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rechteckigen, eingezäunten Areals. Er ist mit ei-
nem hohen Mansarddach gedeckt, das ur-
sprünglich auch einen Dachreiter trug. Seiner
Erbauungszeit entsprechend erscheint das
Sandsteinportal auf der westlichen Schmalseite
mit jugendstilartiger, figürlicher Engelsdarstel-
lung.
In der Nähe ist in einem östlich gelegenen Wald-
stück nahe der Autobahn ein weiteres Krieger-
denkmal aufgestellt worden (Weißer Sand), das
1871 ursprünglich auf dem Gelände des Trup-
penübungsplatzes errichtet worden war.
Ev.-Iuth. Kirche
Das zum Archidiakonat Ahlden gehörende, im
Altkreis Fallingbostel neben Düshorn flächenmä-
ßig größte Kirchspiel Dorfmark, wird um
1380/81 erstmals in einer Urkunde genannt.
Der heutige ost-west-gerichtete Kirchenbaukör-
per, Hauptstraße, bildet mit dem nordöstlich
noch etwas höher gelegenen, hölzernen Glo-
ckenturm ein Ensemble aus dem 18.Jh. Bei der
1964 erfolgten Renovierung hat man Reste des
mittelalterlichen, gotischen kleineren Vorgänger-
baus gefunden, welcher Mittelpunkt des Kirch-
spiels war und der wiederum im 13.Jh. wahr-
scheinlich aus einer ursprünglich gutsherrlichen
Eigenkirche hervorgegangen ist. In den u.a.
unterhalb des heutigen Altarraums gefundenen
Grabgewölben sind Familienmitglieder der Fami-
lie von der Wense beerdigt worden, bevor für sie
1648 eine gesonderte Grabkapelle bei ihrem
Stammgut in Wense (siehe Gemeindefreier
Bezirk Osterheide) errichtet worden war. In dem
heutigen, nach einer Datierung im Nordportal
1708 errichteten Kirchengebäude, sind noch
Teile der reichen mittelalterlichen Ausstattung
erhalten. Von überregionaler Bedeutung ist das
ausgezeichnet gearbeitete Messingtaufbecken
mit gleichmäßiger und kräftiger Profilierung,
Minuskelinschrift und Jahreszahl von 1465, das
von vier Trägerfiguren gehalten wird. Der lange,
bei Seite gestellte und 1852 durch einen neuen
Altar ersetzte mittelalterliche Schnitzaltarschrein
des ehemaligen Flügelaltars aus dem 15.Jh., ist
1880 nach einem Entwurf von C. W. Hase,
Hannover, mit neuer Predella und Gesprenge
unter Einbeziehung der spätgotischen Reliefs
wieder aufgestellt worden, die teilweise restau-
riert bzw. erneuert waren (neben Darstellungen
aus dem Leben Jesu zwei freistehende
Bischofsstatuen).
Der Kirchenbaukörper ist ein schlichter recht-
eckiger Saalbau mit polygonalem Chorab-
schluss, der seit der Restaurierung im Jahre
1964, bei der der erst 1890 aufgebrachte
quaderimitierende Zementputz entfernt wurde,
wieder sein aus verfugten Feldsteinen errichte-
tes Mauerwerk zeigt. Größere Rundbogen- und
auch Rundfenster gliedern Traufseiten und Chor.
Während die Sakristei im Norden 1860 neu
angefügt worden war, ist die Eingangshalle im
Westen, die auch die im 19.Jh. entstandene
umlaufende Empore erschließt, erst 1909/10
entstanden.
Das Kircheninnere wird von dem auf einem
umlaufenden Gesims liegenden Tonnengewölbe
beherrscht sowie von den mächtigen Zugbalken

aus Eiche, die seit 1767 ein Ausweichen des
Mauerwerks verhindern. Der Chorraum wird
durch eine dem Tonnengewölbe angepasste
Chorschranke aus dem 19.Jh. abgeteilt, auf
deren Triumphbalken ein Kreuz mit einem Kruzi-
fix aus dem 17.Jh. aufgesetzt ist. Zu der neugo-
tischen Inneneinrichtung, die auch eine von C.
W. Hase geplante Sitzplatzerweiterung zur Folge
hatte, gehört die vom Chor aus erreichbare
Kanzel. Die vielfach umgestaltete und 1964 mit
einem neuen Prospekt ausgestattete Orgel
basiert wohl auf dem 1877 von dem Celler
Orgelbaumeister Vieth erbauten Original, das zu
diesem Zeitpunkt vielleicht eine barocke Orgel
von 1780 hatte.
Der nördlich vom Chorabschluss stehende drei-
stöckige, vertikal verbreiterte Glockenturm auf
quadratischem Grundriss unter spitzem Walm-
dach ist 1751 erbaut worden. Unterhalb der
Schallöffnungen im Obergeschoss ist kurz nach
1890 eine Turmuhr eingefügte worden.
Von jeher gehörte u.a. der seit 1540 in Kirchen-
besitz befindliche Pfarrhof, Hauptstraße 12,

trotz seiner Lage jenseits der Böhme zum
Kirchenensemble. Er ist auf ursprünglich Wes-
tendorfer Gebiet nordwestlich von Kirche und
Teich errichtet worden und kann über einen die
feuchten Wiesen querenden Fußweg mit Brü-
cke, den sog. Kirchdamm und den Pastoren-
steg erreicht werden. Das sog. Pastorat steht
auf dem großen eingefriedeten und von alten
Bäumen bestandenen ehemaligen Hofgrund-
stück südlich der abbiegenden Hauptstraße und
liegt traufständig an der Straße hinter einem
knappen Vorgarten zurück. Es besteht aus zwei
in Fachwerk errichteten Gebäudehälften, von
denen die östliche, noch mit Reet gedeckte
Hälfte unter Halbwalmdach, wohl den ursprüng-
lichen Wirtschaftstrakt eines It. Inschrift 1648
errichtet Halienhauses gebildet hat. Somit gilt es
als eines der ältesten Dorfmarker Profangebäu-
de. Das kräftige, großmaschige Gefüge ohne
Kübbungen mit traufseitigen Kopfbändern und
Fußstreben ist jedoch durch den Ausbau zum
Wohnen insbesondere im Bereich des ehemals
mittigen Einfahrtstores verändert worden. Ober-
halb der kräftigen Vorkragung wird das Giebel-
trapez mit Zierziegelsetzungen von einem mitti-

Dorfmark, Hauptstr. 12, Pfarrhof, 1648


Dorfmark, Hauptstr. 14, Wohnhaus, um 1880


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