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Sänger, Falk-Reimar [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 21): Landkreis Lüchow-Dannenberg — Braunschweig, 1986

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https://doi.org/10.11588/diglit.44260#0014
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düng des Aland zum Höhbeck, von diesem bis zur Langendorfer Geestinsel und dann
wieder bis zum Hohen Drawehn bei Hitzacker erstreckt und dabei jeweils dem gewunde-
nen Flußlauf folgt. Die in vielen Bereichen heute recht unberührt erscheinende Land-
schaft der Elbmarsch ist damit im wesentlichen durch einen menschlichen Eingriff in die
Urlandschaft geprägt worden.
Geschichtliche Zusammenhänge
Ein Bericht Einhards, des Chronisten Karls des Großen, über den Kampf der Franken
gegen die Wilzen ist die früheste schriftliche Nachricht, die aus dem heutigen Kreisge-
biet Lüchow-Dannenberg vorliegt.
Er bezieht sich auf die Jahre 809-811 und gibt nur einen sehr begrenzten Einblick in die
frühe Geschichte des Kreises. Grabungsbefunde belegen für das achte Jh. slawische
Einwanderer, die offenbar die Flußtäler von Elbe und Jeetzel aufwärts zogen und sich an
günstigen Standorten ansiedelten. Dieser slawischen Kolonisierung folgte eine germa-
nische. Es kam zu einer - offenbar friedlich verlaufenen - Überlagerung beider Sied-
lungswellen, von denen die deutsche schließlich überwog. Zur Sicherung dieses Gebie-
tes gegen die slawischen Nachbarn im Osten wurden unter der Herrschaft Heinrichs des
Löwen die beiden Grafschaften Lüchow (1144) und Dannenberg (1153) eingerichtet.
Die zentralen, gleichnamigen Hauptorte beider Gebiete liegen an der Jeetzel und kon-
trollieren günstige Übergänge über Fluß und Niederung. Über die Anlagen der frühen
Burgen ist in beiden Fällen nur weniges durch archäologische Befunde gesichert. Beide
Grafschaften haben erhebliche Selbständigkeit erreicht und Bedeutendes bei der end-
gültigen deutschen Besitznahme des Gebietes geleistet. Die Grafschaft Dannenberg
kam im Jahre 1303, die Grafschaft Lüchow 1320 nach dem Aussterben der Grafen 1317
an das Haus Braunschweig-Lüneburg.
Die bedeutendste Befestigung - zugleich die einzige Höhenburg des Kreises - die
Burg auf dem Weinberg bei Hitzacker geht vermutlich auf den Welfen Heinrich den Lö-
wen selbst zurück. Er besetzte sie mit Dienstleuten und behielt sie in seinem Besitz.
Nach Heinrichs Sturz kamen Burg und Siedlung Hitzacker unter askanische Herrschaft.
Erst im Jahre 1446 fielen auch der Weinberg und die an seinem Fuß unter askanischer
Herrschaft neugegründete Stadt Hitzacker an die Herzöge von Braunschweig und Lüne-
burg zurück. Neben diesen drei bedeutendsten Plätzen sind auch die Namen Wustrow,
Gartow und Schnackenburg zu nennen. Sie erscheinen alle im 13. Jh. erstmals in schrift-
licher Überlieferung. Wie an etlichen anderen Orten des späteren Kreisgebietes waren
auch hier feste Plätze in den Händen adeliger Familien entstanden, die wiederum unter
welfischer Oberherrschaft standen. Während Schnackenburg bereits 1390 an das Haus
Braunschweig-Lüneburg fiel, folgte Wustrow erst zu Beginn des 17. Jh. Gartow dagegen
blieb in adeligem Besitz unter welfischer Herrschaft und erlebte eine eigene Entwick-
lung.
Zeitgleich mit der deutschen Besiedlung und Sicherung der deutschen Herrschaft dürfte
die Christianisierung dieses Gebietes einhergegangen sein, wobei das 1160 gegründe-
te Kloster Diesdorf in der Altmark sicher eine bedeutende Rolle gespielt hat. Allerdings
ist archivalisch so gut wie nichts überliefert. Weder Gründungs- noch Weihedaten der
Kirchen, die alle im 12. Jh. vermutet werden können, sind bekannt. Lediglich die Refor-
mation, die zu Anfang des 16. Jh. durchgeführt wurde ist durch Dokumente besser be-
legt.
Die Burgen von Dannenberg, Lüchow und Hitzacker wurden nun mit herzoglichen Vög-
ten besetzt oder an adelige Familien verpachtet. Sie blieben aber immer in herzoglichem
Besitz und entwickelten sich allmählich zu regionalen Zentren der Landesverwaltung.
Aus den Vogteien gingen im 16. Jh. die Ämter hervor, die im 18. Jh. im Herzogtum Lüne-
burg neu geordnet wurden. Den Ämtern oblag zugleich die Verwaltungs- als auch die
Gerichtshoheit. Von letzterer ausgenommen waren nur kanzleisässige Bewohner (Adel,
höhere Beamte, etc.) die der Justizkanzlei in Celle direkt unterstellt waren. Das Gebiet
des heutigen Kreises umfaßte im 18. Jh. die Flächen der drei größeren Ämter Lüchow,
Dannenberg und Hitzacker sowie die der kleineren Wustrow und Schnackenburg. Die
größeren Ämter wurden von zwei juristisch gebildeten Beamten, dem Amtmann und
dem Amtsschreiber geleitet. Ihnen unterstanden in Hitzacker und Dannenberg je ein
Deichvogt und in Lüchow der Vogt zu Bergen. Die vorgesetzte Behörde dieser Ämter
war die 1823 in Lüneburg eingerichtete Landdrostei. Die mehrfache Neuordnung der
Ämterverwaltung im 19. Jh. führte schließlich zu einer starken Konzentration. Im Jahre
1849 ging die Verwaltung des Amtes Hitzacker an das Amt Dannenberg über. 1859 wur-
de das Amt Wustrow aufgelöst und die Verwaltung vom Amt Lüchow ausgeführt. 1870
wurde diesem auch das 1852 aus dem gleichnamigen adeligen Gericht hervorgegange-

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