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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 46.1920

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Freund, K.: Theodor Wende
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https://doi.org/10.11588/diglit.7200#0206

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Theodor Wende.

THEODOR WENDE—DARMSTADl

sie besteht, darum liegt in den
Arbeiten Theodor Wendes
der große Zauber verborgen.
— Einst Entfesseier vom
Durcheinander überkommner
Stilarten, hat uns Jahr um
Jahre der Irrtum befangen,
der „Kunslgewerbler" habe
genug getan, sei nur sein Ge-
genstand zwanglos dem Roh-
stoff entsprungen, glatt dem
Gebrauche angepaßt. Er glich
zwitterhaft einem Begriffe etwa
vom „gehobenen Handwer-
ker". Den schob man zwischen
Kunst und Gewerbe mitten
hinein. Als Künstler mochte
derselbeMann Schränke zeich-
nen, als Gewerbler die dazu
bedurften Bretter hobeln.
Genug, war nur eine Schale
geeignet, saftige Früchte em-
porzuhalten ; genug, baumelte
ein Schmuck, ließ ein Becher
den Wein funkeln. Bei so
kurzatmigem Bequemen, wie

TH. WENDE—DARMSTADT. »ANHANGER«
SILBER MIT BRILLANTEN.

-RINGE UND MANSCHETTENKNÖPFE«

leicht geriet das Werk zur
Flachheit, wie gleichgültig
konnte es lassen, fehlten die
Früchte, der Wein, der ge-
schmückte Frauenhals, stand
oder lag das Ding ohne seinem
Nutzen zu dienen umher. Totes
Metall blieb über, trockener
Wert des Besitzes, graue, auf
die Stunde des Genusses
wartende Höhlung. Kühle Ab-
sicht war verwirklicht, doch
der Aufstieg aus dem dunklen
Untergrund des wachsenden
Lebens war vermißt. Was
gemeint ist, versteht, wer je
in den Bannkreis Wende'scher
Schmucke und Wende'scher
Gefäße gezogen war, nicht
vom Abbild her eine abseitige
Kenntnis hat: Eines Bechers
Fuß breitet als weiches Rund
sich aus, hebt geschmeidig
einen Wellenrücken hoch;
Streben springen ab, pressen
heftig drängende Hände ans
 
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