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Pantel, Etta [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 25): Baudenkmale in Niedersachsen: Landkreis Soltau-Fallingbostel — Braunschweig, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.43924#0296
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Gutshaus III, das herrschaftliche Wohnhaus der
seit 1304 erwähnten sog. „Alten Burg“, Celler
Straße 28, das sich mit seinem hochaufragen-
den, vierfach vorkragendem Giebel inmitten von
benachbarten Gewerbebetrieben entlang der
Ortsdurchfahrt, der B 214, behauptet. Bevor die
neuen Besitzer von Bothmer hier 1665 das
bestehende Gutshaus in schlichtem Renaissan-
cestil neu errichteten, wird in einer Urkunde von
1472 ein Bergfried auf der Hofstelle erwähnt. Ab
1841 beherbergte das Gebäude kurzzeitig die
erste Apotheke Schwarmstedts. Heute wird das
Grundstück mit dem 1977 sanierten, von öffent-
lichen Einrichtungen genutzten Gebäude stra-
ßenseitig von einer historischen Vorbildern nach-
empfundenen Backsteinmauer eingefasst. Das
alte Gutshaus selbst ist ein auf Findlingen und
Raseneisensteinen gegründetes zweigeschossi-
ges Fachwerkgebäude unter schlichtem Sattel-
dach, dessen kräftiges, wenig verändertes
Stockwerkgerüst sich durch reiche Gliederungs-
und Zierelemente im Bereich der dreiseitigen
Vorkragungen, wie gerundete Balkenköpfe und
zahnschnittartig profilierte Füllhölzer sowie paar-
weise angeordnete Fußstreben auszeichnet. An

den schlichten rückseitigen Giebel ist ein einge-
schossiger Anbau aus der Zeit um 1800 ange-
setzt, der ebenfalls umgenutzt und restauriert
wurde. Mit gleichen Merkmalen, nur um einige
Gefache kürzer, war 1670 das alte Pfarrhaus
östlich der Kirche erbaut worden, das nach
Abriss 1972 durch das neue Gemeindehaus
ersetzt wurde.
Am Westrand des ehemals weitläufigen, an den
Pfarrhof anschließenden Geländes zweier Güter
(II und V), liegt der sog. „Schlütersche Hof“ auf
einem deutlich erkennbaren kleinen Hügel
(Hauptstraße 14). Er wird als jüngstes Gut (V)
erst um 1500 erwähnt. Das giebelständige
Herrenhaus mit weitgehend erneuertem Stallan-
bau liegt in einigem Abstand hinter einer Reihe
straßenseitiger Eichen, wird aber von nahen Ge-
werbebauten bedrängt. Sein ehemaliges, von
Linden umstandenes Vorfahrtsrondell ist auf der
nördlichen Traufseite mit Teilen einer Buchenhe-
cke erhalten geblieben. Der stattliche, um 1800
erbaute, zweigeschossige, heute verputzte
Fachwerkbau unter dem ungestörten Walmdach
ist mit sieben Fensterachsen klar gegliedert. Ein-

Schwarmstedt, Celler Str. 28, Wohnhaus, 1665, Vorkragung


ziger Schmuck sind die traufseitige doppelflüge-
lige Eingangstür mit Oberlicht und hölzerner
Rahmung in klassizistischem Stil sowie die
wandhohen Eckständer.

Gut I in Alt Schwarmstedt
In der bereits seit 1167 urkundlich erwähnten
Siedlung Alt-Schwarmstedt, jenseits der Bahnli-
nie, liegt das sog. „Lenthesche“ Gut, Mühlen-
weg 10, 10a, das mit seinen ausgedehnten
Parkflächen das Bild des heute mit dem west-
lichen Siedlungskern zusammengewachsenen,
weitgehend verstädterten Dorfes Schwarmstedt
mitprägt. Es gilt als das ehemalige Vorwerk des
1903 abgebrochenen, im Dorfkern gelegenen
Gutes II, das gut 500 Jahre lang Stammsitz
derer von Hademstorf war, nachdem diese die
1394 zerstörte „Uhlenburg“ an der Allerfurt bei
Essel verlassen mussten. Die heutigen Gutsge-
bäude wurden nach dem Besitzerwechsel in der
Mitte des 18.Jh. an Stelle von Vorgängerbauten
errichtet. Von den 1812 verzeichneten neun
Gebäuden sind im Bereich der barocken,
ehemals exakt symmetrischen, U-förmigen An-
lage mit dem zentralen Herrenhaus und den
zweigeschossigen Annexen, neben dem Her-
renhaus nur noch das nördliche Verwalter-
Wohnhaus mit angesetztem ehemaligem Wirt-
schaftsgebäude erhalten. Die beiden im Winkel
zueinander stehenden Gebäude liegen im
Südosten des schönen, gut gepflegten, heute
überwiegend bewaldeten Landschaftsparks, der
von Erschließungswegen umgeben ist. Bis zur
Hofzufahrt im Osten führt von dem Mühlenweg
eine Allee parallel zum Wassergraben, Am Tog-
graben, der gegenüber der Hofeinfahrt von einer
Bogenbrücke aus Ziegelstein überquert werden
kann.
Auf die Ursprünge des Parks als Barockanlage,
angeblich aus der Zeit um 1740, weisen Reste
eines Hainbuchen-Laubengangs sowie zahlrei-
che sehr alte, nicht heimische Bäume hin.
Neben einer stark bewegten Dünenlandschaft,
überwiegend im Süden, ist im waldartigen nörd-
lichen Teil ein künstlicher Hügel mit 200 Jahre
altem Baumbestand als Familien-Erbbegräbnis
erhalten.


Schwarmstedt, Celler Str. 28, Wohnhaus, 1665, Giebeldreieck

Das 1748 erbaute Herrenhaus ist ein beeindru-
ckender zweigeschossiger Baukörper unter
hohem Walmdach, der hinter einer ehemaligen
Vorfahrt zurückliegt. Das überstrichene 13-
achsige Fachwerk mit den hohen alten Fenstern
lässt, wie in der Erbauungszeit üblich, den
Eindruck eines Massivbaus entstehen. Seine
ruhige symmetrische Gliederung wird betont
durch die zweiläufige barocke Treppenanlage in
Sandstein vor dem zentralen hölzernen Ein-
gangsportal. Horizontal gliedern der hohe ver-
putzte Kellersockel und ein profiliertes Stock-
werkgesims. Die Treppenanlage mit dem
schmiedeeisernen Gitter ist um 1912 beim
Anbau des verglasten Eingangsvorbaus wohl
entsprechend versetzt worden. Heute führt der
von zwei ovalen, vergitterten Fenstern flankierte
segmentbogige Zugang zum Sockelgeschoss
durch einen entsprechenden Vorraum unter
dem Anbau. Auf der Gartenseite wird der gleich-
zeitig entstandene mittige Wintergarten durch
einen modernen aufgestelzten Terrassenbereich
mit stählerner Treppe erweitert.

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