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inmitten des erhöhten, heidebedeckten Endmo-
ränenzugs am nordöstlichen Rande des kiefern-
bewachsenen Benninghöfer Forsts aufgebaut.
Die in Straßennähe in einem geschlossenen
Quadrat aufgestellte Hofbebauung des Land-
schaftspflegehofes Tütsberg wurde erst 1928
nach seiner Übernahme durch den Verein Na-
turschutzpark in einem heimatverbundenen Stil
und mit teilweise besonderer Ausprägung er-
baut und dient heute einer umweltschonenden
Landwirtschaft. Einige historische Hofgebäude
von Tütsberg im Hintergrund werden nach ihrer
Restaurierung als Hotel genutzt. 1965 ist der
1716 erbaute Treppenspeicher von seinem ur-
sprünglichen Standort an den Eingangsbereich
dieser Bebauung versetzt worden. Das auf ein-
zelne Findlinge gesetzte, 1 1/2-geschossige ver-
bohlte und reetgedeckte Hochrähmgerüst des
Speichers wird von eingezapften kopfbandun-
terstützten Ankerbalken gehalten. Reiche Profi-
lierungen an den Kragbalken und Treppenkon-
solen, am Türsturz und insbesondere an den
traufseitigen Knaggen im Bereich der Tragstän-
der schmücken das Gebäude.
Der reetgedeckte Treppenspeicher des kleinen,
in Bäume gehüllten Heidehofes Wulfsberg steht
rechterhand der nördlichen Zufahrt. Er ist erst
1970 aus dem benachbarten, heute zu Bispin-
gen gehörenden Niederhaverbeck hierher ver-
setzt worden. Trotz seiner altertümlich wirken-
den Hochrähmkonstruktion mit den außen
sichtbaren durchgesteckten Ankerbalken auf
Drempelhöhe ist er vermutlich erstmals um
1750 aufgestellt worden. Eine Doppeltüranlage
führt auf der Traufseite in zwei unterschiedlich
große Speicherräume. Das ebenfalls reetge-
deckte Wohnwirtschaftsgebäude des Hofes
weist eine ungewöhnliche Querdurchfahrt im
Wirtschaftstrakt auf. Das ursprünglich für die
Schafhaltung entstandene Gehöft war wohl erst
zu Anfang des 19.Jh. erstmals besiedelt wor-
den. Die 1851 erwähnten zwei benachbarten
Neubauer- und etwas abseits liegenden Anbau-
erhöfe sind nicht mehr vorhanden. Heute ver-
mittelt die einsame Anlage ein einprägsames
Bild des früheren kargen Heidelebens. Von dem
vorbeiführenden Sandweg aus hat man einen

schönen Ausblick auf die nach Osten ansteigen-
de Hügelkette der Endmoräne.
Die traditionsreiche Hofstelle Möhr, die mit dem
benachbarten Pietzhof östlich des Pietzmoores
liegt und im Norden und Osten an die ehemals
weiten Heidegebiete grenzt, beschreibt nahezu
die südliche Grenze des Naturschutzgebietes.
Die Erbauer hatten sich die heute bewaldete,
mit einzelnen mächtigen Eichen bestandene
kleine Anhöhe zwischen der Böhmequelle und
einem Zufluss ausgesucht. Nachdem ein 1978
beantragter Abbruch aller Hofgebäude verhin-
dert wurde, dient sie seit 1982 als Sitz der Nord-
deutschen Naturschutzakademie, welche hier
nach der Auslagerung der Fortbildungsveran-
staltungen vor allem Forschungen betreibt. Trotz
ihrer Lage zwischen B 3 und L 170 strahlt die
über eine lange Zufahrt mit einer schönen alten
Birkenallee erreichbare Anlage eine besondere
Ruhe aus.
Ihre erste urkundliche Erwähnung fand bereits
im frühen 14.Jh. statt. Die Erbauer hatten sich
die heute bewaldete und mit einzelnen alten
Eichen bestandene Anhöhe zwischen der in der
Nähe entspringenden Böhme und einem Zufluss
ausgesucht. Im Mittelpunkt der Landwirtschaft
stand ursprünglich neben der typischen Heide-
wirtschaft die Torfgewinnung. Nahe Lehmvor-
kommen wurden von 1847-1905 ausgenutzt
und ließen hier eine Ziegelei entstehen, die auch
Ziegel für die Schneverdinger Kirche lieferte. An
diese Vergangenheit erinnern die angrenzenden
Ziegelteiche im Süden und das 1891 an Stelle
eines Vorgängergebäudes in Rohziegelbauweise
errichtete stattliche Wohnhaus des Hofes mit
giebelständig angesetztem eingeschossigem
Wirtschaftstrakt (Stall). Es fällt durch sorgsam
ausgeführte Zierziegelsetzungen zur Gliederung
und zum Schmuck auf sowie durch reich ge-
schnitzte, hölzerne Vorgespärre. Beide Gebäu-
deteile öffnen sich zu der im Osten vorgelager-
ten Gartenfläche. Vor die langgestreckte Fassa-
de wurde wohl schon zur Erbauungszeit eine
Reihe gleichmäßig gepflanzte Kopflinden ge-
setzt. Das eingeschossige Haupthaus mit Drem-
pelgeschoss wird hier von einem etwas außer-
mittig über den zeitgenössischen Hauseingang

