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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 65.1929-1930

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Oskar Strnad
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https://doi.org/10.11588/diglit.9252#0264

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OSKAR STRNAD,

den Lehrer, der die neue Generation mit neuen reinen Einsichten in den lebendigen Beweggrund
und in das Gesetz des Werkes begabt, aber auch mit leidenschaftlicher Liebe für jegliche recht-
schaffene Arbeit befeuert hat — den Diener am Geist der neuen allgemeinen Wohnkultur —
den Meister des modernen Theaters, der die Bilderbühne in einen magischen Raum verwandelt
und mit dramatischen Kräften erfüllt hat, begrüßt an seinem 50. Geburtstag

DER ÖSTERREICHISCHE WERKBUND.

Professor Strnad ist Problematiker, das heißt, jede neue Aufgabe bedeutet für ihn ein
neues künstlerisches wie technisches Problem. So ist er der geborene Szeniker des Theaters,
der jedem Stück sein eigenes und nur ihm eigenes Kleid zu schaffen versteht. Das hat er mit
seinen Inszenierungen von Lenormands „Stimmen aus dem Dunkel", Shakespeares „Romeo und
Julia" und Raimunds „Der Diamant des Geisterkönigs" bewiesen — drei grundverschiedene
Aufgaben, die phantastische Untermalung und Raumgestaltung verlangen. Am interessantesten
zeigt sich seine Eigenart in der Inszenierung von Werfeis „ Juarez und Maximilian", wo er durch
Aneinanderreihung von Türmen die Raumgestaltung und die schnelle Verwandlungsmöglichkeit
mit der Transparenz der Wände verband und so eine ganz eigenartige, subtropische Atmosphäre
erzielte, die das mexikanische Milieu besonders stark fühlbar werden ließ.

Strnad ist ein Neuerer, ein Pfadfinder auf dem Gebiete der Bühnenraumgestaltung und
das Theater wird von seiner schaffensfreudigen Gestaltungskraft noch vieles zu erwarten haben.

FRANZ HERTERICH, Direktor des Burgtheaters.

Auf die Bedeutung, die Strnad für die heutige Bühnengestaltung hat, braucht nicht mehr
besonders hingewiesen zu werden. Seine vielen ausgezeichneten Arbeiten sprechen hierüber
eindringlicher als die stärksten Anerkennungsworte. Was mir sein Wirken besonders auszu-
zeichnen scheint; er kann immer genau das, was er will. Es gibt keine ungelösten Reste bei
seinen Arbeiten. Es haftet ihnen nichts Dilettantisches an. Seine reiche, reife Künstlerschaft
hat dem Theater noch viel zu geben.

ALFRED ROLLER, Direktor der Kunstgewerbeschule.

Oskar Strnad erlernte die Baukunst bei einem der letzten Wiener Schüler der Ecole des
Beaux Arts. Dieses hier erworbene gründliche Wissen und ein leichter Sinn sind auch heute
noch für sein ganzes Schaffen charakteristisch. Strnad gehört der dritten Generation der modernen
Architekten Wiens an, an deren Begründung er den wesentlichsten Anteil hat. Seine Tätigkeit
begann zu einer Zeit, da neue Formen bereits Gefahr liefen, in Formeln zu erstarren — übrigens
immer der Zeitpunkt, an dem eine neue Generation deutlich unterschieden von der älteren ein-
setzt, — und wirkte durch seine unglaubliche Vielseitigkeit auf allen Gebieten vom Kunstgewerbe
bis zum Monumentalbau in jeder Weise belebend; es gibt keine Technik, die er nicht beherrscht,
wodurch er keinerlei Schwierigkeiten hat, an jeder Stelle den richtigen Ausdruck und Charakter
zu finden.

Es ist nicht weiter verwunderlich, daß in einer Zeit sehr geringer Bautätigkeit und deren
Schabionisierung seine Phantasie keine Beschäftigung fand und ihn zum Theater drängte. Hier
konnte er, — immer Architekt bleibend, — im Zeitmaß seiner Gedanken immer neu schaffen,
niederreißen und bauen.

JOSEF FRANK.

Ich habe die Freude gehabt, zwei meiner Opernwerke von Professor Strnad inszeniert zu
sehen: „Jonny spielt auf" in Wien, meine drei Einakter in Berlin. Beide Male habe ich mit
inniger Befriedigung konstatiert, wie sehr Strnad alles das vereinigt, was ich an einem Bühnen-
bildner liebe und schätze: eine lebendige und unerschöpfliche Phantasie, die aber nie den Boden
des Kunstwerkes unter den Füßen verliert, sondern immer von dem vom Autor Gegebenen ausgeht
und dessen Wunschgebilden stets jene gültige und im höchsten Grad lebendige Gestalt gibt, die
er sich als Autor nur erträumen, aber nicht vorstellen kann. (Sonst wäre er selbst Bühnen-
 
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