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Stadt im gleichnamigen Altkreis im Nordosten.
Es ist verkehrlich angebunden durch die nord-
süd-gerichtete, als Soltauer- und Walsroder
Straße das Zentrum durchquerende Landes-
straße 163 und die einmündenden Kreisstraßen
von Westen sowie durch die südlich tangierende
B 209 mit Anschluss an die Nord-Süd-Auto-
bahn A 7.
Eine 1896 eingerichtete Eisenbahnnebenstre-
cke, mit einem Bahnhofsbereich südlich des
Zentrums, verbindet Fallingbostel über Soltau
und die Strecke Walsrode-Hannover an das
übergeordnete Netz.
Mit der 1977 erfolgten endgültigen Zusammen-
legung der beiden Kreise Soltau und Fallingbos-
tel und der seit 1979 zwischen den Städten
aufgeteilten Kreisverwaltung wird in Fallingbostel
die historische Tradition als Verwaltungsstandort
fortgesetzt.
Diese hat sich im Laufe der Zeit auch im Ortsbild
durch eine Reihe von stattlichen Verwaltungs-
bauten ausgedrückt, welche innerhalb der über-
wiegend ländlichen Bebauung der 36 (1667)
bzw. 38 Hofstellen (1778 sechs Vollhöfe und
ansonsten Kothöfe) eine dominante Stellung
einnahmen.
Vor allem der mehrfach zerstörte, historische
Amtshof in der Ortsmitte gegenüber der Kirche
an der Stelle, auf der das heutige Rathaus
errichtet wurde, prägte das Ortsbild jahrelang
entscheidend mit. Dieser zweigeschossige,
massive Baukörper des späteren Landratsamts
beherrschte bis zu seinem Abbruch in den sieb-
ziger Jahren des 20.Jh. die Kreuzung Kirchplatz.
Er war auf den mächtigen Kellergewölben des
bei der großen Feuersbrunst von 1784 zer-
störten Ursprungsbaukörpers von 1595 errichtet

worden und beherbergte seit der 2. Hälfte des
19.Jh. auch die 1838 gegründete, erste ländli-
che Sparkasse im damaligen Königreich Hanno-
ver, ohne deren Finanzierungshilfen die sprung-
hafte Entwicklung Fallingbostels und auch die
frühen Ablösungen der umgebenden Hofanla-
gen wohl nicht möglich gewesen wären.
Für ihren 1861 verstorbenen Begründer, den
Oberamtmann Heinrich Guichard, genannt
Quintus-Icilius, sind auch in einigen Ortsteilen
Straßen benannt worden. Inmitten des vorgela-
gerten Kirchplatzes war 1864 ein von dem Bild-
hauer Dopmeyer und dem Steinmetz Schäfer
geschaffenes Denkmal (Kirchplatz 9) aufgestellt
worden, das im Zusammenhang mit der aus
verkehrstechnischen Gründen notwendig ge-
wordenen Umgestaltung des Kirchplatzes um-
gesetzt worden ist. Das Sandsteinmonument in
aufwendig gestaltetem, neugotischem Stil mit
einem Baldachin über dem eingestellten Stand-
bild steht heute neben der Treppenanlage des
verkleinerten Kirchhügels.
Auch die prächtige, zweigeschossige, inzwi-
schen stark veränderte Landratsvilla, die 1909
anstelle eines Vorgängerbaus auf dem Grund-
stück der heutigen Kreisverwaltung errichtet
wurde sowie weitere repräsentative Gebäude
trugen zu dem städtisch anmutenden Charakter
des Ortes bei. Noch heute stellt das 1895/96 in
dem Erweiterungsgebiet in Bahnhofsnähe neu
erbaute Katasteramt, als breit gelagerter, trauf-
ständig in Flucht der diagonal gepflasterten
Heinrichstraße errichteter Baukörper (Nr. 23)
beispielhaft diesen Gebäudetypus dar. Dieser
steht in einer von villenartiger Einzelbebauung
gekennzeichneten Straße, die rückseitig an das
Bahngelände grenzt. Der eingeschossige ver-
putzte Ziegelbaukörper verdeutlicht die innere
Gebäudeaufteilung in Wohn- und Verwaltungs-

