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Sänger, Falk-Reimar [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 21): Landkreis Lüchow-Dannenberg — Braunschweig, 1986

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https://doi.org/10.11588/diglit.44260#0070
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BERGEN (DUMME)

Bergen erstreckt sich zu beiden Seiten der
B 71, die Uelzen mit Salzwedel verbindet, hier
die Dumme überquert und dem Verlauf eines
historischen Handelsweges folgt. Östlich des
Ortes verläuft - einer alten Territorialgrenze
entsprechend - die innerdeutsche Grenze.
Verkehrsgünstige Lage und Grenznähe wa-
ren für die Entstehung und für die bis ins 19.
Jh. anhaltende Entwicklung und Bedeutung
Bergens verantwortlich. Noch im 19. Jh. be-
stand der Flecken nur aus einer zweizeiligen
Reihensiedlung, die nach einem Brand, der
am 2. 5. 1840 den größten Teil des Ortes mit
Ausnahme einiger weniger Gebäude am östli-
chen Ende eingeäschert hatte, ihre erste Er-
weiterung erfuhr. Die Bebauung der Straßen-
siedlung, der heutigen „Breiten Straße“ wurde
ausgedünnt und die ausgesiedelten Einwoh-
ner entlang des nach Jiggel führenden We-
ges, der jetzigen „Neuen Straße“, sowie an
der Bergstraße (Nr. 1) angesiedelt. Weitere
Nachsiedlungen erfolgten im ausgehenden
19. Jh. und beginnenden 20. Jh. („Haus Heh-
len“) an den Ausfallstraßen. Die Bahnhofstra-
ße wurde angelegt, als der Ort im Jahre 1873

Bergen/Dumme, Breite Straße 35, 37, 39ff.


Bergen/Dumme, Breite Straße 3, 5 ff.


Bergen/Dumme, Breite Straße 19, 21,23, 25


einen heute nicht mehr existierenden Bahn-
anschluß bekam.
Beim Wiederaufbau nach dem Brand entstan-
den auf den Vorderseiten der Ackerbürgerstel-
len in der Breiten Straße großzügige, zweige-
schossige Wohnhäuser. Die traufständigen,
überwiegend in Ziegelfachwerk errichteten
Gebäude erhielten straßenseitig häufig werk-
steinimitierende Putzfassaden. Auf den tiefen
rückwärtigen Grundstücken wurden Neben-
gebäude für die Landwirtschaft errichtet. Eini-
ge noch erhaltene Schornsteine bezeugen die
Existenz von Gewerbebetrieben (Brauerei,
Brennerei, Leineweberei). Ein etwas abwei-
chendes Bild bietet der Ostteil der Straße, der
der Rußschwärzung beim Brand wegen noch
heute „Schwarzes Viertel“ genannt wird. Ne-
ben dem Gebäude Nr. 68, dem Königlichen
Brauhaus von 1724, haben sich noch einige
weitere Bürgerhäuser erhalten, die den Brand
von 1840 überstanden hatten. Sie vermitteln
einen Eindruck vom früheren Ortsbild Ber-
gens.
Der so entstandene Aufbau des Ortes blieb
bis heute unverändert erhalten. Verantwort-
lich für diese Konservierung war der wirt-

schaftliche Niedergang dieser Region seit
Ausgang des 19. Jh., der keine weitere Ent-
wicklung zuließ. Die heutige Randlage Ber-
gens verhinderte dessen Entwicklung zu
einem regionalen Zentrum, so daß Umnutzun-
gen der Wohn- zu Geschäftshäusern mit ent-
sprechenden Schaufenstereinbauten selten
blieben. Die Breite Straße in Bergen bietet so-
mit im Kreisgebiet das besterhaltene spätklas-
sizistische Straßenbild, dessen dominieren-
der Höhepunkt die Kirche im westlichen Teil
ist. Ein bescheidener Vorgängerbau war 1836
so baufällig geworden, daß er abgetragen
werden mußte. Der anschließend aufgeführte
Neubau fiel dann bereits 1840 dem großen
Brand zum Opfer. Der abermalige Neubau
nach Plänen des Konsistorialbaumeisters
Hellner ist ein rechteckiger klassizistischer
Saalbau in Rohziegelmauerwerk mit Putzglie-
derungen. Innen erhielt er eine dreiseitige Em-
pore auf Holzsäulen und eine Altarwand. Ent-
gegen der traditionellen Ost-West-Richtung
schwenkte man den Neubau in Nord-Süd-
Richtung und rückte den über dem Nordteil
der Kirche aufragenden Turm fast in die süd-
liche Flucht der Breiten Straße.

Bergen/Dumme, Breite Straße 43, 45, 47


Bergen/Dumme, Breite Straße, Kirche, Altarwand,
1840, Architekt Hellner


Bergen/Dumme, Breite Straße nach Westen


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