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Pantel, Etta [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 25): Baudenkmale in Niedersachsen: Landkreis Soltau-Fallingbostel — Braunschweig, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.43924#0219
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düng, liegen auf der Südseite die ältesten der
erhaltenen Hofanlagen, Rodewalder Straße 58,
60, 62. Ihre, aufgrund der schmalen Grundstü-
cke meist hintereinander gestaffelten Gebäude
auf gepflasterten Hofflächen sind durch Entwäs-
serungsgräben, alten Baumbestand und eine
Einzäunung von der Straße getrennt. Das im
Kern angeblich bereits im 17.Jh. bzw. um 1700
(Wohnteil) errichtete Zweiständerhaus von Nr.
58, das im Torbalken eine Datierung von 1806
enthält, ist durch das tief herunter gezogene
Halbwalmdach und die geschweiften Zierriegel
in den gegenüber dem Wohnteil vorspringenden
Kübbungen gekennzeichnet. Bei einer Moderni-
sierung sind beide Giebelseiten durch zusätzli-
che Fenstereinbauten verändert worden. Das in
der Konstruktion ähnliche Hauptgebäude auf
Hof Nr. 60 von 1749 wird derzeit entkernt und
restauriert. Typisch ist die symmetrische Gliede-
rung des Wirtschaftsgiebels mit K-Streben. Ein
mittiges Fußstrebenpaar verstärkt das vorsprin-
gende Giebeltrapez. Das zur Straße liegende
kleine Wirtschaftsgebäude mit Kopfband- und
Fußstrebenverbindungen aus dem 18.Jh. ist be-
reits vollständig restauriert worden. Das Wohn-
wirtschaftsgebäude von Nr. 62 ist ein etwas
größerer Vierständerbau, dessen datierter Wirt-
schaftstrakt 1767, der massiv errichtete Wohn-
trakt jedoch später errichtet worden ist. Die
außermittige Lage des ansonsten symmetrisch
gegliederten Giebels nimmt Rücksicht auf den
aus Platzmangel giebelseitig angesetzten Stall.
Die Profilierungen des vorkragenden Giebel-
dreiecks mit der üblichen K-Streben-Zierung
wurden farblich hervorgehoben.
Die beiden benachbarten Hofanlagen Nr. 20
und 24 prägen mit dem etwas entfernter liegen-
den Hof Nr. 10 einen Straßenabschnitt der öst-
lichen Dorflage, deren Gebäude im Einklang mit
den feldsteingepflasterten Hofflächen, den Holz-
zäunen und dem straßenbegleitenden Baumbe-
stand stehen. Mit Ausnahme eines hierher
translozierten Stalles auf Hof Nr. 24 sind sämtli-
che in Vierständer-Bauweise errichteten Wohn-
wirtschaftsgebäude erst 1890/91 anstelle von
Vorgängerbauten neu entstanden und meist in
jüngster Zeit renoviert worden. Hof Nr. 24, in der
beginnenden Straßenkurve gelegen, fällt als gro-
ße offene Anlage auf. Es ist ein weit ausladender

Vierständerbau, der von zeitgleich gebauten
Scheunen- und Stallgebäuden flankiert wird. Der
ebenfalls schlichte, durch quadratische Gefache
gegliederte Fachwerkgiebel des Haupthauses
von Hof Nr. 10 mit Stallanbau in Ziegelbauweise
von 1936, ist trotz vollständiger Renovierung
(1972) in seinem Gefügeaufbau erhalten geblie-
ben. Ein Sandsteintrog von 1705 und eine ur-
sprünglich Mitte des 18.Jh. errichtete hierher
transiozierte Scheune sind Zeugen einer älteren
Vorgängerbebauung.
Der Übergang der jeweiligen Hofanlagen in die
Landschaft wird heute noch von einem Streifen
hofnaher Obstwiesen gebildet, in dem, wie noch
auf Hof Nr. 62, mit einigem Sicherheitsabstand
zu den übrigen Gebäuden ursprünglich auch die
Backhäuser gestanden haben.
Auch der in westlicher Richtung etwa drei Kilo-
meter entfernte Einzelhof Hufe 1 gehört zum
Ortsteil Nienhagen. Er liegt südlich der Verbin-
dungsstraße zwischen den Waldausläufern der
nördlichen Schotenheide und der von Entwäs-
serungsgräben durchzogenen Wiesenlandschaft
im Süden, auf der in unmittelbarer Nähe zeit-

weise auch die Förderung von Erdöl und Erdgas
stattfand.
Auf der weitläufigen, von zahlreichen Gebäuden
bestanden Hofstelle haben nur noch das große
Wohnwirtschaftsgebäude von 1750 und das
parallele Häuslingshaus von 1739 mit der teil-
weise noch erhaltenen Pflasterung und dem al-
ten Einzelbaumbestand ihre Denkmaleigen-
schaft erhalten. Das mächtige Vierständerhaus
mit hohem Halbwalmdach und dem auf profilier-
ten Balkenköpfen dreifach vorkragenden Steil-
giebel im Wirtschaftsteil, besitzt trotz jüngerer
Fenstereinbauten ein weitgehend ungestörtes
Gefüge, das besonders im Bereich des schlich-
ten Wirtschaftsgiebels die für das 18. Jh. so typi-
sche symmetrische Gliederung mit der K-Stre-
ben-Zierung aufweist. Das schmale Häuslings-
haus weiter südlich ist wohl Ende des 19.Jh. in
massiver Bauweise um fast das Doppelte
verlängert worden. Der Ursprungsbaukörper ist
ein Dreiständer-Fachwerkbau mit ehemaliger
Querdurchfahrt, dessen gartenseitiges Giebel-
dreieck mit Firstsäule stark vorspringt. Der gut
erhaltene, verbohlte Feldschafstall des Hofes


Nienhagen, Rodewalder Str. 60, Wohnwirtschaftsgebäude, 1749



Nienhagen, Rodewalder Str. 19. Hofanlage

Nienhagen, Rodewalder Str. 21, Wohnwirtschaftsge-
bäude, 1878

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