano hat gewiß das ihrige dazu bei-
getragen. Licht und frei ordnen sich locker
geordnete Gruppen lebensgroß gemalter Men-
schen aneinander, das Licht umspült sie, sie
genießen die Sonnenwärme, der Himmel strahlt
in breiten, leuchtenden Wolken und Streifen,
es ist voller Sommer geworden. Nichts ist
bezeichnender für die Art Hüthers, als die
Stoffe, die er jetzt mit unermüdlicher Vorliebe
aussucht, das belebt-ruhige Zusammensein der
Menschen, diese Akte Farbiger, Sudanesinnen,
GEMÄLDE S( >M AL1-NEC.EK
Negerinnen. Seinem Malerauge geben sie immer
neue Feste koloristischer Pracht. Dann ent-
stehen Zirkusbilder, bisher die bewegtesten
Darstellungen des Künstlers, in denen eine alte
Leidenschaft für die Herrlichkeit des Pferdes
sich zum ersten Mal in großem Format Genüge
tat. Gleichzeitig eröffneten sich ihm auch, da
er durch die Kriegsläufte von der Stätte seiner
Tätigkeit in Vezzano abgeschnitten war, die
Augen für die Landschaft der Münchener Um-
gebung ; zum ersten Mal erscheinen starke
grüne Töne in seinen Bildern, die durchsonnte
Behaglichkeit einer Wiesen- und Baumlandschaft
tut sich auf, ohne daß der Künstler an der
Schärfe und Straffheit des struktiven Elements
sich etwas vergab. Auch das Gefühl für die
atmosphärischen Reize der Ebene hat sich ent-
wickelt. Alle diese Themen, lang vorbereitet
und doch eben erst ergriffen, sind für ihn noch
lange nicht erschöpft: der Künstler steht im
Beginn einer neuen und breiteren Entwicklungs-
epoche. Seit geraumer Zeit gehen neben den
Malereien großen Formats — denn Hüther malt
selten einmal einen Kopf unter Lebensgröße —
jene kleinen Blättchen her, die seine Haupt-
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JULIUS HUTHER MÜNCHEN.
getrunken hat und mit ihren Mitteln als einer
natürlichen Voraussetzung weiterbaut, wie das
im Gang jeder gesunden Kunst- und Kultur-
entwicklung geschehen muß. Was er annahm,
wurde für ihn ein nicht unwichtiges, aber
durchaus sekundäres Element.
Der Künstler ist in ein Lebensalter eingetreten,
in dem es gilt, die schwer erworbene Anschauung
vom Wert und der Schönheit des Daseins aus-
zudrücken. Zum ersten Mal kommt der Tropfen
fröhlichen pfälzischen Blutes bei ihm zu seinem
Recht; er begehrt das Leben und preist ver-
söhnt seine Reize. Eine höchst glückliche Ehe
mit einer poetisch schöpferisch begabten Dame
aus Vezzano hat gewiß das ihrige dazu bei-
getragen. Licht und frei ordnen sich locker
geordnete Gruppen lebensgroß gemalter Men-
schen aneinander, das Licht umspült sie, sie
genießen die Sonnenwärme, der Himmel strahlt
in breiten, leuchtenden Wolken und Streifen,
es ist voller Sommer geworden. Nichts ist
bezeichnender für die Art Hüthers, als die
Stoffe, die er jetzt mit unermüdlicher Vorliebe
aussucht, das belebt-ruhige Zusammensein der
Menschen, diese Akte Farbiger, Sudanesinnen,
GEMÄLDE S( >M AL1-NEC.EK
Negerinnen. Seinem Malerauge geben sie immer
neue Feste koloristischer Pracht. Dann ent-
stehen Zirkusbilder, bisher die bewegtesten
Darstellungen des Künstlers, in denen eine alte
Leidenschaft für die Herrlichkeit des Pferdes
sich zum ersten Mal in großem Format Genüge
tat. Gleichzeitig eröffneten sich ihm auch, da
er durch die Kriegsläufte von der Stätte seiner
Tätigkeit in Vezzano abgeschnitten war, die
Augen für die Landschaft der Münchener Um-
gebung ; zum ersten Mal erscheinen starke
grüne Töne in seinen Bildern, die durchsonnte
Behaglichkeit einer Wiesen- und Baumlandschaft
tut sich auf, ohne daß der Künstler an der
Schärfe und Straffheit des struktiven Elements
sich etwas vergab. Auch das Gefühl für die
atmosphärischen Reize der Ebene hat sich ent-
wickelt. Alle diese Themen, lang vorbereitet
und doch eben erst ergriffen, sind für ihn noch
lange nicht erschöpft: der Künstler steht im
Beginn einer neuen und breiteren Entwicklungs-
epoche. Seit geraumer Zeit gehen neben den
Malereien großen Formats — denn Hüther malt
selten einmal einen Kopf unter Lebensgröße —
jene kleinen Blättchen her, die seine Haupt-
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