Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
von einer modernen Holzkonstruktion unter Sat-
teldach geschützt. Ursprünglich waren die ver-
putzten Gefache ebenfalls mit Lehmstakung
und Bewurf geschlossen. Ohne Veränderungen
stellt sich der etwa gleich alte, langgestreckte
Treppenspeicher dar, der ursprünglich aus zwei,
mit einem Zwischenbau zusammengefügten
Gebäudeteilen bestand (hier früher Querer-
schließung), die 1705 auf einzelnen, grob be-
hauenen Feldsteinen aufgebaut worden sind. Er
zeigt ein für Speicher seltenes, einstöckiges
Oberrähmgerüst mit grob bearbeiteten, einge-
hälsten Ankerbalken und einer vertikalen Ver-
bretterung sowie traufseitigen Türen. Eine Trep-
penanlage erschließt das Dachgeschoss auf der
dem Wohngiebel des Haupthauses abgewand-
ten Seite.
Sicherlich ist auch das Gerüst des ganz im
Südosten des Hofes stehenden Häuslingshau-
ses im Iß.Jh. aufgestellt worden. Es wurde zu-
sammen mit dem zweiten, etwas jüngeren
Häuslingshaus (umlßOO) mit einem Plattenbe-
hang verkleidet. Kennzeichnend für den älteren
Bau ist das hohe Walmdach, das in der Region
sehr selten zu finden ist.
Südlich des Hofes ist 1949 direkt an der Stra-
ßenkreuzung für die Gefallenen der beiden Welt-
kriege ein Kriegerdenkmal aus mehreren Findlin-
gen aufgestellt worden (Kreuzung B 71/K 23).
In Gilmerdingen selbst ist die langgestreckte,
schmale Parzelle der Vollhofstelle Nr. 3 von
prägender Bedeutung. Sie liegt diesseits des
Baches gegenüber dem sog. „Eckhof“, welcher
als wohl ältestes Gehöft des Ortes gilt, das noch
um 1770 als einziges westlich des Baches am
Kirchweg nach Neuenkirchen lag und sich heute
mit überwiegend im 20.Jh. entstandenen Nach-
folgebauten in idyllischer Waldlage hinter den
zum Bach hin abfallenden Wiesenauen ver-
steckt. Der denkmalgeschützte Hof östlich des
Baches weist eine Reihe von nord-süd-gerichte-
ten Gebäuden auf, von denen einige in der
Landesaufnahme aus der Zeit um 1770 und in
Verkopplungskarten des 19.Jh. verzeichnet
sind. Das wahrscheinlich 1798 errichtete Haupt-
haus und der parallel dazu aufgestellte Speicher

mit einem Kern von 1796 sind die ältesten der
neun Hofgebäude. Sie liegen hinter dichtem Be-
wuchs und einer langen Zufahrt zurück. Das
langgestreckte Wohnwirtschaftsgebäude mit
dem kräftigen, auf behauenen Granitsteinen auf-
gerichteten Zweiständergerüst unter reetge-
decktem Halbwalmdach weist leichte Verände-
rungen u.a. durch den Dachgeschossausbau im
Wohntrakt auf. Der von geschosshohen Verstre-
bungen geprägte Wirtschaftstrakt mit seinem
fast symmetrisch aufgebauten Giebel (mit Ein-
fahrtstor und seitlicher Wirtschaftsluke) bildet
das Zentrum der Hofstelle. Er wird von schlich-
ten Wirtschaftsgebäuden flankiert, die ebenfalls
giebelständig auf die Ost-West-Erschließung
des Hofes ausgerichtet sind. Diese Fachwerk-
oder Massivbauten sind um 1925 und 1930
oder noch später der Hofsstelle hinzugefügt
worden.
Der breit gelagerte Speicher (evtl. Stall oder
auch kleine Scheune) steht im Hintergrund. Sein
eingeschossiges Oberrähmgerüst stellt sich mit
ausgemauerten Gefachen und einem hohen
Halbwalmdach dar sowie mit hohen Eckverstre-
bungen und einem Sockelbereich aus behaue-
nen Granitsteinen. Neben der üblichen Erschlie-
ßung des Dachraumes über eine Treppe (im
Bereich des verbreiterten Südgiebels) weist die
Nordseite eine wohl nachträglich eingefügte,
außermittige Giebeleinfahrt auf.
Die einzige, nicht von Wald umschlossene Hof-
anlage in Gilmerdingen beeinflusst das Ortsbild
aufgrund ihrer Lage im Knick der ansonsten
geradlinig verlaufenden Ortsdurchfahrt in beson-
derer Weise, Gilmerdingen 2. Auf der histori-
schen Parzelle dieser vierten Vollhofstelle des
Ortes östlich des ehemals gebogenen Straßen-
verlaufs bildeten die zahlreichen Nebengebäude
gegenüber dem ost-west-gerichteten Haupt-
haus eine fast rundlingsartige Aufstellung. Die
Nachfolgebauten stehen heute parallel zur Stra-
ße ausgerichtet um einen Hofplatz. Sie wurden
überwiegend im 19. oder zu Beginn des 20. Jh.
errichtet (Wohnwirtschaftgebäude, Häuslings-
haus Mitte bzw. 1. Hälfte 19.Jh.; massiver
Schweinestall, Scheunen ca. 1930 und 1925).
Im Vordergrund präsentiert sich das traufständi-