Fallingbostel, ev. Kirche St. Dionysius, Innenraum nach Osten


teil durch die stark gegliederte Fassade. Eine
ausdrucksstarke, horizontale Putzgliederung be-
tont seit der Umgestaltung des Gebäudes 1927
u.a. den erhöhten Haupteingang, die Dach-
gauben sowie den außermittigen, von einem
Zwerchhaus bekrönten Risalit.
Im heutigen Stadtbild, das schon 1784 durch
die Zerstörung von insgesamt 24 Häusern, incl.
Amts-, Pfarr- und Schulhaus sowie Kirchturm,
starke Veränderungen hinnehmen musste, ist
auch die prägnante Nachfolgebebauung im
zentralen Bereich größtenteils Neubauten gewi-
chen. Beispiele sind das Pfarrhaus, das 1965
zugunsten eines Gemeindezentrums abgebro-
chen worden ist oder das mehrgeschossige, im-
posante Mühlengebäude in der Ortsmitte am
Böhmeübergang, das 1982 einer Verbreiterung
der Ortsdurchfahrt der Landesstraße Platz ma-
chen musste, wie schon zuvor das Amtsgebäu-
de. Lediglich die auf dem teilweise abgegrabe-
nen Kirchhügel erbaute Kirche markiert noch
das historische Zentrum Fallingbostels an dieser
Stelle.

Ev. Kirche St. Dionysius
„Vatulingeburstalle“ (1339 Valingborstel) wurde
um 993 im Zusammenhang mit der Grenzzie-
hung zwischen den Bistümern Minden und
Hildesheim erstmals urkundlich erwähnt. 1293
ist eine dem Archidiakonat Ahlden angehörende
Kirche bezeugt, zu deren Kirchspiel im 18.Jh.
sechs Bauernschaften zählten.
Ein gotischer Ursprungsbaukörper, der mit sei-
nem runden Westturm am heutigen Kirchen-
standort gestanden hat, war möglicherweise der
bereits 1595 im Zusammenhang mit dem Hof
des Vögten erwähnte Bergfried. Er diente wohl
auch als Wehrturm für die Bevölkerung und
verfiel nach dem Brand von 1784, während der
1695 errichtete, abseits stehende Glockenturm
um 1900 abgerissen worden ist.
Das heutige Kirchenschiff (Kirchplatz 9) ist
schließlich 1829/30 anstelle des baufälligen und
zu kleinen Vorgängerbaus in klassizistischem Stil
errichtet worden, während der Turm unter ho-
hem spitzen Turmhelm 1903/04 durch den
Architekten H. W. Mithoff angefügt wurde. Zu
diesem Zeitpunkt ist der ehemals an zwei Seiten
polygonal abschließende Kirchensaal mit den
traufseitigen Eingängen westseitig durch ein in
den Turm führendes rundbogiges und durch ei-
nen Treppengiebel betontes Portal ergänzt wor-
den. Die schlichten, vollständig verputzten und
von jeweils fünf rundbogigen Fensterachsen und
nach Osten von einem dreiachsigen Fenster un-
terbrochenen Außenwände werden von einem
Satteldach mit breitem Holzgesims abgeschlos-
sen. Neoromanische Stilelemente gliedern die
eingezogenen und farblich abgesetzten Ziegel-
wände des Turms.
Das Kircheninnere wird von einer geputzten
Holzdecke überwölbt, die über den zweige-
schossigen hölzernen Emporen, deren Stützen
das Dach tragen, flach ausläuft. Die hölzerne
Altarwand mit mittiger Kanzel im Osten ist einer
zweigeschossigen, symmetrisch gegliederten,
streng klassizistischen Hausfront nachempfun-
den. Der von 1832 stammende, zeitgenössi-

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