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Pantel, Etta [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 25): Baudenkmale in Niedersachsen: Landkreis Soltau-Fallingbostel — Braunschweig, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.43924#0303
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unterschiedlichen Ämtern angehörten, obwohl
sich Besitzungen und Abgaben nicht so eindeu-
tig zuordnen ließen. Wie auch die benachbarte
Gemeinde Gilten kam Klein-Grindau 1859 von
Neustadt a. Rbg. an das Amt Ahlden, dem auch
die Amtsvogtei Essel/Bissendorf mit Groß-Grin-
dau bereits seit 1852 einverieibt war.
Grindau ist wie Schwarmstedt auf einem kräftig
ansteigenden Talsandrücken am Rande des
breiten Tals der Leine entstanden, die nach zahl-
reichen Flussbettänderungen heute in ca. einem
Kilometer mit zahlreichen Mäandern östlich vor-
beifließt. Die bereits in Karten des 18.Jh. darge-
stellten aufgereihten Hofanlagen des östlichen
Ortsteils lassen an ein von Grundherren geplan-
tes Zeilendorf (evtl. Waldhufendorf) denken. In
die Ausläufer der ausgedehnten südlichen Wald-
flächen sind zahlreiche Scheunen hineingebaut
worden (heute das sog. Scheunenviertel). Die
Hofstellen an der Dorfstraße, der Ortsdurchfahrt
der L 193, entstanden in weitgehend hochwas-
serfreier Lage entlang der parallel zur Straße
verlaufenden Höhenlinien. Sie prägen das Stra-
ßenbild mit ihren giebelständig zur Straße orien-
tierten Hofgebäuden und insbesondere den teil-
weise in der Straßenflucht aneinander gereihten
Scheunen und Resten der alten gemauerten
Hofeinfassungen mit Sandstein-Torpfeilern, wie
es nach dem großen Brand von 1859 entstan-
den ist. Bis heute weitgehend unverändert ge-
blieben sind die drei mittleren Höfe Dorfstraße
6, 8 und 10 auf schmalen langgestreckten
Grundstücken. Deren parallel zueinander aufge-
baute Wohnwirtschaftsgebäude und die stra-
ßenseitigen giebelständig aneinander gesetzten
Scheunen stehen in sicherem Abstand zu den
rückseitigen, zu den abfallenden Marschwiesen
orientierten kleineren Nebengebäuden wie z.B.
den Backhäusern. Gut erhalten ist Nr. 10 von
vor dem Brand von 1842 in Hochrähmgefüge
mit Kniestock und erhaltenem Backgewölbe
sowie Nr. 6, mit Gefügeteilen von vor dem
Brand.
Die beiden Wohnwirtschaftsgebäude von Hof
Nr. 8 und 10 von 1859 sind in der Art von
Vierständerbauten in massiver Bauweise fast
identisch aufgebaut worden. Beide zeigen die

