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Pantel, Etta [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 25): Baudenkmale in Niedersachsen: Landkreis Soltau-Fallingbostel — Braunschweig, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.43924#0199
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Vierständer-Hallenhauses aufgebaute Wirt-
schaftstrakt des Haupthauses liegt im Zentrum
der baumbestandenen Anlage hinter einer feld-
steingepflasterten Hoffläche zurück. Er ist 1879
zusammen mit dem rückwärtig angesetzten,
niedrigeren Wohnhaus in direkter Folge nach
einem Brand errichtet worden. Gliederungsele-
mente, wie Lisenen und aufwendige Zierziegel-
setzungen u.a. an Ortgang und Gesimsen,
geben beiden Ziegelbauten ein repräsentatives
Äußeres, das beim Wohnhaus durch eine vom
Zwerchhaus bekrönte, raslitartige Betonung des
mittigen Eingangsbereichs auf der Südseite
verstärkt wird. Das älteste Hofgebäude ist die
nördliche, giebelständig an der Straße stehende,
als Stall genutzte, ehemalige Scheune aus der
2. Hälfte des 17.Jh. Ihr allseitig verbreitertes
Gerüst in Oberrähmverzimmerung, überbaut
eine ursprünglich mittige Längsdurchfahrt, deren
vorkragende Rahme von reich profilierten Knag-
gen unterstützt werden und dessen traufseitige
Anbauten z.Zt. die eingehälsten Ankerbalken
verdecken. Auch die beiden ca. 100 Jahre
jüngeren Treppenspeicher von 1749 bzw. aus
der 2. Hälfte des 18.Jh., die über einen moder-
nen Korridor verbunden sind, haben aufgrund
ihrer abseitigen Lage am Südrand der Hofsteile
das Feuer überstanden. Es sind vollständig mit
Eichenbohlen ausgefachte Fachwerkbaukörper
in unterschiedlicher Konstruktionsart, die trotz
einer Umnutzung zum Wohnen (Gundrissände-
rungen, Fenstereinbauten) relativ unverändert
geblieben ist. Der größere, doppelstöckige Spei-
cher mit allseitig auskragendem Obergeschoss
wird am Giebel im Bereich von Treppenpodest
und ausladendem Dachgeschoss von kräftig
profilierten, weit ausladenden Kopf bändern
unterstützt. Der kleinere, 1 1/2-geschossige
Speicher weist dagegen eine schlichte Hoch-
rähmkonstruktion mit durchgesteckten Anker-
balken auf. Vervollständigt wird die Hofanlage
von einem um 1890 in massiver Bauweise
errichteten Stall, einem wohl um 1900 jenseits
der Straße errichteten, traufständigen Fach-
werkschafstall (heute Hauptstr. 74) sowie von
der 1927 erbauten Querdurchfahrtsscheune
(Hauptstr. 65) in Mischbauweise. Zwei Neben-
gebäude auf der Eckparzelle Nr. 68 gegenüber,
mit dem veränderten Wohnwirtschaftsgebäude