Gilmerdingen, Leverdingen 2, Wohnwirtschaftsgebäude, Mitte 19.Jh.


ge, zwerchhausbekrönte Wohnwirtschaftsge-
bäude. Es liegt etwas schräg hinter einem Vor-
garten zurück, dessen von Feldsteinpfeilern un-
terbrochener Staketenzaun beispielhaft für zahl-
reiche Einfriedungen aus dieser Zeit ist. Das
wohl kurz nach der um 1853/54 erfolgten Ver-
kopplung entstandene Vierständergerüst unter
hohem Halbwalmdach weist im Bereich des
Wirtschaftsgiebels eine große Wirtschaftsluke
neben dem Einfahrtstor sowie neuere Stallfen-
ster auf. Im Wohntrakt sind z.T. wohl noch zeit-
genössische Fensterflügel erhalten. Stattlich
wirkt das straßenseitige Zwerchhaus mit histori-
sierendem Fachwerk, wie Fußdreiecken mit Fä-
cherrosetten und einem Vorgespärre im Giebel.
Es ist um die Wende vom 19. zum 20.Jh. in der
Zeit des Aufschwungs auch in der Landwirt-
schaft, oberhalb des traufseitigen Eingangs auf-
gesetzt worden.
Das älteste Gebäude des Hofes ist der 1781
erbaute Fachwerkstall, der als Dreiständergerüst
in Oberrähmverzimmerung unter einem für die
Zeit typischen, besonders hohen Halbwalmdach
entstanden ist. Unterschiedliche Eckverstrebun-
gen kennzeichnen den Bau sowie regelmäßig
angeordnete, einzelne oder doppelte Kopfbän-
der an den Traufseiten. Darüber hinaus gibt es
zahlreiche giebelseitige Eingänge unterhalb der
Ladeluke. Wie ehemals üblich liegt der Brunnen
vor dem Flett des Haupthauses. Er besteht aus
1809 datierten und beschrifteten Sandsteinseg-
menten, die von einem Eisenring zusammenge-
halten werden.
Die zur Ortschaft gehörende Siedlung Leverdin-
gen (Löverdingen oder Levern) mit ihren vier
weit voneinander entfernt liegenden ehemaligen
Vollhöfen schließt sich im Südosten von Lim-
beck an. Sie ist von der stark befahrenen Bun-
desstraße 71 geprägt, die die Einzelhöfe vonein-
ander trennt. Noch 1770 lagen sie alle südlich
einer nach Ilhorn führenden Wegeverbindung,
die jedoch im Laufe der Zeit verschwunden ist.
Die Gründung des Ortes soll erst nach der
Reformation erfolgt sein, obwohl der Personen-
name Levermann hier schon 1407 urkundlich
erwähnt wird. Zur Zeit der Verkopplung 1850
waren zusätzlich drei verstreut liegende Neu-
bauerstellen angesiedelt worden, die heute zu-
sammen mit den alten Höfen sowie einzelnen
jüngeren Ansiedlungen die Ortsmitte bilden. Die
historischen Höfe werden von altem Baumbe-
stand und von mit Feldsteinen gepflasterten Zu-
wegungen und Hofflächen geprägt. Hof Lever-
dingen 1 ist der am östlichen Ortsrand liegende
ehemalige „Jührs-Hof“. Seine direkt südlich an
die Durchfahrtsstraße angelehnten Gebäude
aus dem 19.Jh. und auch 20.Jh. sind recht-
winklig zueinander erstellt worden. Das ehemals
einheitliche Bild des 1895 als Vierständergerüst
in Unterrähmkonstruktion unter Halbwalmdach
erbauten Wohnwirtschaftsgebäudes wird stra-
ßenseitig von neuen Sprossenfenstern bzw. von
einer zusätzlichen giebelseitigen Einfahrt leicht
gestört. Beeindruckend ist auch die etwas
zurückliegende Fachwerkscheune unter Halb-
walmdach aus der 2. Hälfte des 19.Jh. mit ihren
Querein- und -durchfahrten und dem um 1920
angesetzten Querflügel unter Satteldach. Weite-
re Wirtschaftsgebäude, wie u.a. der massive
Schweinestall von 1934 und eine Wagenremise
aus der Zeit um 1950, ergänzen die Hof-
bebauung. Der älteste Gebäudetrakt ist das

250
 
Annotationen