Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Sänger, Falk-Reimar [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 21): Landkreis Lüchow-Dannenberg — Braunschweig, 1986

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44260#0107
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Jahre 1910 erbaut. Sie entstand demnach in
einer Zeit, in der die ersten Motormühlen auf
dem Lande bereits eingeführt wurden. Neben
seinem Wert als Landmarke ist der verbliebe-
ne Torso der Tollendorfer Windmühle einer
der seltenen Zeugen dieser Gebäudegattung,
von der es im Kreisgebiet nur noch wenige
gibt.
GÖHRDE-WEDDERIEN

Wedderien im Hohen Drawehn ist der südlich-
ste Siedlungsplatz der Gemeinde Metzingen
und besteht lediglich aus zwei Höfen. In der für
diese Gegend charakteristischen, unregel-
mäßigen Anordnung sind auf Hof Nr. 1 im 19.
Jh. mehrere großzügige, ungewöhnlich solide
Gebäude entstanden, die sich in gutem Erhal-
tungszustand befinden. Als Haupthaus dient
ein mächtiges Vierständer-Hallenhaus mit
Vorschauer aus dem Jahre 1862. Zwei
Scheunen aus dem beginnenden 19. Jh. er-
gänzen die Hofanlage, die mit altem Baum-
bestand durchsetzt ist und von einer Feld-
steinmauer eingefriedet wird.

GORLEBEN

Zwischen dem Höhbeck und der Langendor-
fer Geestinsel fließt die Elbe in einem weiten
Bogen nach Süden. An seinem Scheitel liegt
das Dorf Gorleben auf einer leichten Gelände-
erhebung, an der beidseitig die Elbdeiche
auslaufen. Von Süden her stößt der Gartower
Forst bis an den Ortsrand vor. Diese geogra-
phische Situation zog Gewerbebetriebe (Sä-
gewerk, Elbschiffahrt) und damit Erwerbs-
möglichkeiten nach sich. Eine Folge war die
Erweiterung des Ortes Gorleben, der heute
das Siedlungsbild eines Haufendorfes mit er-
heblichen Erweiterungen aus jüngerer und
jüngster Zeit zeigt.
Das alte Dorf nahm im Südosten nur einen
Bruchteil der heute besiedelten Fläche ein
und zeigte bis ins 19. Jh. einige Anzeichen von
Rundlingsbildung. Eine Flurbezeichnung „Al-
te Hausstellen“ am Nordrand des Dorfes be-
zeugt, daß hier einmal niedrig gelegene Hof-
plätze aufgegeben werden mußten. An einen
urkundlich bekannten ehemaligen Adelssitz
mit einem festen Haus erinnert heute nur noch
die Bezeichnung „Burgstraße“. Entscheidend

für das heutige Ortsbild war ein Brand am 24.
4.1899, bei dem 22 Wohn- Wirtschaftsgebäu-
de zerstört und durch die anschließende Aus-
dünnung der Bebauung die Rundlingsform
endgültig aufgelöst wurde. Dieses später
stark erweiterte Gemeinwesen erlitt noch im
April 1945 großen Schaden durch Kampf-
handlungen.
Das älteste und zugleich am besten erhaltene
Gebäude ist ein Dreiständer-Hallenhaus aus
dem Jahre 1769. Es steht in der Elbstraße un-
mittelbar südlich der alten „Hausstellen“. In
Zweiständerkonstruktion wurde im Jahre
1772 das gräfliche Bernstorffsche Forsthaus
an dem nach ihm benannten Weg nach einem
Brand wiedererrichtet; es hat nur geringfügige
Veränderungen erfahren.
Eine völlig andere Gebäudegattung findet sich
in der Hakenstraße. Auf dem Hof Nr. 1 steht
ein Querdielenhaus aus dem Jahre 1862, wel-
ches Wohnenden zu beiden Seiten der Die-
leneinfahrt hat. Nur ein Wohnende besitzt da-
gegen das benachbarte Querdielenhaus Nr.
2. Gemeinsam ist beiden Gebäuden, daß die
niedrige Traufe über der Dieleneinfahrt im Bo-
gen nach oben gezogen ist, um einem voll-

Göhrde-Tollendorf, Windmühle, 1910


Gorleben, Hakenstraße 1, Wohn-Wirtschaftsgebäude, 1862


Gorleben, Kapelle, Mitte 17. Jh. Göhrde-Wedderien, Nr. 1, Göhrde-Wedderien. Nr. 1,
Scheune Wohn-Wirtschaftsgebäude, 1862


106
 
Annotationen