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Pantel, Etta [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 25): Baudenkmale in Niedersachsen: Landkreis Soltau-Fallingbostel — Braunschweig, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.43924#0278
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Wohlendorf, bei Wohlendorf Nr. 23, jüdischer Friedhof, um 1850


Wohlendorf, Wohlendorf Nr. 13, Wohnwirtschaftsgebäude, 1922


Wohlendorf, Wohlendorf Nr. 20, Hofanlage


Rethem, basiert auf einer frühen Ansiedlung auf
den Ausläufern der Allerterrassen. Die „von
Woldendorpe“ besaßen wohl bis etwa 1300 hier
ein Gut. Eine erste urkundliche Erwähnung
findet Wohlendorf erst 1532; 1564 besaß Woh-
lendorf sechs Höfe davon evtl, ein Rittergut und
sechs Kötner. Die Kurhannoversche Landesauf-
nahme von 1771 zeigt bereits ein mit dem heuti-
gen vergleichbares, aus den beiden getrennten
Wohnplätzen Wohlenberg und Altenteich beste-
hendes Dorfbild, gelegen an einer Erschlie-
ßungsschlaufe, die den Ortsteil an die etwa 500
Meter entfernte Kreisstraße (K 112) nach Verden
bzw. an die Landesstraße (L 200) nach Rethem
anbindet. Die ehemalige Güterbahnstrecke nach
Rethem kreuzte hier.
Im Zusammenhang mit Besitzstreitigkeiten zwi-
schen dem Bischof von Verden und dem Haus
Rethem wird im 16.Jh. der Weiler Altenteich
(1334 „Olden dick“) genannt. Die spätere Er-
wähnung von „Altendeich“ in den Verkopplungs-
karten von 1827 weist möglicherweise auf eine
frühe Eindeichung der direkt an der Aller gelege-
nen Siedlung hin.
Die Auswirkungen des Großbrandes von 1919,
bei dem 28 Gebäude vernichtet wurden, be-
stimmen noch heute die Bebauung des Dorfes.
Das Dorfbild ist durch seine direkte Lage am
Allerdeich gekennzeichnet sowie durch seinen
bemerkenswerten Baumbestand, der die beiden
Dorflagen miteinander verbindet.
Auf der großzügigen Hofanlage Nr. 1, am Ende
einer feldsteingepflasterten Allee zwischen Aller
und Wölpe gelegen, haben die etwas veränder-
te Fachwerkscheune aus der Mitte des 18.Jh.
mit vorkragendem Giebeltrapez unter hohem
Dreiviertelwalmdach sowie das massive Wohn-
haus aus der Zeit um 1900 den Brand überstan-
den. Das Wohnhaus weist viele typische Merk-
male seiner Zeit auf, wie die symmetrische Glie-
derung der Traufseiten durch Zwerchdach bzw.
Zwerchgiebel mit Vorgespärre sowie zahlreiche
Gliederungselemente der Ziegelfassade. Den Stall
von ca. 1920 gliedern Ziergesimse in den Fens-
ter- und Türbereichen; ein plastischer Bullenkopf
macht die Nutzung des Gebäudes deutlich.
Auf der Hofstelle Nr. 20, nebenan, erhielt der
Zweiständer-Fachwerkbau aus dem frühen 18.Jh.
nach dem Brand ein Ziegeldach sowie 1936
einen steinernen Ziergiebel. Der ebenfalls massi-
ve Wohnhausanbau erfolgte bereits 1922. Ob
der kleine Speicher aus der Zeit um 1800 früher
als Backhaus genutzt wurde ist nach seiner
Renovierung nicht mehr nachzuvollziehen.
Auf dem eichenbestandenen Hof Nr. 13 in
Altenteich am westlichen Ende der Allee wurde
1922 hinter dem mit Feldsteinen gepflasterten
Vorplatz das große Wohnwirtschaftsgebäude
neu errichtet. Es entstand als massiver Ziegel-
bau in Anlehnung an die früheren Vierständer-
Hallenhäuser. Zahlreiche Zier- und Gliederungs-
elemente sowie ein großes korbbogiges Dielen-
tor aus Sandsteinquadern charakterisieren den
Baukörper.
Hier, weit außerhalb Rethems, am südwestli-
chen Ortsausgang wurde um 1850 der kleine jü-
dische Friedhof eingeweiht, der heute in der Süd-
westecke der Hofstelle Nr. 23 ein ca. 600 m2
großes Areal einnimmt. Die fünf unterschiedlich
gestalteten Grabsteine, z.T. mit hebräischer
Schrift, stehen inmitten von alten Eichen und
Robinien.

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