Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
ger Fachwerkbau unter Flachdach dar, der gie-
belseitig angesetzt worden ist, während ein
jüngerer massiver Anbau heute die gegenüber-
liegende Traufseite erweitert.
NEUENKIRCHEN-GILMERDINGEN

Der 1415 urkundlich erwähnte Ort soll ursprüng-
lich am Wieheholz weiter westlich in Richtung
Wolterdingen (Stadt Soltau) gelegen haben.
Heute befindet er sich in knapp zwei Kilometern
Entfernung östlich von Neuenkirchen. Der schon
immer dem Kirchspiel Neuenkichen angehören-
de Ortsteil bildet zusammen mit den schon vor
der Gebietsreform eingemeindeten Siedlungstei-
len Leverdingen und Limbeck sowie mit Stein-
berg eine Streusiedlung, die über die Kreisstraße
40 im Norden und die Bundesstraße 71 im
Süden an Neuenkirchen angebunden ist und
über diese auch an die Stadt Soltau im Osten.
Das heute noch mit weit verstreuten Höfen lo-
cker bebaute Haufendorf wird in seinem Cha-
rakter von einer Anzahl gut erhaltener bäuerli-
cher Anwesen geprägt, die vielfach noch als
Haupterwerbsbetriebe tätig sind. Die Hofparzel-
len sind zumeist stark eingegrünt und tragen zu-
sammen mit den vielfach vorhandenen Teichen,
dem alten Baumbestand der Dorfstraße und
den zumeist offenen, vereinzelt aber auch inzwi-
schen aufgeforsteten oder bebauten Wiesen
oder Obstwiesen entlang des Laufes des Gil-
merdinger Baches zu einem lebendigen Ortsbild
mit vielen Blickbeziehungen bei. Im Kreuzungs-
bereich der Kreisstraßen 40 und K 23 ist neue
Bebauung entstanden, ebenso weiter südlich
davon auf den Flächen einer ehemaligen Hof-
stelle, wo sich ein kleines Siedlungsgebiet aus-
breitet.
Ursprünglich waren die Höfe am Talrand der
fruchtbaren Auewiesen zu beiden Seiten des
von Norden kommenden und weiter südlich in
den Hahnenbach fließenden Baches angesiedelt
worden, umgeben von Acker- und Waldflächen,
an die sich noch im 19.Jh. im Osten ausge-
dehnte Heideflächen anschlossen. Seit der Ge-
meinheitsteilung und Verkopplung zerteilen

Gilmerdingen, Gilmerdingen 2, Brunnenfassung


gradlinige Straßentrassen die unregelmäßigen,
vielfach noch mit Feldsteinen gepflasterten Hof-
parzellen mit ihren zahlreichen, unregelmäßig
verteilten Haupt- und Nebengebäuden. Ein Teil
der denkmalwerten historischen Bausubstanz
stammt aus dem 18.Jh., wie einige Haupthäu-
ser, die alle fast gleichzeitig gegen Ende des
19. Jh. errichtet worden sind.
Im Verdener Bischofsregister von 1567 werden
sieben Hofanlagen erwähnt, die bis ins 18.Jh. in
ihrer Anzahl nur um drei Häuslinge erweitert
worden waren. In die Zählung einbezogen ist
immer die im Südosten abseits der Ortslage
entstandene einstellige Hofanlage Limbeck, frü-
her „zum Limbeck“ genannt.
Diese Anlage (Limbeck 1) war zusammen mit
dem Eckhof in Gilmerdingen einer der begütert-
sten Höfe der regional bekannten Familie
Schlumbohm. Sie wird von Südwesten und
Nordosten erschlossen und liegt in einem aus-
gedehnten Waldgrundstück. Ihre fast in Nord-
Süd-Richtung parallel zueinander um einen
großzügigen Hofplatz aufgebauten Wohn- und
Wirtschaftsgebäude stehen an dem erhöhten
Rand eines zu einem langgestreckten Teich er-
weiterten Bachlaufes. Im Zentrum steht das
1798 erbaute stattliche Zweiständer-Hallenhaus
mit seinem hohen Halbwalmdach, welches
heute teilweise in Welleternit gedeckt ist. Die
schön gepflasterte Hoffläche davor wird von den
um 1895 erbauten Wirtschaftsgebäuden ge-

rahmt, die ihrerseits hervorragende, unveränder-
te Beispiele ihrer Zeit darstellen. Dies sind eine
stattliche Fachwerkscheune mit zwei Quer-
durchfahrten und kleinen, halbrund abgeschlos-
senen Fenstern, ein Wagenschauer in Fach-
werkkonstruktion mit vier hofseitigen Einfahrten
sowie der 1893 in Rohziegelbauweise errichtete
Schweinestall mit diversen Türen und halbrun-
den Stallfenstern.
Das Wohnwirtschaftsgebäude war nach dem
Brand eines Vorgängergebäudes errichtet wor-
den. An das auf älteren Aufnahmen hell gestri-
chene, symmetrisch aufgebaute, kräftige Gerüst
auf behauenem Granitsockel mit geschossho-
hen Streben wurde 1880/81 ein neuer Wohn-
trakt in angepasster Bauweise angefügt. Dieser
erhielt 1921 auf der westlichen Traufseite zu-
sammen mit vergrößerten Fenstern einen zwei-
geschossigen Erkervorbau in Fachwerkkonstruk-
tion unter teilweise abgewalmtem Satteldach.
Neben diesem prägen weitere Gebäude des
18.Jh. die alte Hofstelle sowie ein laut Datierung
1690 erbauter Brunnen mit modernem Holzauf-
bau, dessen Sandsteinsegmente von einem
Eisenring gehalten werden. Das 1703 aufgrund
der Brandgefahr ganz im Hintergrund des Hofes
aufgebaute Backhaus, ein Wandständerbau mit
großmaschigem Oberrähmgerüst und Kopf-
und Fußverstrebungen, ist inzwischen zum
Wohnhaus umgebaut worden. Sein giebelseitig
angesetzter, lehmummantelter Ofen wird heute

Gilmerdingen, Gilmerdingen 3, Hofanlage


Gilmerdingen, Gilmerdingen 2, Wohnwirtschaftsgebäude, Mitte 19.Jh.


249
 
Annotationen