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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 46.1920

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Unus, Walther: Julius Hüther - München
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https://doi.org/10.11588/diglit.7200#0025

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Julius Hüther-München.

JUL. HUTHER

MÜNCHEN.

»STUDIE«

groß, doch ist's unmöglich, sie sich in einem
andern Format vorzustellen, als sie da sind.

Der Charakterkopf ist von je eine der stärk-
sten und gepflegtesten Künste Hüthers. Er
versagt sich auch dem kleinen Format nicht.
Freilich macht er sie selten, denn gewöhnlich
zieht er, um sich in größerer Freiheit zu be-
wegen und alles, was er will, ausdrücken zu
können, das große Format vor. Als Malgrund
nimmt er stets glattes weißes Papier, auf dessen
nüchternem Grund er die Ölfarbe sparsam ver-
wendet. Früher kamen wohl ein paar fetter
und breiter aufgesetzte Stellen in Betracht, die
natürlich stärker leuchteten, neuerdings verreibt
und verarbeitet er die Töne mehr ineinander.
Was der Farbe an Glanz verloren geht, ersetzt
er durch einen unendlich verfeinerten Reichtum

an Übergängen. Wasserfarben verwendet er
kaum mehr. Sie würden ihm die erstaunliche
Weichheit und den gedämpft leuchtenden Ton
der Ölfarbe nicht geben können. Doch ist es
natürlich nicht nur die Originalität und die
Neuheit der Technik, die uns verblüfft und
fängt: es ist der künstlerische Ernst, der den
Blättern den Wert gibt und ihnen in Hüthers
Werk den Platz sichern wird.

Welche Einheitlichkeit und Folgerichtigkeit
seiner Entwicklung! Zuerst seine Geschöpfe in
einer tragischen Ruhe. Auch da, wo Gescheh-
nisse geschildert werden, die darstellenden
Figuren wie gebannt in die stille Äußerung
ihres inneren Lebens. Alle Bewegtheit inner-
lich. Das Geschehen ein Sein. Nur das Wasser
glitzerte, der Wind oder die Wolken zogen.
 
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