gleichen Sandsteineinfassungen der mittigen
Toreinfahrten und Stalltüren sowie gliedernde
Ziersetzungen in dem symmetrisch aufgebauten
Wirtschaftsgiebel. Die rückseitigen Wohntrakte
sind zweigeschossig mit repräsentativen
zwerchhausbekrönten Eingangsrisaliten und
breiten Sandsteintreppen auf der Südseite. Der
Wohntrakt des 1859 in Fachwerkbauweise er-
richteten Wohnwirtschaftsgebäudes von Nr. 6
ist möglicherweise nachträglich aufgestockt und
mit Quaderputz und profilierten Gliederungsele-
menten versehen worden, während der Wirt-
schaftstrakt mit Vorschauer bis heute unverän-
dert geblieben ist. Die um 1860 errichteten stra-
ßenseitigen Scheunen, die entsprechend der
Bauweise der Hauptgebäude in Backstein mit
korbbogigen Längsdurchfahrten oder in Fach-
werk errichtet wurden, unterscheiden sich durch
ihre Dachformen, wie Mansard-, Sattel- oder
Halbwalmdach. Von den nördlich anschließen-
den, vielfach veränderten Höfen Dorfstraße 2
und 4 (Nr. 2 mit eingebauten Grabsteinen aus
der 2. Hälfte des 17.Jh.) sind die straßenseitig
gegenüberliegenden Scheunen zu erwähnen,
die als Dreiständer-Fachwerkscheunen zu Be-
ginn (I) bzw. am Ende (II) des 19.Jh. am Rande
der Waldfläche traufständig an der Straße
erbaut wurden und heute mit ihren gleichmäßi-
gen quadratischen Gefachen den nördlichen
Dorfeingang prägen. Die weiter südlich im Wald-
bereich zwischen Buchholzer Mühlenweg und
Langenkampsweg verstreut liegenden Scheu-
nen sowie einige Steinanhäufungen im Eichen-
wald sind Reste des früher dichteren Scheunen-
viertels, das noch 1864 aufgrund einer Ausnah-
meregelung für sieben benachbarte Hofstellen
auch für Neubauten bestätigt wurde. Die älteste
Scheune (I) südlich des Buchholzer Mühlen-
wegs stammt vermutlich aus dem frühen 18.Jh.
Sie fällt durch ihr hohes, wohl seit einer Erneue-
rung 1945 mit Blechplatten gedecktes Walm-
dach auf sowie durch die vollständige Verboh-
lung ihrer weiten Gefache. Kopfbänder und
eckständige Fußstreben stützen das Ankerbal-
kengefüge, das teilweise auf Raseneisensteine
gegründet ist. Die unterschiedlich großen
Scheunen gegenüber sind ebenfalls verbohlt.
Die im 19.Jh. errichtete kleine Scheune II weist
ebenfalls ein (eingehälstes) Ankerbalkengefüge

auf, ebenso wie Scheune IV, Langenkamps-
weg, ein Dreiständerbau unter Satteldach aus
dem 18.Jh., während die größere, in der 2. Hälf-
te des 19.Jh. mit der Hofstelle entstandene
Halbwalmdach-Scheune III zwei Innenständer-
reihen aufweist. Auch weitere, am Rande des
Waldes an der Dorfstraße stehende Scheunen
entstanden erst im 19.Jh. oder später und be-
stimmen mit zahlreichen straßenseitigen Hof-
bäumen das dörfliche Straßenbild mit.
Am Übergang zu dem westlich gelegenen Dorf-
teil Klein Grindau liegt neben dem Schul-
Eckgrundstück die alte Hofstelle Marschweg
12. Auf ihr sind neben modernisierten Hauptge-
bäuden des 19.Jh. einige ältere, weitgehend
intakte Nebengebäude erhalten, wie der ehema-
lige, wohl im beginnenden 18.Jh. in Dreiständer-
bauweise errichtete Hof-Schafstall. Er ist ge-
kennzeichnet durch seine alte, tief herunter ge-
zogene Dachform mit Uhlenfluchten sowie
Kopf- und Fußbandreihen an den Traufseiten.
Daneben steht der in Dörfern jenseits der Leine
häufiger zu findende Treppenspeicher, der in der
2. Hälfte des 17.Jh. mit eingehälsten Ankerbal-
ken und vollständiger Verbohlung errichtet wur-
de. Er bildet mit seinem zweifach vorkragenden,
jeweils mit Ladeluken versehenen und mit einem
sog. Wendenbaum geschmückten Giebel den
Mittelpunkt des Wirtschaftshofes. Weitere
Schmuckelemente sind der Türsturz mit Esels-
rückenmotiv sowie schmiedeeiserne Türbänder.
Das ehemalige schlichte Backhaus von 1811
daneben ist in den Jahren 1994/95 modernisiert
und als Wohnhaus umgebaut worden.
Das aus drei Hofanlagen bestehende ehemalige
Haufendorf Klein Grindau, erscheint mit der
ergänzenden Bebauung des 19.Jh. als eine Art
Rundlingsdorf, in dem die tortenartig zuge-
schnittenen Parzellen sowie sämtliche Gebäude
giebelständig zur Mitte hin orientiert sind. Auf
der nordwestlich gelegenen, verkleinerten ehe-
maligen Hofstelle Klein-Grindau 6 ist das äl-
teste, 1793 erbaute Wohnwirtschaftsgebäude
des Ortsteils erhalten, das zwar restauriert und
zu Wohnzwecken umgenutzt ist, dessen teil-
weise früh entkerntes Vierständer-Gefüge mit
vergrößerten Fensteröffnungen vielfach wieder


Grindau, Dorfstr. 6, Hofanlage, Wohnwirtschaftsgebäude

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