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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 46.1920

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Pfister, Kurt: Max Unold - München
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https://doi.org/10.11588/diglit.7200#0301

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MAX UNOLD-MÜNCHEN.

»STRASSE NACH LIBOURNE« 1911.

MAX UNOLD-MÜNCHEN.

VON KURT FEISTER.

Von den jüngeren Künstlern Münchens be-
sitzt Max Unold am stärksten das Bewußt-
sein für die Werte der Tradition. Dies be-
sitzen, heißt sich unablässig mit den Ergeb-
nissen früherer Generationen auseinandersetzen
und, auf festem gesichertem Boden stehend,
langsam und gesammelt eine neue Synthese
bilden. Fernab von durchstoßenden und bis-
weilen abwegigen Experimenten stete und ver-
wurzelte Arbeit tun.

In Traditionen wachsen heißt nicht, in Ab-
hängigkeit und Schüler sein. Und wenn man,
um die Richtung von Unolds Weg anzudeuten,
zwei Namen nennt — Marees, Cezanne — so
bedeutet das nichts weiter als einen ungefähren
Anhalt. Flächen wachsen aus der Tiefe, wöl-
ben sich zu Kuben, bauschen sich zu Massen
und strömen in die zweidimensionale Ebene.
So wollte es Marees, so wollte es Cezanne,
der gelegentlich zu Bernard gesagt hat: Die
Kontraste und Übereinstimmungen der Töne:
darin liegt das Geheimnis der Zeichnung und
Modellierung.......................

Cezanne meinte, wenn er von Modellierung
sprach, die Farbe. Jüngere, die in seinen Bahnen
schritten, Picasso, Bracque, setzten an die Stelle
der Farbe, was ihm nur Gerüst bedeutet hatte:
das geometrische Schema; andere den Ton. In
der Tat modelliert Unold die Flächen nicht
farbig, wie Cezanne es wollte, sondern tonig.
Und bisweilen geht die Modellierung in Ab-
stimmung der Tonwerte über. Dies ist der
innere, eigentliche Sinn dessen, was man bei
Unold Tradition nennen könnte.

Unter dem unablässigen Ringen um die Reali-
sierung dieser Formidee hat bisweilen die Un-
befangenheit des Gestaltens gelitten: an die
Stelle der phantastischen Schöpfung trat Er-
griffenheit durch ein Formerlebnis. Immer kreist
die Bemühung um die gleichen Motive: Still-
leben und bewegte Gruppe. Und wenn sonst
Vorstellung Form wird, hier scheint er sich
umzukehren: die Form ist das Primäre und
erringt sich die ihr gemäße Legende.

Parallel geht das umfangreiche und beträcht-
liche graphische Werk. Illustrationen zu Rabe-

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XXIII. September 1920. 3«
 
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