Dorfmark, Düshop 3, Villa, 1920, Eingang

von 1867 ergänzen das Ensemble. Dies sind
der gefachweise verbohlte, seltenere einstöcki-
ge Speichertyp in Unterrähmverzimmerung und
doppelter Türanlage von 1805 sowie die etwas
jüngere, wohl im Laufe der 1. Hälfte des 19.Jh.
auf behauenen Feldsteinen errichtete
Stall/Scheune unter Halbwalmdach mit ehemals
zwei außermittigen Längsdurchfahrten, deren
intaktes Dreiständergerüst mit erneuerter Stülp-
schalung und Fenstereinbauten heute dem
Wohnen dient.
Zwischen die beschriebenen Hofensembles des
alten Fischendorfer Dorfkerns fügt sich die klei-
ne Hofanlage Bargmannstraße 2. Ihre beiden
1905 parallel zueinander aufgebauten Ziegelge-
bäude (das Wohnwirtschaftsgebäude in der Art
eines Vierständer-Hallenhauses) sind Nachfolge-
bauten auf einer wesentlich älteren Hofstelle und
bilden durch ihre gliedernden Zierziegelelemen-
ten eine bauliche Einheit.
Auf der schon früh zur Fischendorfer Bauern-
schaft gehörenden Einzel- bzw. Doppelhofanla-
ge der südlich anschließenden Siedlungen
Brock und Düshop ist eine herrschaftlich
wirkende Villa erwähnenswert, die 1920 auf der
ehemaligen Vollhofstelle von einem Familienmit-
glied von der Wense in Düshop erbaut worden
ist (Düshop 3). Sie steht im Hintergrund der
heute bewaldeten Restfläche des nördlichen
Hofes, dessen Flächen in jüngerer Zeit parzelliert
und mit Wohnhäusern bebaut worden sind. Der
zweigeschossige, verputzte massive Baukörper
unter abgeflachtem Walmdach mit vorstehen-
dem, hölzernen Traufgesims und symmetrischer
und horizontaler Fassadengliederung sowie
rückwärtiger Freitreppe, ist in der Tradition der
früheren Herrenhäuser aber mit sparsamen,
zeitgenössischen Details errichtet worden. Am
Eingangsportal findet sich das Familienwappen.
Erst nach der französischen Besatzungszeit,
während der die Böhme als Grenzfluss die
Ortschaften noch voneinander getrennt hatte,
entstanden ab 1820 und verstärkt mit Beginn
der Ablösungen und Verkopplungen um 1850,
an den neu erschlossenen Straßen An- und
Abbauerstellen. Diese führten zu einem allmäh-

lichen Zusammenwachsen insbesondere der
Orte Westendorf (nordöstlich Westendorfstra-
ße/Hauptstraße) und Fischendorf (entlang der
Hauptstraße nach Süden) mit Dorfmark, aber
auch zur Ausdehnung des Ortes entlang der
Verbindungsstraßen in Richtung der benachbar-
ten Ortsteile.
Beispielhaft für eine solche Entwicklung erschei-
nen die weitgehend unverändert erhaltenen
sechs Gebäudeteile auf der Nebenerwerbsstelle
eines Stellmachers nördlich von Dorfmark,
Westendorfer Straße 80. Diese liegen an der L
163 nach Riepe, in dem etwas erhöhten Bereich
am Rande der feuchten, aber auch bewaldeten
Böhmeauen. Das wohl ohne Grundrissänderun-
gen erhaltene, traufständig hinter einem Garten
zurückgelegene Wohnhaus von 1841/42 mit
mittiger Aufschließung (und nachträglicher
Verlängerung durch einen Schweinestallanbau)
hebt sich auch durch die gut gearbeitete,
verglaste, zeitgenössischen Haustür sowie die
Fenster von Vergleichbarem ab. Neben der
1934 bzw. um 1900 in Gebäudeflucht angesetz-
ten, verbreiterten Scheune mit massivem
Erdkelleranbau und Speicher sind es vor allem
die beiden unterschiedlich alten und z.T. noch
mit den alten Maschinen ausgestatteten Werk-
stattgebäude im nördlichen und hinteren Grund-
stücksbereich, die die Hofstelle auszeichnen.
Die ältere, vermutlich bei der Hofgründung
entstandene Werkstatt und auch die größere,
1922 erbaute, sind schlichte, teilweise verbrei-
terte Fachwerkbauten, deren Nutzung durch
größere Fenstereinbauten deutlich wird.
Mit dem Bau eines Bahnhofes im Jahre 1896
hatte sich der Schwerpunkt der vier Dorfmarker
Siedlungen insbesondere auf die freien Flächen
in Bahnhofsnähe verlagert. Diese wurden mit
Bauten für die Post, Gastronomie sowie reprä-
sentatives Wohnen gefüllt. In der direkt auf das
Empfangsgebäude ausgerichteten Poststraße
(früher Bahnhofsstraße) sind in Nachfolge der
1895 errichteten Post mit dem Aufkommen des
Fremdenverkehrs um 1905 villenähnliche Wohn-
häuser entstanden. Das zweigeschossige Post-
gebäude selbst, Nr. 4, ist in Ziegelbauweise auf
einem L-förmigem, zur Straße hin siebenachsi-

Dorfmark, Kirchdamm 2, Wohnhaus, 2. Hälfte 17.Jh.


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