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Pantel, Etta [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 25): Baudenkmale in Niedersachsen: Landkreis Soltau-Fallingbostel — Braunschweig, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.43924#0295
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statteten Altarwand mit Orgel (aus der 2. Hälfte
des 18.Jh.) hat einen Zugang von außen erhal-
ten. Kostbare Besonderheiten der Kirche sind
die 1971/72 bei Restaurierungsarbeiten an der
Ostseite des Chorbogens freigelegten spätgoti-
schen Wandmalereien vom Anfang des 16.Jh.
Zwischen reichem Rankenwerk werden bibli-
sche Darstellungen gezeigt. Bei der Freilegung
des Fußbodens zu diesem Zeitpunkt sind auch
die Fundamente des Vorgängerbaus zum
Vorschein gekommen. Die aufwendig geschnitz-
te Kanzel im Renaissancestil von 1608 mit
zugehörigem Schalldeckel hat durch zahlreiche
Übermalungen gelitten. Als Teil der reichen Aus-
stattung beeindruckt besonders der mit reichem
Farbenschmuck versehene geschnitzte Mittel-
schrein eines spätgotischen Schnitzaltars, der
wohl der barocken Altarwand Platz machen
musste. Seine fünf Statuen stellen neben der
Madonna u.a. den Titelheiligen St. Laurentius
dar. Diese gegen 1500 erfolgte Lüneburger
Arbeit, ist heute in der Nische eines vermauerten
dreibahnigen Original-Fensters mit Kleeblattbö-
gen in der Nordwand des Chores zu sehen.
Auch ein großes Sandsteinepitaph von 1586,


Schwarmstedt, Ev. Kirche, Sandsteinepitaph, 1586

Schwarmstedt, Kirchstr., Ev. Kirche St. Laurentius,
Kanzel, 1608


das die Ritterfamilie von Bothmer mit ihren 13
Kindern darstellt und mehrere Holzepitaphe des
17.Jh. sowie der schlichte sechseckige Tauf-
stein von 1528 zählen zu der bedeutenden
Ausstattung der Kirche.
Nachdem der Kirchhügel keinen Platz mehr bot,
wurde ab 1836 zunächst der südliche Teil des
neuen Friedhofs am Nordausgang des Dorfes,
an der Celler Straße, B 214, freigegeben, der
seit 1888 vielfach erweitert wurde. In seiner
Südostecke wurde bereits 1867 die zunächst
als Bahrenhaus konzipierte, dann in neugoti-
scher Formensprache erbaute Backstein-Kapel-
le errichtet. Heute noch fasst die 1870 errichte-
te, 1,20 Meter hohe Einfriedungsmauer aus
Backstein den ältesten Friedhofsteil. Zu beiden
Seiten einer etwa hundertjährigen Lindenallee
liegen die aufwendigen, von Hecken bzw.
schmiedeeisernen Zäunen umgebenen Grab-
stellen des 19.Jh. mit den eisernen Grabkreuzen
und Grabmalen in Sandstein. In der Nordweste-
cke des Geländes erinnert die von Eiben um-
grenzte, aus 60 roten Sandsteinkreuzen beste-
hende Kriegsgräberstätte an die Gefallenen der
beiden Weltkriege.

Noch im 18. Jh. scharten sich vier Gutshöfe (ll-V)
und der Pfarrhof in U-Form dicht um den Kir-
chenhügel und prägten so jahrhundertelang den
Dorfkern. Die übrigen Hofstellen des Dorfes
schlossen sich im Osten und Süden daran an.
Nach zahlreichen Bränden, denen u.a. 1800 elf
Höfe mit 32 Gebäuden und 1854 acht Höfe mit
20 Gebäuden zum Opfer fielen, musste die
dichte Besiedelung aus Sicherheitsgründen teil-
weise ausgelagert bzw. weiter auseinanderge-
rückt und mit harter Ziegelbedachung versehen
werden. Der im Südwesten der Kirche gelegene
sog. Gutshof IV ist nach seiner Zerstörung 1800
nicht wieder aufgebaut worden. Auch der
Grundbesitz der übrigen mittelalterlichen Ritter-
güter bzw. freien Sattelhöfe wurde seit der 2.
Hälfte des 19.Jh. vereinzelt und verkauft, Gut II
wurde 1905 abgebrochen und in den siebziger
Jahren musste der Pfarrhof dem modernen Ge-
meindezentrum weichen, so dass heute nur
noch zwei stattliche Herrenhäuser auf wesent-
lich verkleinerten Parzellen erhalten sind.
Am prägendsten für Schwarmstedt ist neben
der Kirche heute noch das nördlich gelegene


Schwarmstedt, Kirchstr., Ev. Kirche St. Laurentius, Chor mit Altar und Orgel, 2. Hälfte 18,Jh.

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