Heber, Hof Langwedel, Wohnwirtschaftsgebäude, 1825


mit Granittreppe gesetzten Zwerchhaus be-
herrscht. Dieses Element wiederholt sich in
Form eines ehemaligen kleinen Dacherkers mit
Ladeluke im umgenutzten Stallteil.
Unter den zahlreichen Nebengebäuden des
Hofes sind die beiden parallel zur Zuwegung
stehenden erwähnenswert. Der ehemalige
Schafstall ist ein langgestreckter Fachwerkbau
unter Halbwalmdach mit mittiger Längsdurch-
fahrt, der sicherlich erst gegen Ende des 19.Jh.
erbaut worden ist, während das damalige mas-
sive Altenteilerhaus mit feinen Zierziegelsetzun-
gen im Giebelbereich vermutlich älter ist (um
1860).
Außerhalb des Naturschutzgebietes bildet eine
in der 2. Hälfte des 19.Jh. wohl an den heutigen
Standort verlegte Hofanlage ein weiteres denk-
malwertes Ensemble des weitläufigen Ortsteils
Hillern. Die drei historischen Hofstellen hatten
sich ursprünglich an einer kleinen Kreuzung zu
beiden Seiten der Böhme angesiedelt (1776),
werden aber 1856 in westlicher Lage der stark
begradigten Böhme angegeben. Die um 1800
östlich davon ausgebaute Fernstraßentrasse der
B 3 brachte später eine weitere Teilverlagerung
der Bebauung nach Osten mit sich.
Die streng rechtwinklig aneinander gebauten
Ziegel- und Fachwerkgebäude des Hofes am
Randes eines Eichenwäldchens (Nr. 1) bilden
eine geschlossene Anlage, die südlich von He-
ber den nordwestlichen Kreuzungsbereich der B
3 mit der rechtwinklig querenden Verbindungs-
straße einnimmt. Das große Wohnwirtschaftsge-
bäude ist 1867 in massiver Ziegelbauweise in
Anlehnung an einen Vierständerbau errichtet
worden. Gliedernde Ziegelsteinsetzungen wie
Ecklisenen und Gesimsbänder sowie der korb-
bogige Abschluss der mittigen Längseinfahrt
und die rundbogigen Giebelfenster darüber sind
seine zeitgenössischen Schmuckelemente. In
der Diele sind die Ständereihen des Innenge-
rüsts unverbaut erhalten geblieben. Vermutlich
zeitgleich ist die nördlich anschließende quer
aufgeschlossene Scheune unter Satteldach mit
traufseitigem Dacherker errichtet worden. Eine
Längseinfahrt ermöglicht die Einfahrt von der

Heber, Hof Tütsberg, Treppenspeicher, 1716


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